
Die Klosteranlage von Skellig Michael
[edit 5. Juni 2025] Am Samstag, dem 7. Juni 2025, geht die Saison auf Skellig Michael wirklich los. Ein Richter am High Court hat dem OPW erlaubt, 15 Bootslizenzen für das Jahr 2025 auszgeben.
Verpatzter Start: Heute sollte auf Skellig Michael, der sagen-umwobenen Felseninsel vor der Küste Kerrys im irischen Atlantik, die Saison beginnen. Doch die 18 Boote, die jeweils zehn Besucher zur Klosterinsel bringen sollten, bleiben vorerst vor Anker. In Portmagee tobt ein Streit um die Lizenzvergabe durch das Office of Public Works (OPW). Drei Touren-Veranstalter, die in diesem Jahr keine Lizenz bekommen haben (Casey´s, The Moorings und ein Veranstalter auf Valentia Island), sind im April und im Mai vor Gericht gezogen und kämpfen um ihr Geschäft. Vorläufiges Ergebnis: Das OPW hält alle Lizenzen für die neue Saison zurück und begründet dies mit der ungeklärten Rechtslage. Für den 14. Mai ist nun ein Gerichtstermin angesetzt, der Klarheit bringen soll.
Das Wetter an Irlands Westküste ist seit zwei Wochen sommerlich, das Wasser ruhig und glatt. Ideale Bedingungen für die 16 Kilometer lange Bootsfahrt hinaus auf den Felsen des Michael. Eigentlich. Die Betreiber der Skelligboote verlieren mit jedem stornierten Tag über 20.000 Euro Einnahmen. Der Zugang zum Weltkulturerbe Skellig Michael ist streng reglementiert. Pro Tag dürfen maximal 180 Menschen die Insel besuchen. Die Saison ist vier Monate kurz, dauert von Mitte Mai bis Mitte September. Nun hoffen alle Beteiligten, dass der Rechtsstreit Mitte der nächsten Woche geklärt wird.
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Wer möchte, kann Skellig Michael im Folgenden einen virtuellen Besuch abstatten. Hier einige Geschichten, die Irlandnews über einen der faszinierendsten Orte Irlands veröffentlicht hat:
Faszination Skellig Michael: Seit ich vor 17 Jahren das erste Mal auf der Felseninsel vor der Küste von Kerry landete, hält sie mich in ihrem Bann. Gerade lebe ich wieder in der Energie, die auf Skellig Michael so allgegenwärtig ist: Wir haben vor einigen Tagen einen Ort in Frankreich besucht, der ebenfalls dem Erzengel Michael gewidmet ist, der eine ganz ähnliche Energie ausstrahlt und der wie Skellig Michael auf der geheimnisumwitterten Sankt-Michaels-Linie liegt, einer Ley-Linie, die sich als schnurgerade heilige Spur von Irland über Großbritannien und Frankreich, Italien und Griechenland bis nach Israel zieht. Auf ihr: sieben dem Erzengel Michael gewidmete Plätze. Skellig Michael im irischen Atlantik ist das westlichste der sieben Heiligtümer.
Der Ort in Frankreich: Mont Saint Michel, eine Kloster-Felseninsel an der Küste der Normandie auf der Grenze zur Bretagne. Über diesen faszinierenden Ort, der im Jahr 708 von dem Mönch Aubert von Avranches gegründet wurde, demnächst mehr. Heute zur Einstimmung ein paar besondere Fotos von Skellig Michael aus der Vogelperspektive.
Wir haben hier auf Irlandnews oft über Skellig Michael und Little Skellig berichtet. Zuletzt erschienen im Juni und Juli 2022 zwei größere Geschichten.
Die erste Story beschäftigt sich mit den Geheimnissen des Klosterfelsens und mit der Einsiedelei hoch oben in der steilen Wand des Südgipfels. (Zum Lesen hier Klicken). Im zweiten Beitrag berichtet Catherine Merrigan, Hüterin der Papageientaucher auf der Insel, von ihrem abenteuerlichen Leben auf Skellig Michael (Den Beitrag mit ausgezeichneten Fotos gibt es hier).
Für diese Beiträge hatte ich mich um einige außergewöhnliche Fotos der Insel aus dem Foto-Archiv des National Monuments Service (NMS) von Irland bemüht. Die Freigabe der Luftbilder kam für die Beiträge zu spät. Sie ist eingetroffen, und ich möchte Euch die vier Fotos heute zeigen: Skellig Michael aus ungewöhnlicher Perspektive, von oben betrachtet. Ein Dank an Tony Roche vom NMS in Dublin für die Freigabe.
Skellig Michael aus der Vogelperspektive: Auf den beiden Skellig-Inseln leben zehntausende Vogelpaare – Papageientaucher, Basstölpel, Sturmschwalben, Tordalken, Schwarzschnabel-Sturmtaucher, Trottellummen, Dreizehenmöwen, Eissturmvögel. Sie sehen ihre Teilzeitheimat im Atlantik vor dem Festland von Kerry so oder so ähnlich . . .
Alle Beiträge über Skellig Michael auf Irlandnews findet Ihr hier in der ÜBERSICHT
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Alle Aufnahmen Copyright and Photo Credit: © Photographic Archive, National Monuments Service, Government of Ireland.
„Wie könnte ich sagen, dass Skellig Michael – und noch mehr der Mont Saint-Michel – Orte sind, die mich zutiefst beeindruckt und geprägt haben, wenn ich sie nicht hätte erleben dürfen?“
Vermutlich gibt es 2.000.000.000 Menschen der Weltbevölkerung von rund 8.000.000.000 Meschen, die es sich leisten können, diese Orte zu besuchen. Wie sollen die darüber berichten, wenn sie sie nicht erleben dürfen.
Wie viele Milliarden Menschen werden nie erfahren dürfen, wie es ist, in ihrem irischen Ferienhaus zu residieren, lieber Dieter. Wir sind privilegiert.
Liebe Freunde, ich erkenne an und unterstütze aktiv und wirklich im eigenen Leben, dass mindestens 50 Prozent des Landes auf dieser Erde komplett dem nichtmenschlichen Leben vorbehalten bleiben muss. Seit Jahrzehnten leide ich darunter, wie unsere maßlose Spezies alle Grenzen ignoriert und sich alles einverleibt, was sie an sich raffen kann. Bei Skellig Michael (und dem Mont Saint-Michel) bin ich anderer Meinung. Beides sind nicht nur Natur- sondern auch Kultur-Denkmäler. Gerade auf Skellig Michael haben Menschen vor fast eineinhalb Jahrtausenden einen in die Natur integrierten spirituellen Lebensort geschaffen und diesen behutsam mitgeprägt. Die schlimmsten Sünden begingen erst in der Neuzeit die relativ unkundigen Restaurateure und die Regierung, die den heiligen Ort an Hollywood vermietete.
Maximal 180 Menschen am Tag auf die Insel zu lassen, und das an vier Monaten im Jahr, halte ich für einen vorbildlichen Umgang mit einem fragilen Natur-und Kulturort. Wenn diese Praxis andernorts Schule machen würde, wären wir ein Stück weiter. Die Besucher werden zudem von OPW-Guides instruiert und begleitet. Der Aufenthalt ist zudem zeitlich begrenzt, ich meine auf maximal zweieinhalb Stunden.
Ich frage mich zunehmend, was geschieht, wenn wir uns Menschen, die wir ja auch Natur sind, völlig von Naturplätzen ausschließen. Wie lernen wir dann noch, die Natur zu lieben und zu schätzen? Wie könnte ich sagen, dass Skellig Michael – und noch mehr der Mont Saint-Michel – Orte sind, die mich zutiefst beeindruckt und geprägt haben, wenn ich sie nicht hätte erleben dürfen?
Lieber Markus,
an der Text-Stelle “der Zugang zum Weltkulturerbe Skellig Michael ist streng reglementiert. Pro Tag dürfen maximal 180 Menschen die Insel besuchen” habe ich mir nun auch die Frage gestellt, warum an diesem verletzlichen und schützenswertem Ort überhaupt (noch) der Zugang für Touristen erlaubt ist. Die Antwort liegt natürlich auf der Hand.
Und auch ich habe die Kloster-Felseninsel Mont Saint Michel in der Normandie/Bretagne vor einigen Jahren besucht. Faszinierend ist der Ort ebenfalls, abschreckend hingegen sind die Touristenströme (rund 2,5 bis über 3 Millionen Menschen jährlich). Eine besondere Energie konnte ich hier nicht erleben, es war einfach zu belebt.
Auch hier brüten Seevögel, Möwen. Hoch oben, an sich geschützt vor natürlichen Feinden. Einzig der Mensch macht den Möwen-Eltern zu schaffen, wenn ihre Küken „ausreißen“ und Touristen versuchen, die niedlichen Kleinen fotografisch einzufangen.
Du hast recht, lieber Lorenzo, kein Naturort wartet auf Menschen (die so häufig den Lebensraum von Pflanzen- und Tierwelt erobern und einnehmen, fotografieren, zertrampeln, Müll hinterlassen). Ganz im Gegenteil. Es bedeutet immer eine Störung – und klar, insbesondere in der Brutzeit.
Könnte die Natur, könnten die Ökosysteme vor Gericht ziehen…
Lieber Markus, lieber Lorenzo
Dieser für mich (erneut) rein geistige aber wunderschöne – dank Dir Markus und diesen einzigartigen Photos – Ausflug nach Skellig Michael (den Mt.St.Michel kenn ich selbst) hat mich zutiefst gefreut. Und ja Lorenzo, ich finde Deine Gedanken dazu genau richtig. Möge die totale Verschnaufpause für Skellig Michael noch bis zum Ende der Brutsaison dauern… Es gibt aber tatsächlich auf dieser Welt Orte, die „einen“ in der Seele rufen und an/auf denen man dann meist unsagbar Schönes und ewig Prägendes durch- und erleben darf…
Lieber Markus,
vielen Dank für die wunderbaren Fotografien – sie haben mich unmittelbar an meinen letztjährigen Besuch auf Skellig Michael erinnert.
Damals hielt ich diesen Ausflug noch in einem selbstgefälligen Video fest. Heute – mit etwas mehr Abstand – im Bewusstsein, dass diese Insel nie auf mich gewartet hat.
Nicht die Vögel. Nicht ein einziger Tropfen dieses wilden Atlantiks.
Wo bleibt eigentlich der Aufschrei der Naturschützer? 🌿
Statt Massentourismus, Abgase und Lärm auf Skellig Michael – herrscht nun: Stille. Kein Anlanden. Keine Boote. Kein Getöse. Nur Natur.
Eigentlich müssten die Gerichte in diesem Fall mit Lob überschüttet werden – denn ganz nebenbei tun sie, was sonst kaum gelingt: Die Natur bekommt eine Verschnaufpause. Die Seevögel atmen weiter auf, der Atlantik ruht.
Und ich frage mich:
In was für einer Welt leben wir eigentlich –
wenn eine Pause für die Natur zur Katastrophe für den Menschen wird – und nicht umgekehrt?