Die Bürgermeisterin von Dublin, Alison Gilliland bei der Programmvorstellung für das Patricks Day Festival 2022 mit Parade-Tänzerinnen aus Brasilien, Bolivien und Indien. Foto: Julien Behal

 

Auf diese neue Woche freuen sich viele Menschen in Irland schon lange: Am Donnerstag feiern wir den St. Patricks Day, am Freitag hat die Regierung einen einmaligen Feiertag zum Gedenken an die Toten und zur Ehrung der Helfer in zwei Jahren Corona-Ausnahmezustand spendiert. Das gibt zusammen eine kurze Arbeitswoche und ein vier Tage langes Festwochenende. Für viele Irinnen und Iren wird es die erste Feier im Frühling seit genau zwei Jahren sein, denn genau vor zwei Jahren, kurz vor dem St. Patricks Day 2020, wurde das öffentliche Leben hier auf der Insel drastisch runter gefahren, wurde eine lange Zeit der Isolation, der Immobilität, des Leids und der Freudlosigkeit eingeleitet.

Die Maßnahmen der irischen Regierung waren härter und schärfer als in den meisten anderen Ländern Europas, die Einschränkungen rigider als anderswo. Genauso zügig hob sie alle Regeln und Verbote auf, als klar wurde, wie relativ ungefährlich die Omicron-Variante ist. Am 22. Januar schon wurden die meisten Maßnahmen zurück genommen und den Menschen die Bewegungsfreiheit zurück gegeben.

Am 28. Februar fiel die Maskenpflicht. Die Masken und verhüllte Gesichter prägen dennoch weiterhin das Bild in der Öffentlichkeit. Viele Menschen sind vorsichtig und tragen beim Einkaufen weiterhin freiwillig Masken, die ganz Vorsichtigen werden auch jetzt beim Spaziergang oder alleine im eigenen Auto maskiert gesichtet – wobei sich hier in Irland die wirksameren FFP2-Masken nie gegen die oft selbst fabrizierten Stofflappen durchgesetzt haben.

Am 6. März hat die Regierung schließlich auch das Covid-Reisezertifikat und die Anmeldepflicht für Einreisende aufgehoben. Damit können Urlauber wie Geschäftsreisende wieder ohne Komplikationen und Einschränkungen nach Irland fliegen oder fahren und benötigen keinen Nachweis und keine Tests mehr. Die Zahl der positiv Getesteten stagniert inzwischen zwar, oder steigt sogar wieder leicht, auch liegen wieder mehr positiv getestete Menschen in den Krankenhäusern, auf den Intensivstationen geht es aber entspannt wie lange nicht zu.

Nun erklären uns pensionierte Generäle und diplomierte Konfliktforscher die kriegerische Welt. Sie haben die Virologen in ihre Nische zurück gedrängt, aus der jene vor zwei Jahren als unsere omnipräsenten Leitsterne und Gefahrendeuter empor gestiegen sind. Corona verursacht allenfalls noch Unbehagen, der Krieg in der Ukraine versetzt uns in Angst und Schrecken.

So wird auch der St. Patricks Day 2022 kein gänzlich fröhlicher und unbeschwerter werden, vielleicht eher so etwas wie der Tanz auf der Titanic. In Irland sind die Sorgen um den Weltfrieden groß, explodieren die Lebenshaltungskosten, wird Diesel und Heizöl bereits rationiert. Immerhin finden am Donnerstag landesweit wieder die St. Patricks-Paraden statt – eine ganz irische Mischung aus Brauchtumspflege, Folklore, Nabelschau und Karneval im Zeichen von KuK, von Kommerz und Konsum.

Dublin feiert von Mittwoch bis Sonntag fünf Tage am Stück Patricks Day Festival. Die Organisatoren rechnen mit dem größten Patricks Day-Festival und der mächtigsten Parade, die die Hauptstadt je gesehen hat. Unter dem Motto Connections wird die Irishness inszeniert, der irische Tribalismus zelebriert und in einen internationalen Zusammenhang gebeamt. Die riesige Parade, die erste seit drei Jahren, dürfte auf der Oberfläche aussehen wie ein Bekenntnis zur Weltoffenheit, zum Globalismus und zum guten alten Multikulti: wenig grün und ziemlich bunt.

Kein Greening 2022: Die Begrünung der Welt wird in diesem Jahr ausfallen, es werden keine Gebäude und Monumente weltweit in irischem Grün leuchten – eine Geste des Respekts für geschundenes Blau-Gelb in Zeiten des Krieges.

In diesem Sinne, ob grün oder nicht, Euch allen eine gute und friedliche Woche.

 

St. Patricks Day