Murmeltiertag. Der grünste aller Tage ist zurück. 17. März. Happy St. Patrick´s Day in Dublin, in Galway und in Bantry. Aber auch in Peking, Lusaka, New York, Vancouver, Dubai und dem Rest der Welt. Heute malt Irland die Welt grün. Heute sind wir alle wieder einen Tag lang richtig irisch. Patrick´s Day, das ist das Weihnachten der Irland-Vermarkter, denn an diesem Tag lässt sich die halbe Welt vor den niedlichen grünen Werbekarren der Irland-Promoter spannen. Der Tag in Grün und Schwarz (Kleeblatt und Bier) beginnt traditionell in der Kirche und endet im Pub. St. Patrick´s Day ist Weihnachten, Karneval, Fasching und Oktoberfest im März. Inoffizieller Name: National Drinking Day.
St. Patrick´s Day ist die Feier zu Ehren des irischen Nationalheiligen, von dem niemand ganz genau weiß, wie und wann er lebte. Den meisten Irinnen und Iren ist es völlig egal, wer Patrick war, bei anderen hält sich die in der Schule gehörte Version, Patrick sei ein Gallier, also ein Franzose gewesen. Sehr wahrscheinlich war Patricius ein Engländer, ein Brit, der als junger Mann als Sklave nach Irland verschleppt wurde und dort eine steile spirituelle Karriere vom Kuhhirten zum Frühzeit-Guru hinlegte.
Angesichts der galoppierenden Fremdenfeindlichkeit weltweit möchten wir festhalten: Irland feiert heute einen nicht-irischen Blow-in, einen Hereingewehten, wie sie hier sagen, einen Menschen, der aus dem Ausland auf die Insel kam, um hier die Schlangen zu vertreiben und die Kelten auf halbwegs sanfte Weise zum christlichen Glauben zu bewegen.
Fair play to him. Und Sláinte.
Markus das hast Du wieder so schön zusammengefasst !
Danke dafür und gleichfalls sláinte am Tag der feuchtfröhlichen, grün- dominierten bunten Feiern die nie bis hier oben in unsere einsamen Berge gelangen! Aber alle unsere irischen guten Bekannten freuen sich wirklich von Herzen über Grüße zum St.Patricks Day und es ist schön ihnen diese Freude zu machen (als selbstgemachte Karte, die einer schönen Grußmail angehängt wird , im Anhang als Beispiel jene vom letzten Jahr) und ihre Dankesworte zu lesen oder zu hören…
Da Patrick wohl der Sohn eines römischen Offiziers und in der römischen Provinz Britannia geboren war… war er also eigentlich weder Brit noch Gallier sondern Römer…
Patrick war wohl einer der ersten Menschen mit einer selbst verfassten Autobiografie…
In seiner confessio https://www.confessio.ie/etexts/confessio_german#
bescheibt er u.a. seine Lebensgeschichte… danach wurde er – nun mal extrem verkürzt dargestellt – mit 16 als junger Mann von Sklavenjägern vom elterlichen Land aus Britannia entführt und nach Irland gebracht. Dort war er gezwungen 6 Jahre lang Schafe zu hüten und fand tiefen Trost im christlichen Glauben.
Durch einen Engel geleitet -so seine eigene Aussage – floh er dann mit Händlern übers Meer… und ist dann wohl – nach kurzer Rückkehr ins Land der Eltern – in Gallien in ein damals schon berühmtes Kloster eingetreten, dass sich auf einer Insel vor der Côte d’Azur befand (in dessen Annalen er definitiv eingeschrieben wurde: https://de.wikipedia.org/wiki/Abtei_L%C3%A9rins )
Daher kommt vielleicht die Aussage er sei Gallier gewesen, der nach Irland kam um seine Missio zu betreiben… denn er kam seinerzeit ja tatsächlich aus Gallien.
Von der gefühlten Abneigung der Iren ein Brit könne ein Nationalheiliger ihrer von den Brit’s so geschundenen Menschen und ihrer Insel sein mal abgesehen…
Egal, er brachte Christanisierung und zugleich Bildung und liebte seinen eigenen Aussagen folgend Land und Leute (Irland und die Kelten) so sehr, dass er den Papst um diese Missio bat, welche ihm dann auch gegeben wurde. Dass er nebenbei sinnbildlich auch das Böse (die Schlangen) vertrieb, finden viele heute noch gut, die Angst vor Schlangen haben…
Herzlichen Dank Kathrin für den “Reingschmeckten” ! Das hat was.
Galoppierende weltweite Fremdenfeindlichkeit hingegen hat mich etwas erschreckt, denn die Fremdenfeindlichkeit galoppierte doch schon vor tausenden von Jahren weltweit… in kleinen Stämmen und Siedlungen genauso wie in den späteren großen Reichen … Fremdenfeindlichkeit ist so alt wie es Menschen gibt und wir werden sie im Großen nie ausmerzen können … jeder in seinem Umkreis aber kann es…
Blow In’s und Reingschmeckte würden dann auch gar keinen Namen mehr haben, weil sie unter uns nur eines wären : Mensch.
„Da Patrick wohl der Sohn eines römischen Offiziers und in der römischen Provinz Britannia geboren war… war er also eigentlich weder Brit noch Gallier sondern Römer…“
Auch da sind wir im Bereich der Spekulation, liebe Sylvia. Es gilt heute als wahrscheinlich, dass der Mann mit dem Namen Patricius, den er sich selbst gab, ethnisch ein Brite war und kulturell der romanisierten britischen Oberschicht angehörte.
Weil eben alles so weit zurück liegt lieber Markus benutzte ich die Formulierung „er war wohl …Sohn eines“ …
Es gibt da immer wieder die einen und die anderen wissenschaftlichen Auslegungen sowohl der von Patrick (natürlich in Latein) geschriebenen confessio als auch seines Briefes an die Soldaten des Coroticus.
Und wir könnten nun beide trefflich streiten… das liegt mir aber schon deshalb fern, weil es mir persönlich ziemlich egal ist, wes Blutes Calpurnius war …
Bisher habe ich nirgends etwas dazu gefunden, dass Calpurnius und damit natürlich auch sein Sohn Patrick ethnischer Brite gewesen sein soll. (Erwähnt wird auch nur hin und wieder, dass seine Mutter Concessa fränkischer Herkunft gewesen sein soll, aber diese Blutlinie zählt in diesem Zusammenhang nicht)
https://www.galwaycathedral.ie/news/saint-month-st-patrick
„…He was the son of a decurion (a Roman cavalry officer in charge of ten men) and a deacon whose name was Calpurnius.“
Aber Du hast Recht: sie feiern einen Blow In und das ist einfach gut.
Witzig, der „Hereingewehte“ heißt in Schwaben „Reingschmeckter“…