Wasser in Irland_by_Markus BäuchleHeute hat es sich ausgewulfft und wir sinnieren über die Politik: Von einem Politiker erwartet man gemeinhin, dass er sich zuerst um das Gemeinwohl kümmert und dann um das eigene Wohlergehen — und dass er dabei genügend Beziehungs-Hygiene an den Tag legt. Zumindest in Deutschland. In Irland ist es wohl so, dass die hohen Ansprüche an Politiker erst gar nicht gestellt werden. Erfüllt werden sie dann konsequenterweise auch nicht.

Irland lebte 15 Jahre lang in Wohlstand, manche sagen, in Saus und Braus. Viele Taschen füllten sich in der Zeit mit beträchtlichen Summen, auch die von Politikern, doch am sogenannten Gemeineigentum, an der öffentlichen Infrastruktur, ging der große Geldsegen vergleichsweise spurlos vorüber. Die Beteiligung privaten Eigentums an der Bewältigung öffentlicher Aufgaben hat nicht funktioniert, weil der politische Wille und der Wille der Politiker dazu fehlte.

Reden wir jedoch nicht schon wieder von kaputten Straßen und maroden Krankenhäusern. Reden wir von den Kläranlagen: Die irische Umweltbehörde EPA hat jetzt mitgeteilt, dass 46 Prozent der kommunalen Kläranlagen im Land nicht richtig funktionieren. 46 Prozent, also fast jede zweite der vorhandenen Anlagen erfüllen die europäischen Richtlinien nicht. Erschwerend kommt hinzu: Zehnttausende Häuser im Land sind gar nicht erst an das Abwassernetz angebunden, weil es auf dem Land vielerorts gar keines gibt. Mancherorts an der Küste wird noch immer das Meer mit der Kläranlage verwechselt, und in zahlreichen Gärten schaut irgendwo das Rohr der Hausklärgrube aus dem Boden.

Noch vor kurzem wollte die Regierung die Funktionsfähigkeit der Jauchegruben, Verzeihung, Hauskläranlagen im Land kompromisslos prüfen und die Hauseigentümer im (oft vorliegenden) Zweifelsfall zur Sanierung zwingen. Dann fanden die Regierenden heraus, dass man sich erstmal das Wissen verschaffen muss, wo es Klärgruben gibt und wie viele, zudem, dass das Grummeln der Landbevölkerung bedrohlich lauter wurde. Also hat man einen Rückzieher gemacht und beschränkt sich nun zuerst einmal auf Stichproben.

Damit eröffnet sich die Regierung gleichzeitig die Chance, ein Vorbild für die Menschen “draußen im Lande” zu sein und erst vor der eigenen Tür zu kehren: Bevor sie den privaten Jauchegrubenbesitzern auf die Pelle rückt, könnte sie ihre eigenen Anlagen in Ordnung bringen.Um die öffentliche Aufgabe der Abwasserreinigung ordentlich zu bewältigen, müsste der Staat laut Irish Times allerdings 500 Millionen Euro in Modernisierung und Komplettierung stecken. Zuviel wohl, um (in Rezessionszeiten wie in prosperierenden Zeiten) Vorbild zu sein.