Was können wir selber zur Rettung von Natur und Klima tun?
Die Klimakrise, die noch immer vorwiegend andernorts Wetterkrisen erzeugt, die Klimaschäden und die Klimageschädigten der Zukunft – all das mag man vielleicht noch nicht sehen, das können sich viele Menschen noch nicht richtig vorstellen. Wir sind nicht gut darin, eine in der Zukunft liegende Bedrohung bereits in der Gegenwart zu erkennen und dann auch noch abzuwenden.
Den Niedergang der Natur aber, das Verschwinden der natürlichen Welt um die Ecke, im eigenen Dorf, am Stadtrand, an den eigenen Lieblingsorten, das kann jeder sehen. Jetzt. Hier. Heute. Er vollzieht sich vor unserer aller Augen in atemberaubendem Tempo. Die natürliche Welt verschwindet.
Vor ein paar Wochen beschrieb ich den Niedergang der Natur am Beispiel meiner kleinen Heimatstadt Schopfheim im Südschwarzwald. Ich war drei Wochen zu Besuch in Deutschland und beschrieb einfach einmal die jüngsten Errungenschaften von Fortschritt und Wachstum in der kleinen Stadt, also die jüngsten Verluste von ehemals unverbauter und ungenutzter Landschaft.
Hier geht es zum Beitrag: Die Natur verliert. Wir verlieren. Die Evolution gewinnt.
Der Artikel löste in der Kommentarspalte eine muntere Diskussion aus. Dabei entstand die Idee:
Jeder um die Natur besorgte Mensch kann sich einfach einmal in der eigenen Umgebung, dem eigenen Wohn- oder Heimatort umschauen und beobachten, wie rasch sich diese zu Lasten der freien Landschaft und des Lebensraums für Pflanzen und Tiere verändert (hat). Er und sie könnte dies aufschrieben und fotografieren und das Ergebnis mit der Bitte um Veröffentlichung der Lokalzeitung, der Regionalzeitung, dem lokalen Anzeigenblatt, dem Lokalradio oder regionalen Online-Medien schicken. Wer macht mit?
Ich habe den eigenen Beitrag an die Lokalzeitung in meiner alten Heimatstadt Schopfheim gegeben und eine Veröffentlichung angeregt. Der Redaktionsleiter des Markgräfler Tagblatts, Werner Müller, war sehr offen für das Thema und räumte dem Thema die lokale Titelseite in der Silvesterausgabe ein. Danke dafür. Mal sehen, ob eine Diskussion in Schopfheim zustande kommt.
Wenn wir etwas bewirken können, auf etwas Einfluss nehmen und für etwas Verantwortung übernehmen können, dann auf die Verhältnisse an unserem Lebens-Ort.
Engagieren wir uns für die letzten grünen Reservate in der Stadt, die Streuobstwiesen am Dorfrand, den offenen Bach, den Wald am Stadtrand, die Bäume in der Straße . . .
Hier der Link zur Online-Ausgabe des Markgräfler Tagblatts:
Wer möchte dasselbe nun in seiner Stadt, seinem Dorf, ihrem Tal oder ihrer Region versuchen? Bitte haltet mich auf dem laufenden. Wir veröffentlichen Eure Beobachtungen gerne hier auf dieser Website.
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Hallo Markus,
an erster Stelle möchte ich Dir ein Dankeschön für Dein Umweltengagement aussprechen, desweiteren hier meine Erfahrungen mitteilen …
Kürzlich (Anfang Februar 2020) war ich auf dem Heimweg aus Lörrach nach Bayern, mein Weg führte an Deinem Heimatort Schopfheim vorbei. Trotz Deines Zeitungsartikels wird auch dort weiter radikal abgeholzt, u. a. entlang der Bundesstraße Richtung Feldberg. Es ist fast überall das gleiche Bild. Das zeigt, daß so gut wie keinerlei Bewußtsein dafür besteht, welch‘ wichtige Bedeutung die Natur überhaupt hat und wie wenig Interesse besteht, etwas FÜR die Natur zu tun! Dennoch denke ich, daß Dein Artikel in der Zeitung wichtig war, die Mißstände müssen deutlich aufgezeigt werden, immer und immer wieder!
Während meines Aufenthaltes im Schwarzwald habe ich eine Veranstaltung von Landwirten und Politikern besucht, die über die derzeitige Lage und mögliche Lösungen diskutieren wollten. Es war ernüchternd, wie wenig Natursinn besteht. Erstes Ziel war für sie die Höfe zu erhalten und Landwirtschaft möglichst in bisheriger Form weiter zu betreiben, jedoch mit weniger Büroktratie und mehr Freiraum für die sie als Landwirte. Naturschutz wurde nicht einmal erwähnt und die Spritz- und Düngemittel sollen – wie bisher auch – weiter verwendet werden dürfen. Hauptsache die Erträge passen und die Kasse stimmt. Sie haben nicht begriffen, daß es nicht um den Erhalt der Höfe geht, sondern um den Erhalt der Natur, wofür eine andere Art Landwirtschaft dringend notwendig ist, denn ohne eine einigermaßen intakte Natur gibt es kein Leben und auch keine Landwirtschaft mehr. Es scheint noch ein sehr sehr weiter Weg bis zu dieser Einsicht zu sein.
Was mein persönliches Engagement angeht, kann ich berichten, daß ich mich seit einigen Jahren mit den Zuständigen im Forst, dem Bürgermeister und Landrat aber auch mit der Regierung, drei Naturschutzorganisationen und im privaten Umfeld mit Bekannten auseinandersetz(t)e, weitestgehend in persönlichen Gesprächen. Ich habe zudem viel Bildmaterial in Sachen Waldzerstörung als Beweismaterial gesammelt, so daß niemand behaupten kann, mein Eindruck in Sachen Naturzerstörung wäre nur Einbildung.
Leider mußte ich auch hier ernüchternd feststellen, wie wenig Interesse und Natursinn tatsächlich besteht. Von zwei der drei Naturschutzorganisationen habe ich nicht einmal Antwort erhalten, obwohl ich mehrere Versuche gestartet habe. Ansonsten wurde ich mit fadenscheinigen Begründungen abgewiegelt (z. B. wir tun ja schon sooo viel für den Naturschutz etc.) und es wurden etliche Versprechungen gemacht, die bis heute NICHT umgesetzt wurden, es wurde gelogen und stattdessen noch mehr Natur zerstört, durch Rodungen und Flächenfraß (neue Industrie- und Wohngebiete). Es wurde groß in der Zeitung berichtet, daß Schüler meines Heimatortes über 500 Bäume gepflanzt haben, einige wenige Tage später war zu lesen, daß eine Sandgrube geplant ist, wofür nach und nach 97.000 m² Wald abgeholzt werden sollen. Was rund um meinen Heimatort auch massiv zunimmt, ist die Zupflasterung von Wiesen mit Solarpanels, wo es hier doch eh fast keine Wiesen mehr gibt. Dazu fällt mir nur noch ein deutliches Wort ein … „Verarschung“! Ich könnte noch viele weitere absturse Beispiele nennen.
Mein Resume ist … es wird viiiiel geredet, viiiiel versprochen und so gut wie nichts eingehalten. Das Gegenteil findet statt, was davon zeugt, daß viele noch immer nicht begriffen haben, WIE ERNST DIE LAGE TATSÄCHLICH IST!
Es ist keine Zeit mehr für leere Versprechungen, es ist auch keine Zeit mehr für sanfte Worte, es muß die Wahrheit auf den Tisch, Tacheles geredet werden und es braucht dringend Engagement und Taten => d. h. Eigenverantwortung, die eigenen Zuständigkeiten erkennen, den eigenen Konsum deutlich einschränken, umweltbewußt einkaufen, den eigenen Garten naturnah gestalten (Insektenhotels reichen längst nicht aus!), den Mut zur Wahrheit und die Zuständigen immer und immer wieder auf die Mißstände hinweisen, sich nicht abwimmeln lassen, auch wenn man ihnen damit auf die Nerven geht.
Wer noch glaubt, die Politiker würden etwas ändern und mit Wahlen sei genug getan, der schläft noch immer! Wir sind ALLE (jeder Einzelne) dafür verantwortlich, die Natur zu erhalten und die Schöpfung wertzuschätzen. Es führt m. E. zudem kein Weg daran vorbei, sich gründlichst mit dem eigenen Dasein und echter Spiritualität auseinanderzusetzen.
Packen wir’s an!
Vielen Dank, Jacqueline. Let´s go! Oder wie der Wiesentäler Maler Adolf Glattacker in schwierigen Lagen gerne sagte: “ Numme nit lugg lo!“
Der Bach, an dem wir als Kinder gespielt und den wir gestaut, Molche, Kaulquappen und Stichlinge gefangen und wieder freigelassen haben, dieser Bach ist verschwunden, versickert, fließt vielleicht unterirdisch durch Rohre…nur ein kleines Fragment der Kindheit, welches heute unauffindbar ist. Sehr schade…