Sind die Iren fremdenfeindlich und rassistisch? Das nicht. Sind manche Iren, vieleicht sogar mehr als manche lren rassistisch? Ja, wohl. Trotz der millionenfach gemachten Emigrations-Erfahrung, selber plötzlich im fremden Land ein Fremder zu sein, sind dem gerne als gastfreundlich und offenherzig beschriebenen Iren-Volk („Cead mille Failte“) Fremdenangst und Fremdenhass vertraute Gefühlslagen und -eruptionen. Tätliche Übergriffe auf Chinesen, Pöbelrunden gegen „arbeitsplatzfressende“ Polen, Hasstiraden gegen Schwarzafrikaner — das ist unschöner Teil des jüngeren Alltags auf der Insel.
Schwarzafrikaner spielen im öffentlichen Transportwesen in Irlands Städten heute eine sichtbare Rolle. Zahlreiche Taxi-Fahrer in Dublin und Cork kommen aus Schwarzafrika und machen mit ihrer Hautfarbe das unfreiwillige Statement: „I´m Non-Irish“. Schön, das ist Gaelic Multi-Kulti, denkt der arglose Optimist. Doch in Zeiten leerer Geldbeutel und rarer Jobs sind auch auf der Grünen Insel Blitzableiter gefragt; und so bekommt „der schwarze Taxi-Fahrer“ die volle Breitseite von jenen Paddies ab, die sich anders gegen ihre dumpfen Ängste wohl nicht wehren können.
Reichweitenheischende Radiosendungen wie die David Harvey Show auf Classic Hits 4FM wirken dabei gerne als Verstärker und verbreiten Volkes rohe Stimme nahezu ungefiltert, allenfalls milde moderiert in die Wohnstuben. Schon skandalös, welche wüsten Beschimpfungen einzelne Menschengruppen im Rundfunk eines sogenannten Rechtsstaats über sich ergehen lassen müssen: Schwarze Taxi-Fahrer seien Lügner, Betrüger, Stümper, Falschfahrer, Vergewaltiger und Abzocker, hörte man gestern aus irischem Mund bei David Harvey zur Lunch Time.
Und warum die ganze pöbelige Aufregung? Offensichtlich gibt es an den Taxiständen der Insel-Republik mittlerweile eine ethnische Zweiklassengesellschaft. Irischen Taxlern wird nachgesagt, sie machten ihre Droschken mit Irland-Fahnen, Irland-Stickern, mit grünen Lichtern auf dem Dach und – ganz pikant – mit Dauerlicht in der Fahrgastzelle kenntlich: als von Iren gefahrene Taxis. Irische Taxifahrer wollen wohl die Gunst der Zeit nutzen und spielen die widerwärtige Rassenkarte: Die Menschen in Irland, vor allem Frauen und Senioren, verlangten nach einheimischen Fahren, denen sie vertrauen könnten, so die vorgeschobene Begründung von irischen Taxifahrern und Fahrgästen bei „4FM“.
Endlich ein Grund zum Schwarzfahren. Full Irish? Auf dem Teller gerne ab und zu. Im Taxi? Nein, danke.
Wow, das hätte ich gar nicht vermutet. Andererseits ist Irland eben katholisch konservativ und eher ein armes Land. Ich hoffe, dass ich mich trotzdem in ein Pub trauen kann, ohne unangenehme Erfahrungen zu machen. Ich bin zwar nicht schwarz, aber dafür Transgender und bin gespannt, wie die Menschen auf mich reagieren, wenn ich in ein paar Tagen dort allein mit dem Motorrad unterwegs bin.
Danke übrigens für die tolle Website. Ich liebe besonders deine Kommentarre, Markus.
@ Svenja – kommt ein Schwarzer in die Kneipe … ne, soll kein WItz werden, sondern einfach die Feststellung, dass ein Schwarzer nunmal schwarz ist und das in den meisten Situationen auch auffällt.
Kommst Du in eine Kneipe, wird man nicht-mehr-ganz-junge-aber-dennoch-gut-erhaltene Frau sehen und das dann abhaken. Okay, vielleicht die Attribute „alleinreisend“ und „auffe Schüssel“ noch dazunehmen. Also schon etwas anders als die anderen, aber Du bist ja auch nicht Irin. Das war’s dann auch schon, wenn Du nicht selbst mit irgendeiner Grundsatzdiskussion anfangen willst.
Das einzige „Risiko“ ist selbst dann wohl, dass jemand irgendwann mit „The Crying Game“ ankommt … und Du Dich daraufhin genervt betrinkst.
In Dublin (nicht gerade als Gaeltacht bekannt) ist ein beliebtes Mittel zur Abgrenzung das Taxi-Schild … man wählt die Alternativ-Version mit der Aufschrift „Tacsai“.