Christo am Toe Head

Bizarre Gebilde am Atlantik. Auf der hohen Felsenklippe der Toe Head zwischen Skibbereen und Castletownshend ging ich über weite Kuhwiesen und fand mich in einer schwarz-grünen Installation wieder: Glänzende Dinosaurier-Eier? Die Bälle von Riesen? Oder Christo und Jeanne-Claude im Bauernland, ein posthumes Werk der New Yorker Verpackungs- und Verhüllungs-Künstler? War ich am L‘ Arc de Triomphe von West Cork angekommen?

Große Erntemaschinen wickelten Tage zuvor das frisch geschnittene, leicht angetrocknete, zu Ballen verdichtete Gras luftdicht in schwarze Plastikfolie ein und spuckten die Bälle zurück auf die abgemähten Wiesen. Milchsäure-Bakterien fermentieren das Gras mangels Sauerstoff zu Fast Food für Bulle und Kuh. Das säuerliche Winterfutter ist den Rindern, was den Menschen das Sauerkraut. Gras-Silage lässt sich lange aufbewahren, es ist nährstoffreich und schimmelt nicht, es kann einfach irgendwo in der Landschaft herum liegen, benötigt weder Scheune noch Schuppen noch Silo. Die Futter-Wraps sind praktisch und werden damit gerechtfertigt, dass die Plastikfolie so gut es geht eingesammelt und recycelt wird.

Die irischen Farmer konsumieren für Silage-Zwecke pro Jahr 37.000 Tonnen Plastikfolie. Immerhin ist der Recycling-Anfänger Irland in dieser Disziplin ganz vorne mit dabei. Knapp 90 Prozent der Farmerfolien werden abermals zu Folien verarbeitet. Um den Jahresbedarf der irischen Landwirtschaft zu decken, müssen die Verpackungen von 18 Millionen Silage-Ballen eingesammelt und wiederaufbereitet werden. Immer wieder einmal flattern mir in der Landschaft die schwarzen (und seit einigen Jahren auch bunten) Plastikfetzen entgegen – doch die unliebsame Begegnung ist im Vergleich mit der Folienplage früherer Jahre selten geworden.

Ich drehe mich um und sehe Hirsche: Die Stags, ein markantes Felsenriff vor der irischen Südküste. Hier zerschlugen sich viele Träume. Was es mit den Stags auf sich hat, habe ich hier geschrieben: Klick

 

The Stags Irland

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Fotos: Markus Bäuchle