News aus Irland immer aktuellDas Irish Pub ist eine bedrohte Einrichtung, das Pub-Sterben auf der Insel geht weiter. Auch weil die Promillegrenze weiter gesenkt wird. Die guten Nachrichten der Woche: Ein Pazifist ist neuer Präsident Irlands, und wirtschaftlich scheint sich der Inselstaat von Griechenland doch zu unterscheiden. Die Irland-News vom Sonntag. Dirk Huck berichtet aus Dublin.

 

Traurige Entwicklung: Das Pubsterben in Irland hält an –  7500 sind noch übrig

Irish PUBFrüher galt ein Pub in Irland als Goldgrube. Doch die Zeiten sind vorbei. Auch die Pubs kämpfen ums Überleben. Wie der “Irish Independent” diese Woche berichtete, musste seit 2005 jeder achte Pub schließen. Gab es 2005 noch 8.617 Pubs in Irland, sind es derzeit nur noch 7.509. Als Gründe für das Pub-Sterben werden, neben der allgemein wirtschaftlich schwierigen Zeit, Veränderungen im Lebensstil, die zunehmende Entvölkerung ländlicher Regionen und die deutliche Absenkung der Promille-Grenze für Autofahrer gesehen. Haben sich früher viele Arbeiter nach Feierabend noch schnell auf ein Pint im “öffentlichen Haus” getroffen, bevor sie sich auf den Heimweg machten, wollen sie heute ihren Führerschein nicht riskieren und machen sich lieber direkt auf den Heimweg. (Quelle: Irish Independent). Und die gefürchteten Alkoholkontrollen werden jetzt noch strenger:

0,5 Promille: Neues Alkohol-Limit für Autofahrer in Kraft

Wenn es um Alkohol am Steuer geht, versteht die irische Polizei keinen Spaß mehr. Ab dieser Woche gilt das neue Limit von 0,5 Promille (zuvor 0,8), für Fahranfänger und Berufs-Fahrer gar nur 0,2 Promille. Der häufig gestellten Frage, wie viel man denn nun noch trinken darf, begegnet die Polizei mit einer Null-Toleranz-Haltung: Im Zweifelsfall darf eben nicht gefahren werden, basta. Wer erwischt wird, muss mit einer Anzeige rechnen, die sich auch in einer deutlichen Anhebung der Versicherungsprämie niederschlagen wird. Auch haben Polizisten nun das Recht, direkt an Ort und Stelle bis zu 200 Euro zu kassieren und drei Punkte zu vergeben. (Quelle: Irish Independent)

Der Pazifist Michael D ist neuer Präsident

Michael D Higgins, Präsident. Foto: www.michaeldhiggins.com

Das Volk hat entschieden: Der bekennende Pazifist, Poet und Politiker Michael D. Higgins wird der neue Präsident der Republik Irland. In einem dramatischen Schlussspurt überholte er seinen größten Herausforderer Sean Gallagher, der eine Woche zuvor noch in den Umfragewerten deutlich geführt hatte. Das offizielle Wahlergebnis bescheinigt Higgins (einschl. der Stimmentransfers) 1.007.104 der insgesamt 1.771.762 abgegebenen Stimmen. Gallagher kommt auf 628.114 Stimmen. Die Wahlbeteiligung lag bei 56 Prozent. (Quelle: Irish Times). Die Verteilung der Erststimmen auf die sieben Kandidaten sieht wie folgt aus: Michael D. Higgins 39,6 Prozent, Sean Gallagher 28,5 Prozent, Martin McGuinness 13,7 Prozent, Gay Mitchell 6,4 Prozent, David Norris 6,2 Prozent, Dana Rosemary Scallon 2,9 Prozent, Mary Davis 2,7 Prozent.

Es war eine dramatische Schlusswoche im Wahlkampf, einem der härtesten und schmutzigsten, den die Republik seit langem erlebt hat. Kurz vor dem Ziel verstrickte sich Gallagher in eine von Konkurrent Martin McGuinness aufgebrachte Parteispendenaffäre. Aber nicht die Tatsache, dass sich Gallagher als eigentlich unabhängiger Kandidat noch bis vor kurzem als Spendensammler für Fianna Fail betätigt hatte, kostete ihn den Sieg, sondern die Tatsache, dass er bei seinen Erklärungsversuchen jedes Mal mit einer anderen Version seiner Geschichte aufwartete. Wahlanalysten stellten fest, dass ein Viertel der Wähler in der letzten Woche die Meinung änderte und ein Großteil von ihnen von Gallagher zu Higgins umschwenkte.

Ein Debakel für die Regierungspartei Fine Gael ist das Abschneiden von deren Kandidat Gay Mitchell. Zu keiner Zeit im Wahlkampf gelang es ihm, sich als würdiger Präsident zu empfehlen. Am Ende erhielt er wie Norris, Scallon und Davis nicht einmal genügend Stimmen, um die Wahlkampfausgaben erstattet zu bekommen. (Quelle: Irish Times )

Zwei Tote: Blitz-Flut setzt Dublin unter Wasser

Hochwasser in Dublin, IrlandAm Montag öffnete der Himmel über dem Großraum Dublin seine Schleusen. Innerhalb weniger Stunden fiel so viel Regen wie sonst im ganzen Monat. Überschwemmungen machten an vielen Stellen Straßen und Autobahnen unpassierbar, auch Eisenbahnen und Straßenbahnen mussten auf einigen Streckenabschnitten den Betrieb einstellen. Für Tausende Berufspendler wurde die Fahrt nach Hause zum Geduldsspiel, nur um dann zu Hause festzustellen, dass ihre Wohnung unter Wasser stand. In vielen Stadtteilen verwandelten sich kleine Flüsse in reißende Ströme, traten über die Ufer und fluteten umliegende Häuser und Geschäfte. Im Einkaufszentrum in Dundrum im Süden von Dublin liefen die Tiefgarage und einige Geschäfte auf der unteren Etage voll. Die Blitz-Flut im Raum Dublin forderte zwei Todesopfer, der Schaden geht in die Zig-Millionen. (Quelle: Irish Times)

Für die Bewohner eines Apartment-Komplexes auf der Halbinsel Howth im Norden von Dublin hatte die Blitz-Flut eine besondere Überraschung parat: Der Komplex grenzt an den Friedhof einer alten Abtei. Die Wassermassen hatten die marode Friedhofsmauer einstürzen lassen und einen Teil des Erdreichs weggespült. Am Dienstagmorgen erwachten die Bewohner beim schaurigen Anblick zweier alter Särge, die aus dem Hang ragten. (Quelle: Irish Times)

Euro-Krise: Schuldenschnitt für Griechenland, Irland bleibt auf Kurs

Der Autor des News-Überblicks am Sonntag: Dirk Huck berichtet aus Dublin.

Verschnaufpause für den Euro: In Brüssel einigten sich diese Woche die Euro-Regierungschefs auf einen kräftigen Schuldenschnitt für Griechenland. Geht da auch was für Irland? Premierminister Enda Kenny bleibt dabei, dass Irland die Schuldenherausforderung aus eigener Kraft meistern und nicht um einen Schuldenschnitt ersuchen wird. Auf dem Spiel stünde nämlich langfristig die Reputation Irlands. (Quelle: Irish Times). So gab es lobende Worte von IMF-Chef-Ökonom Olivier Blanchard: Irland sei auf dem besten Weg, aus eigener Kraft die Kurve zu kriegen, sagte er. Die Anzeichen für eine Erholung der Wirtschaft seien da. Vor allem der Export läuft gut. Blanchard warnte deshalb davor, im anstehenden Haushaltsentwurf über das empfohlene Maß hinaus zu kürzen. Zu hohe Ausgabenkürzungen würden der Wirtschaft zu sehr schaden. Blanchard ist zuversichtlich, dass Irland bald schon an die internationalen Finanzmärkte zurückkehren kann, möglicherweise bereits 2013. (Quelle: Irish Times)

Jedes vierte irische Kind wächst bei nur einem Elternteil auf

Eurostat, die Statistikbehörde der EU, liefert einen interessanten Einblick in Irlands Gesellschaft: Einer 2008 durchgeführten Studie zufolge wächst in Irland fast jedes vierte Kind (23,2 Prozent) unter 18 Jahren bei nur einem Elternteil auf (EU-Durchschnitt: 13,6 Prozent). Mit dieser Zahl liegt Irland in der EU an der Spitze, zusammen mit Lettland (23,3 Prozent). In Irland wird das Phänomen mit den recht großzügigen Zuwendungen für allein erziehende Eltern in Verbindung gebracht. (Quelle: Irish Times)

Licht aus, Heizung runter: Irlands Polizisten müssen sparen

Verkehrsgymnastik gegen das Frieren

Frieren für die öffentliche Kasse: Weil die Polizei bis zum Jahresende noch fünf Millionen Euro einsparen soll, erging an die Polizeiwachen im Land der Befehl, die Heizung herunter zu drehen. Auch wurde für jede Polizeiwache ein “Energy Officer” bestimmt, der dafür sorgen soll, dass Licht, Kaffeemaschine, Computer und andere elektrische Verbraucher auf den Polizeistationen ausgeschaltet werden, wenn sie längere Zeit nicht gebraucht werden. Dies berichtete diese Woche der “Irish Daily Star” in seiner Donnerstagsausgabe. Wenn Sie also demnächst abends in einer irischen Polizeiwache Kerzenlicht sehen, liegt dies nicht am nahenden Weihnachtsfest, sondern an den harten Sparmaßnahmen der Regierung. Und vielleicht haben Sie ja ein Herz für die Beamten und bringen eine Kanne heißen Kaffee vorbei.

Dublin bei Irland-Touristen zunehmend beliebt

Immer mehr Touristen besuchen lieber Dublin statt den  vor allem landschaftlich interessanten Westens der Insel. Dies geht aus einem Bericht der Irish Tourist Industry Conferderation hervor. Demnach reduziert sich bei mehr als jedem zweiten Irland-Touristen ein Besuch des Landes auf den Besuch der Hauptstadt. Zwischen 2003 und 2009 nahm die Zahl der Touristen, die den Westen der Insel besuchten, um 4,6 Prozent ab, während umgekehrt Dublin um 2,8 Prozent steigende Besucherzahlen sah. Der Bericht empfiehlt, durch entsprechendes Marketing den Westen für Touristen wieder interessanter zu machen. (Quelle: Irish Independent)

Halloween: Auf zur Geisterjagd im Wicklow Gaol

Es ist das Wochenende von Halloween, die Zeit im Jahr, in der sich die Tür zum Jenseits öffnet. Wenn Sie also einen Geist sehen wollen, ist jetzt die beste Zeit. Einer der bekanntesten Spuk-Orte in Irland ist das alte Gefängnis Wicklow Gaol. Geisterjäger aus England haben in diesem Jahr extra eine hochmoderne Ausrüstung im Wert von mehr als 20.000 Euro herangekarrt, um möglichen Geister-Aktivitäten in dem alten Gefängnis auf den Grund zu gehen: Empfindliche Mikrofone, Wärmekameras, Infrarot-Thermometer, Kameras mit Wärmesensoren und anderes Gerät. Na dann, gute Jagd. Intneressierte können die Geisterjagd über Halloween verfolgen. Mehr Infos gibt es unter www.wicklowshistoricgaol.com

Wir wünschen allen Lesern und Irland-Fans ein gruseliges Halloween und eine gute erste Novemberwoche.

PS: Mehr von Dirk Huck gibt es auf seinem eigenen (derzeit ruhenden) Blog www.blog-for-ireland.blogspot.com zu lesen.