Das Wichtigste auf einen Blick: Was in der vergangenen Woche in Irland geschah, lesen Sie heute in unserem Wochenrückblick. Irland Blog-Autor Dirk Huck berichtet aus Dublin über die wichtigsten Ereignisse auf der Insel.
Nyberg-Bericht über Bankenkrise veröffentlicht
Letzte Woche wurde ein weiterer Bericht veröffentlicht, der sich mit dem Hintergrund zur Bankenkrise in Irland beschäftigte. Der Report des finnischen Bankenexperten Peter Nyberg ließ wie zu erwarten kein gutes Haar an den Vorstandschefs der Banken, der Irischen Zentralbank, der Finanzaufsichtsbehörde und dem Finanzministerium. Es sei unglaublich, schloss Nyberg in seinem Bericht, dass denen, die die Banken leiteten, nicht einmal im Ansatz bewusst war, welche Risiken sie eingingen.
Die Öffentlichkeit ist derartiger Berichte mittlerweile überdrüssig. Der Bericht kostete 1,3 Millionen Euro. Namen wurden aber erneut nicht genannt, und bis heute wurde keiner der ehemaligen Bankenchefs zur Rechenschaft gezogen. Im Gegenteil: Wie letzte Woche ebenfalls bekannt wurde, erhielt AIB-Chef Doherty Ende 2010 eine Abfindung von drei Millionen Euro. Die Bank schloss 2010 mit einem Verlust von zehn Milliarden Euro … (Quelle: Irish Times).
Auch dieser Bericht sorgte für Diskussionen: Der Wirtschaftsexperte Colm McCarthy empfahl der Regierung den Verkauf von „nicht strategischem Staatsvermögen“. So könnten bis zu fünf Milliarden Euro in die Staatskasse fließen. Kandidaten für den Ausverkauf sind zum Beispiel die drei großen Flughäfen des Landes, Dublin, Cork und Shannon, und der Energieversorger ESB. Auch könnte der Staat seine 25 Prozent Anteile an der Fluggesellschaft Aer Lingus verkaufen und Dublin Bus privatisieren. Die Gewerkschaften schlugen bereits Alarm: Eine Privatisierung staatlicher Einrichtungen würde Tausende Arbeitsplätze gefährden. Vize-Taoiseach Eamon Gilmore beruhigte die Gemüter: Man würde den Verkauf von Einrichtungen in Betracht ziehen. Doch wolle man nichts überstürzen. (Quellen: Irish Times, Breakingnews.ie,)
Iren geben 750 Millionen Euro für Lotto aus
Interessante Zahlen am Rande: 2010 gaben die Iren stolze 750 Millionen Euro für Lotto aus. Die Zahl der regelmäßigen Lotto-Spieler wird auf 2,2 Millionen geschätzt. Da soll noch mal einer sagen, den Iren steht finanziell das Wasser bis zum Hals. Aber die Sache dient ja auch einem guten Zweck: 244 Millionen Euro aus den Lottoeinnahmen flossen in wohltätige Einrichtungen, die von der National Lottery unterstützt werden. Und 419 Millionen Euro wurden in Form von Gewinnen wieder zurückgezahlt. (Quelle: Newstalk.ie)
Irische Postboten haben eine Meise
Da staunten die Postboten im kleinen Ballycalla in der Graftschaft Clare im Westen Irlands nicht schlecht: Tief unten in einem ihrer Briefkästen hat eine Meise ihr Nest hergerichtet. Bereits im letzten Jahr hatte eine Meise den selben Briefkasten heimlich als Nistplatz genutzt. Weil aber die Bewohner weiterhin ihre Post in den Kasten warfen, vertrieben sie die Meise, bevor diese ihre Eier legen konnte. Diesmal achten die Postboten höchstpersönlich darauf, dass die Meise in Ruhe ihre Eier legen und ausbrüten kann. Ein Aufkleber ermahnt die Dorfbewohner, den Briefkasten vorläufig nicht benutzen. Es dauert nur noch wenige Wochen, bis die Jungen geschlüpft sind und das ungewöhnliche Nest verlassen haben. Und bis dahin versorgt die Meisen-Mutter ihre Kleinen mit Futter – natürlich per Luftpost. (Quelle: Irish Independent)
Grünes Licht für Irlands Badestrände
Gute Nachricht für Irlands Badeurlauber: 97 Prozent der Strände in Irland erfüllen die Mindestanforderungen der EU. 90 Prozent erhielten sogar die Note „good“. Insgesamt wurden 131 Badeabschnitte begutachtet, davon 121 am Meer und neun an Seen und Flüssen. Nur vier Abschnitte fielen durch: Der Burrow Beach in Sutton in Dublin, der Clifden Beach in Galway, Lilliput am Lough Ennel in Westmeath und Ballyallia in Clare. Jetzt muss nur noch das Wasser eine angenehme Temperatur haben. (Quelle:www.newstalk.ie)
Weltmeisterschaften im Irish Dancing
Irish Dancing – das ist, wenn der Oberkörper fast völlig ruhig bleibt und die Füße herumwirbeln und hüpfen wie Popkorn in der Mikrowelle. Siebzehn Jahre nachdem Riverdance als kleine Show-Einlage zum Eurovisions-Song Contest für Furore sorgte, ist Irish Dancing angesagt wie noch nie. In Dublin finden derzeit gar die Weltmeisterschaften im Irish Dancing statt. Insgesamt 4.500 Teilnehmer aus über dreißig Ländern sind gekommen, um in vierundzwanzig Kategorien (je zwölf Altersklassen für Jungen und Mädchen) die weltbesten Irish Dancer zu ermitteln. Bei den Mädchen fast schon Pficht: Die putzigen Perücken mit den Goldlöckchen, die so schön im Rythmus auf- und abhüpfen. (Quelle: Irish Times)
Ostern in Irland: Glorious Weather, Alkoholverbot und Laufen
Am Osterwochenende genießt Irland „glorious weather“: Sonnenschein pur mit Temperaturen bis zu zwanzig Grad. Und wie jedes Jahr zu Ostern diskutiert Irland über den Sinn oder Unsinn des achtzig Jahre alten Verkaufsverbots für Alkohol am Karfreitag. Die Meinungen sind noch immer gespalten. Die einen begrüßen es als kirchlichen Aufruf zum Verzicht und zur Achtung vor dem Glauben. Die anderen sehen es als ein lästiges Überbleibsel aus der Herrschaftszeit der katholischen Kirche – und decken sich am Gründonnerstag vorsorglich mit reichlich Bier und Whiskey ein. Und Touristen, die es gerade zu Ostern nach Irland verschlägt, verstehen die Welt nicht mehr: Man ist in Irland, und es gibt keinen Alkohol?
Zum Glück gilt das Verkaufsverbot nur am Karfreitag. Danach kann „nachgetankt“ werden. Und sollte jemand am Ostermontag seinen Kater ausschwitzen wollen (und das auch noch für einen guten Zweck), hat er im Dubliner Phoenix Park Gelegenheit dazu: Da findet nämlich der Mini-Marathon der Männer über zehn Kilometer statt.
In diesem Sinne: Frohe Ostern aus Dublin!
Hallo Nicola,
„strategisch“ ist hier in wirtschaftlicher Hinsicht gemeint. Zum Beispiel zählen Rohstoffe zu den strategischen Wirtschaftsgütern, da sie langfristig gesehen für Einkommen sorgen. Auch ist zum Beispiel ein gut ausgebautes Schienennetz für die wirtschaftliche Entwicklung wichtig (daher „strategisch“), während hingegen die Eisenbahngesellschaft, die das Schienennetzwerk nutzt, austauschbar und somit nicht strategisch ist. Gleiches gilt für den geplanten Verkauf der Energiefirma ESB. Diese selbst hat einen vergleichsweise geringen Marktwert. Wesentlich wertvoller ist nämlich auch hier das Stromversorgungs-Netzwerk, das aber nicht zum Verkauf stehen soll.
Einen Fehler beging die irische Regierung übrigens kurz nach Erlangen der Unabhängigkeit, als sie das von den Engländern ausgebaute Schienennetz regelrecht verscherbelte und abmontieren ließ. An den Folgen dieser kurzsichtigen Entscheidung leidet die irische Wirtschaft heute noch.
Gruß aus Dublin
Okay, ich bin militärisch völlig ungebildet. Vielleicht würde ich deswegen Flughäfen nicht als „nicht strategisch“ bezeichnen – eher im Gegenteil. Aber gesunder Menschenverstand hat wohl nicht immer was mit Strategie zu tun, oder es ist hier mal wieder der „irische Menschenverstand“ mit seiner manchmal eigenen Logik :-)