Millionen Besucher aus dem Ausland reisen Jahr für Jahr tief berührt und beeindruckt durch die wilde und urwüchsige Natur an Irlands Westküste. Die Urlauber kommen hierher, um etwas zu erleben, was Ihnen in ihren Heimatländern längst abhanden gekommen ist: Eine alte, intakte, von Menschen noch wenig zerstörte Landschaft, wie sie seit tausenden von Jahren kaum verändert hier existiert. Intakte Natur.

Irlands Entscheider-Eliten vermarkten diese Region erfolgreich als die Traum-Natur-Landschaft Wild Atlantic Way. Sie wollen sich aber offensichtlich nicht darauf festlegen, und trachten danach, immer noch mehr Kapital aus dem Land  zu schlagen, das sie selber als wild und ursprünglich bewerben: Sie wollen es in jeglicher Hinsicht für ihre Zwecke ausbeuten: Sie genehmigen zerstörerische Lachsfarmen, genehmigen die Rodung der atlantischen Seetangwälder, fördern die Gas- und Öl-Förderung vor Irlands Küste, heizen die Umwandlung von Boden in Bauland und Profit an, und jetzt: Sie genehmigen Probebohrungen nach Gold und Silber in Connemara, in einer der weltweit faszinierendsten Natur-Landschaften. Erleben wir demnächst einen Goldrausch in Connemara?

Das Muster ist meist dasselbe: Irische Politiker treffen Entscheidungen zugunsten von ausländischen Unternehmen, die dann das Land ausbeuten dürfen. In Connemara hat im Juni 2019 ein kanadisches Unternehmen die Genehmigung erhalten, nach Gold und Silber probezubohren. Viele Menschen in der Region sind entsetzt: Der Widerstand formiert sich.

 

Die Petition gegen die Ausbeutung der uralten Landschaft Connemaras durch kanadische Goldschürfer kann hier unterschrieben werden: Klick zur Petition

 

Aus Connemara berichten Hans-Jürgen Siehl und Gabriele Gerárd, die Connemara lieben und die in Roundstone vor Jahrzehnten neben ihrem Wohnsitz in Berlin ihre zweite Heimat gefunden haben.

 

Während sich die die Lobeshymnen des Irish Tourism Board über die “urtümliche”, “wilde” und “unverfälschte einzigartige Landschaft” Connemaras überschlagen und immer mehr Touristen in diese Landschaft ziehen, die Werbung für den “Wild Atlantic Way” Millionen Euros verschlungen hat, arbeitet die Regierung, insbesondere der Minister für Kommunikation, Klimaschutz und Umwelt daran, eben diese Landschaft für die Ausbeutung ihrer Bodenschätze durch ausländische – vornehmliche kanadische – Firmen zu zerstören. Das jüngste Vorhaben hat eine rasant wachsende Bürgerbewegung erzeugt und das ganze Ausmaß der Regierungspolitik in Dublin auf diesem Gebiet offenbart:

Am 6.Juni 2019 veröffentlichte Minister Richard Bruton seine Absicht, der kanadischen Firma MOAG Copper Gold Recources die Erlaubnis zu erteilen, in den Townlands von Boolagare, Callow, Dolan, Doohulla, Emlaghmore, Errisbeg West, Murvey, Tullaghlumman Beg, alle gelegen an den schönsten Küstenabschnitten Connemaras im Roundstone Bog, nach Mineralien, Gold und Silber durch Probebohrungen zu suchen. Im Erfolgsfall wäre die Abbauerlaubnis wohl reine Formsache.

Nur durch Zufall gelangte diese amtliche Bekanntmachung Ende Juni an die Öffentlichkeit. Die Frist zur Erhebung von Einwendungen lief am 6. Juli 2019 ab.

Seitdem rumort es in der ansonsten so friedvollen Gegend zwischen Ballyconneely und dem Erisbeg bei Roundstone. Jedem wurde schnell bewusst, welche Konsequenzen eine Realisierung der MOAG Pläne für die Natur, die besondere Boglandschaft, die Reinheit der Flüsse und die Gesundheit der Menschen hätte. Berichte aus der weiteren Umgebung, in der bereits Probebohrungen stattgefunden haben, bestätigen die Befürchtungen.

Protect Connemara

Bog bei Roundstone, Connemara (Foto: Gerárd-Siehl)

Kurz vor Ablauf der Einspruchsfrist haben örtliche Naturschützer eine Versammlung in Ballyconneely einberufen, die sehr gut besucht und mit großer Mehrheit dafür war, alles nur Mögliche zu unternehmen, um dieses schöne Fleckchen Erde weiterhin bewohnbar und genießbar zu erhalten.

Das “Protect Connemara“ Committee wurde gegründet und hat mittlerweile über 1.000 Mitglieder. (Stand 19. Juli.2019) Zahlreiche Einsprüche wurden gegen die Pläne des Ministeriums erhoben und eine Petition hat bislang über 6.000 Unterschriften gesammelt. Das No mining here-Poster ist auf den Straßen der Region nicht zu übersehen Weitere Protestaktionen, zum Beispiel vor der Galway County Hall, und Veranstaltungen folgten und die Protestbewegung wächst. Die Connacht Tribune berichtete hierzu.

Es scheint nun endlich soweit zu sein, dass den Vorhaben der Regierung, im ganzen Land Schürfrechte zur Ausbeutung der irischen Bodenschätze (insbesondere an die auf diesem Gebiet weltweit führenden Kanadier) zu verschachern, entschiedener Widerstand entgegenschlägt .

Auf der Webseite des Ministeriums werden die “Goldschürfer” offensiv eingeladen, irische Minister werben auf weltweiten Konferenzen für die Ausbeutung der irischen Bodenschätze. Aufgrund der bislang bekannten finanziellen Regelungen bleibt außer einem hohen Haftungsrisiko allerdings von den Profiten nicht viel für den Staatshaushalt übrig. Natürlich soll es einige neue Arbeitsplätze geben. Angesichts des derzeit florierenden Arbeitsmarkts dürfte das Argumentgemessen an den langfristigen Schäden für Mensch und Natur allerdings nicht ganz so gewichtig sein.

Derzeit werden bereits früher erteilte Erkundungslizenzen, zum Beispiel die 2013 großflächig erteilte Genehmigung für die gesamte Maam Region im Herzen Connemaras  für kanadische Firmen erneuert.

Der bereits laute Protest in der Ballyconneely Region könnte hier beispielgebend auch für die Maam Region sein und endlich einen Schlussstrich unter die Hinterzimmerpolitik der Regierung bei der Lizenserteilung für die Ausbeutung der eigenen Bodenschätze ziehen.

 

Wir werden dran bleiben und berichten.

 

Connemara, ursprüngliche Landschaft, die jetzt dringend Schutz benötigt.

 

Fotos: Initiative Protect Connemara (oben), Markus Bäuchle (unten)