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Celtic Marriage

Zeremonie mit dem keltischen Priester Dara Molloy

 

Heiraten im Traumland Irland: Wir bekommen regelmäßig Anfragen von Menschen, die gerne in ihrem Sehnsuchtsland etwas Besonderes machen möchten. Zum Beispiel Heiraten. Im Sommer 2012 hatten wir von Michael und Jennifer berichtet, die aus Deutschland anreisten, um sich in Killarney im County Kerry das Ja-Wort zu geben und anschließend eine Flitterwoche im Lieblingsland am Atlantik zu verbringen. Das Beispiel motivierte viele Verliebte und Irlandfans zur Nachahmung.

An Jennifer und Michael erinnerte ich mich, als ich vor kurzem auf einer Recherchereise durch Connemara den Priester Dara Molloy traf. Dara kam auf dem Weg nach Galway von der Aran-Insel Inishmore aufs Festland. Wir setzten uns in Spiddal zusammen, um über Rituale, Zeremonien, keltische Spiritualität, den Sinn des Lebens, die Hoffnung in dunklen Zeiten und seinen Freund John O’Donohue zu sprechen. Dara ist kein gewöhnlicher Priester.

 


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Lange Zeit hatte in Irland die katholische Kirche das Monopol auf die wichtigen Feiern im Leben der Menschen: Taufe, Kommunion, Konfirmation, Hochzeit und Abschied – die Kirche war der Zeremonienmeister. Mit dem christlichen Glauben und der Kirche verschwanden in den vergangenen Jahrzehnten allmählich auch diese wichtigen Rituale aus dem Leben vieler Menschen.

Als die Irinnen und Iren begannen, die Allmacht der katholischen Kirche in Zweifel zu ziehen, zweifelte eine junge Generation von Priestern mit. Die Frauen- und Sexualfeindlichkeit, die rigide Bevormundung der Menschen, das autoritäre Bildungssystem, auch die Doppelmoral und die Gewalttätigkeit, schreckten die Besten in den Reihen der Kirche ab. Dara Molloy war einer von ihnen. 1949 geboren, wuchs Dara in Malahide bei Dublin auf. Er schlug die Laufbahn eines Geistlichen ein, wurde im Jahr 1977  in der Society of Mary bei den Marist Fathers zum Pfarrer geweiht. Im Jahr 1985 zog es den jungen Theologen auf einen der westlichsten Außenposten Irlands: Er ließ sich auf Inis Mòr (Inishmore), der größten der drei Aran-Inseln in der Bucht von Galway als keltischer Mönch nieder.

Seitdem ist viel passiert in Dara Molloys Leben: Im Jahr 1996 teilte er der versammelten Gemeinde in der Kirche auf Inishmore mit, dass er die Katholische Kirche verlassen würde, dass er aber Priester bleiben würde. Schon seit Beginn des Studiums hatte Dara am Kurs der römischen Kirche gezweifelt, spürte eine tiefe Beziehung zu den alten Traditionen der keltischen Kultur und der keltischen Spiritualität. Während der Kontinent vom Christentum römischer Provenienz beherrscht wurde, bewahrte sich Irland bis zum 12. Jahrhundert die eigene keltisch-christliche Kultur. Die Kelten lebten vor den Griechen und vor den Römern in Europa, an den westlichen Rändern hielt sich ihre Kultur am längsten.

Dara knüpfte an diese Traditionen an, nannte sich fortan einen keltischen Priester, Mönch und Druiden. Nach der Trennung von der Kirche heiratete er die Theologin und Psychologin Tess Harper, mit der der vier Kinder hat, ein spirituelles Zentrum und einen Buchverlag für die Herausgabe der eigenen Bücher betreibt. Dara, der keltische Priester, beruft sich nicht auf eine keltisch-irische DNA, sondern auf die in Irland und in seinen Menschen noch heute verwurzelte Mentalität und Geisteshaltung, die in der irischen Landschaft, in den uralten Steinmonumenten oder in den gälischen Ortsnamen und der Sprache reflektiert.

Dara Molloy ist ein Meister der Zeremonie und des Rituals: “Worte sind nur Form, Kraft und Energie liegen im Ritual.” Als keltischer Priester hält Dara Molloy die Macht des Rituals lebendig. Er zelebrierte für viele Menschen viele bedeutungsvolle Zeremonien: Taufen, Hochzeiten, Beerdigungen. Segnungen, Initiations- und Übergangs-Riten, auch Vergebungs-, Heilungs- und Trennungs-Feiern. Dara hat seine Lieblings-Orte auf der Insel, deren Energien er bestens kennt: heilige Quellen, stehende Steine, heilige Weißdornbäume, den ewigen Strand und die alte Kirchenruine. Kraftorte. In Zeiten der Pandemie wurde Online der Raum, um sich zu versammeln.

In den Mittelpunkt der Zeremonien stellt Dara Molloy dennoch die Menschen, die ihn um ein Ritual bitten. Deren Überzeugungen stellt er ins Zentrum der Feier, genauso wie den Ort, den sie sich wünschen. Dafür reist er mit der geheimnisvollen Crane-Bag auch von seiner Insel Inishmore aufs irische Festland und in Einzelfällen darüber hinaus. Wer die drei Aran-Inseln kennt, kann sich kaum einen besseren Ort für eine Zeremonie mit Dara Molloy vorstellen. Es sind magische Orte.

Hätte ich Dara Molloy vor neun Jahren gekannt, hätte ich Jennifer und Michael eine Zeremonie mit ihm auf Inishmore empfohlen. Doch wer weiß, auch die Erneuerung eines tiefen Versprechens nach zehn oder 15 Jahren ist eine Feier wert.

Segen mit einer Feder, mit einem Stück Torf, einem Scheit Eichenholz: Dara Molloy hat seit 2015 auch die Lizenz, Menschen standesamtlich rechtskräftig zu trauen. Dara ist über seine Website erreichbar: Klick

Oder über seine Email

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Foto Credits und Anmerkungen:

Alle Fotos: Dara Molloy, mit Ausnahme von Foto 2 von oben.

Dara Molloy war ein enger Freund von John O’Donohue, dessen Leben und Wirken ich viel meiner Recherche-Zeit im vergangenen Jahr gewidmet habe. Dara ist einer der seltenen Menschen, die offen und ohne Vorbehalt sprechen und sagen, was Sache ist. Ich berichte über dieses Gespräch auch in der Serie über den Philosophen, Poeten und Priester John O’Donohue (1956 – 2008). [ed 070721]

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