Irland Sonne

 

Es gibt Rekorde, die möchte man nicht gebrochen sehen. Hitzerekorde zum Beispiel. Auch wenn viele Iren gerne in Superlativen reden: Bei dieser Hitzewelle, die Europa bedroht, versengt und verwüstet, hat Irland keine neuen Bestmarken zu melden. Die landesweit höchste Temperatur wurde am Montagnachmittag an der Ostküste in Dublins Phoenix Park mit 33,0 Grad gemessen. Sie blieb damit 0,3 Grad unter dem Allzeit-Hitzerekord, der am 26. Juni 1887 in Kilkenny registriert worden war – und während England gestern bei 40 Grad schwitzte und brannte, hielten wir es hier an der irischen Atlantikküste bei 18 bis 20 Grad im leichten Sommerjäckchen gut aus. Auch heute sind die Temperaturen allenfalls frühlingshaft,

In Irland ist nun Ferienzeit. Mehr Menschen denn je haben in den vergangenen Monaten einen neuen Pass beim irischen Passamt beantragt, um reisen zu können und monatelang auf das ersehnte Dokument gewartet. Mehr Menschen denn je wollen die Insel fliehen und in die Ferien fliegen. Das alte Sehnsuchtsmodell allerdings funktioniert nicht mehr so richtig: In Spanien und Griechenland, in Italien. Portugal und Frankreich, den klassischen Sonnendestinationen der Irinnen und Iren toben Waldbrände und Landschaftsfeuer. Wohin also noch reisen, wenn die heile Welt das gewohnte Alltags-zuhause ist?

Im Südwesten wenig Regen und wenig Sonne zugleich

Viele Kontinental-Europäer sehnen sich nach der kühlen Insel Irland. Viele potentielle Irlandreisende werden allerdings von den irischen Wucherpreisen für Unterkunft, Mietwagen und Essen abgeschreckt, die inzwischen weltweit für Schlagzeilen gesorgt haben. (Mehr Informationen über die Preise dieses Sommers hier). Die Staycation-Welle der Corona-Jahre (Urlaub im eigenen Land) ist abgeebbt, während Touristen aus dem Ausland nicht mehr so zahlreich einreisen wie vor dem Jahr 2020: Vielleicht erklärt dies, warum der Reiseverkehr in Irlands Westen auch Mitte Juli überschaubar bleibt.

Dies ist eine Momentaufnahme: Noch ist es nicht August – Höhepunkt der Ferienzeit. Und noch kann eine Hitzewelle auch die grüne Insel heimsuchen. Natürlich bleibt das Klima auch hier nicht unberührt von der globalen Krise. Immerhin fehlt hier in West Cork in den ersten sieben Monaten des Jahres über ein Drittel der durchschnittlichen Regenmenge. Die Böden sind deshalb trocken.Gleichzeitig fehlt es an Sonnenstunden, die Sonne verbirgt sich zunehmend hinter einer grauen Wolkenschicht, die Sonnenstunden sind statistisch auf dem Rückzug – und der Meeresspiegel vor der Haustür steigt jedes Jahr um drei Millimeter.

Meinem Nachbarn konnte ich gestern dennoch aus ganzem Herzen zustimmen, als er sagte: “We live in a good place”.

Foto: Sonne über der Bantry Bay; © Markus Bäuchle