Irlands System der allfälligen Gefälligkeiten, über das wir gestern berichtet haben, treibt auch an den Schulen des Landes bunte Blüten mitten im Winter: In den Celtic-Tiger-Jahren (“Alles ist käuflich”) war es üblich geworden, die Lehrer der eigenen Kinder mit einem ansehnlichen Geschenk zu Weihnachten zu beglücken und sie – man kann ja nie wissen, für welche Note es gut ist – bei Laune zu halten. Dieser Akt reinster Nächstenliebe wurde bald zum sozialen Zwang, dem sich kaum jemand entziehen konnte, und viele Lehrer freuten sich über beachtliche Weihnachts-Gratifikationen aus den Taschen der Eltern.

Jetzt allerdings fordert das Netzwerk der Rektoren irischer Grundschulen (Primary Schools) ein Ende der teuren Gefälligkeiten. Denn vergangene Woche war bekannt geworden, dass ein achtjähriges Mädchen im County Dublin ihrem Lehrer zu Weihnachten einen Einkaufsgutschein in Höhe von 200 Euro mitgebracht hatte. Die Rektoren erkennen im weihnachtlichen Geschenkereigen einen deplatzierten Wettlauf um die Gunst der Pädagogen und fordern die Eltern zur Besonnenheit auf: Wer schenken wolle, solle sich auf eine Karte oder etwas Selbstgebasteltes beschränken. Auch eine Spende an die Schule oder eine Gabe an wohltätige Organisationen könne überbordende Spendierfreude kanalisieren, schreiben die Schulleiter – und versuchen einen Misstand zu korrigieren, der sich in den fetten Jahren eingeschlichen hatte.