Fenster IrlandAm Fenster in Irland hoch über dem Atlantik. Ich stehe am Fenster und schaue aufs Meer. Heike schrieb kürzlich in einem Kommentar: “An einem Platz zu wohnen, mit Blick aufs Wasser, ganz egal welches, wäre mein Traum.” Viele Menschen haben diesen Traum, direkt am Meer zu wohnen. Aufs Meer zu schauen weckt Sehnsucht in uns und es gibt uns gleichzeitig Tiefe und Ruhe. Ich stehe am Fenster des alten Leucht-Hauses. Auch Leuchttürme und Signalanlagen an der Küste oder auf Inseln sind Sehnsuchtspunkte: Sie erzählen von Reise, Ferne, Ausblick, aber auch von Orientierung, Sicherheit und einer unwiderbringlich verlorenen Zeit.

Was mögen die Leuchtturm-Wärter vor 100 Jahren, im Jahr 1914 gedacht haben, als sie an diesem Fenster standen und auf den Atlantik hinunter geschaut haben? Ob Sie geahnt haben, dass noch im selben Jahr der Große Krieg ausbrechen würde? Hatten Sie vielleicht auch Sehnsucht nach den Orten jenseits des großen Teiches — oder wünschten sie sich einfach nur etwas mehr Geselligkeit auf ihrer einsamen Felseninsel, etwas mehr Abwechslung in einem eintönigen isolierten Leben, das manche von ihnen sogar dazu trieb, filigrane Buddelschiffe in Geduldsflaschen zu konstruieren?

Foto: In der Mizen Head Signalstation; © 2014 Markus Bäuchle