Sommerlektüre für Irland- und Gartenfans: Der Garten der Harfe, von Elena Eden. Ein Irlandroman. 

Gelesen und für gut befunden von Eliane Zimmermann.

Wenn mich ein Urlaubs-Roman in bestens beschriebene, bezaubernde Landschaften entführt, dazu eine angenehme Prise an historischen Hintergründen sowie nachvollziehbare Handlungen der Protagonisten zu lesen sind, bin ich dabei.

In dieser „romantischen Reise durch die Gärten von Irland“ schafft es die Autorin Elena Eden, uns auf die spannende Irland-Tour ihrer Haupt-Figur, der jungen Ärztin Larissa, mitzunehmen. Es wird geradezu eine ‚Schnitzeljagd‘ auf den spärlichen Spuren ihrer Tante Maria. Diese verließ einst aufgrund eines Familienzwistes das frisch vereinte Berlin. Die Bildhauerin soll möglichst komplett aus dem Gedächtnis der Angehörigen gelöscht werden. Zumindest meint das Larissas Vater, der immer höchst allergisch auf Fragen bezüglich seiner Schwester reagiert.

Ich kenne etliche der im Roman beschriebenen Gärten und kann den jeweiligen Zauber, den Larissa zu sehen bekommt, gut nachvollziehen. Zwar war ich auch schon in der berühmten Kylemore Abbey und wandelte dort im Park sowie auf den Spuren einer traurigen echten Liebesgeschichte, doch den ummauerten Garten hatte ich seinerzeit nicht besucht. Diese Abtei liegt einfach märchenhaft am Ufer eines großen Sees in der rauen Landschaft von Connemara. Der inzwischen liebevoll restaurierte ummauerte Garten spielt eine entscheidende Rolle in dieser Spurensuche von Garten zu Garten, in deren Verlauf die junge Ärztin Larissa immer mehr aufgesogen wird vom Geheimnis ihrer interessanten Tante.

Als Leserin geriet ich schnell in den Sog der vielen unterdrückten Themen dieser zerrissenen Familie, denn auch Larissas Großmutter war bereits mit der Grünen Insel vertraut. Die drei Generationen verbindet trotz aller Differenzen die Liebe zu den Pflanzen, zum Gärtnern und zu schönen Gärten. Diese Verbundenheit konnte ich als Leserin überzeugend nachempfinden.

Eintauchen in herrliche irische Gärten

Klar, es kommt dann wie es kommen muss: Die junge Ärztin erhält Unterstützung von einem kunstvernarrten Architekten, die Nachforschungen führen sie schließlich auch in die Region im Südwesten Irlands, die seit 22 Jahren meine Wahlheimat geworden ist. Wo ich selbst auf zahlreichen Gartentouren Faszinierendes kennenlernte und meinen Gästen zeigen konnte.

Obwohl ich mich durchaus mit der wechselhaften Geschichte der Grünen Insel befasste, war mir die „Operation Shamrock“ bis zur Lektüre dieses Buches nicht bekannt: Iren hatten nach dem Krieg circa 500 Waisenkindern aus Deutschland für drei Jahre ein Zuhause gegeben. Also werde ich, wenn ich das nächste Mal in Dublin bin, das zu Ehren dieser Kinder gestaltete Denkmal „The Three Fates“ des Bayerischen Bildhauers Joseph Wackerle im St. Stephens Green einmal bewusst und sicherlich mit anderen Augen betrachten.

Dieser Roman auf zwei zeitlichen Ebenen ist mit seinem klaren Schreibstil gut zu lesen, er sorgt für ein kurzweiliges Lesevergnügen. Ja, er mag minimal an eine Pilcher-Geschichte erinnern, doch die Hintergründe sind viel zu gut recherchiert, um zur seichten Story zu verkommen, die Atmosphäre zu gut beschrieben, die Spaziergänge durch die Gärten fast wie in einem Film plastisch nachvollziehbar. Könnte ich nicht innerhalb von wenigen Minuten zwei der beschriebenen Gärten besuchen, würde ich mich vermutlich nach der Lektüre ins nächste Flugzeug setzen.

Im Anhang gibt es Tipps zu diesen Gartenbesuchen und auch zu erwähnten irischen Musikstücken. Denn die Harfe und ihre wunderschönen typisch irischen Klänge spielen eine wichtige Rolle in diesem Buch und gibt ihm den Namen. Das Buch kann ich als eine stimmungsvolle Vorbereitung auf eine Reise nach Irland wärmstens empfehlen, insbesondere, wenn einen die zahlreichen besonderen Gärten und Parks interessieren. Übrigens wurde Elena Eden und ihr Erstlingswerk „Der Garten unter dem Eiffelturm“ mit dem renommierten Deutschen Gartenbuchpreis 2021 ausgezeichnet, schon dies hatte mich positiv auf das Buch eingestimmt.

 

Die Autorin: Elena Eden studierte in München, Paris und Rom Geschichte. Als Filmautorin drehte sie Dokumentarfilme, vor allem Portraits von Künstlern und Ländern. Daneben schreibt sie Reisereportagen. Für ihre Geschichten reist sie in die entferntesten Winkel der Welt und recherchiert auch in Gärten – die faszinieren sie unendlich. Inzwischen konzentriert sich Elena Eden ganz auf das Schreiben. Ihr Roman „Der Garten unter dem Eiffelturm“ spielt in herrlichen Gärten und in der Stadt der Liebe, wo sonst. www.elena-eden-autorin.de

Das Buch: Der Garten der Harfe. Gebundene Ausgabe und Taschenbuch im Eigenverlag, 384 Seiten. Erschienen 2021. Preis: 25 Euro gebunden, 12 Euro Taschenbuch. Bei Ihrem lokalen Buchhändler oder beim sozialen Online-Buchhandel Buch7

Titelfoto: The Three Fates in St. Stephen´s Gree Dublin. © By Memorino – Own work, CC BY-SA 3.0