Das doppelte Handspiel von Thierry „The Hand“ Henry, das den blendend aufspielenden Fußballern Irlands den Weg zur Weltmeisterschaft in Südafrika ungerechterweise verbaut hat, ist heute Welt-Thema Nummer ein. Selbst Leute, die sich normalerweise nicht für Fußball interessieren, schimpfen auf die schummelnden Franzosen und die „blinden“ Schiedsrichter. Auf der zur Zeit wenig erfolgsverwöhnten Insel sorgt das Ausscheiden der Boys in Green gar für einen nationalen Furor.

Die um Luft ringende Politik stürzte sich heute dankbar auf das Entlastungs-Thema Fußball und weidete sich an der Rolle des ungerecht behandelten Underdogs. Sogar das irische Parlament debattierte ausführlich über das Skandalspiel von Paris, und gestandene Minister waren sich nicht zu schade, das Regelwerk des Fußballweltverbands FIFA in populistischen Anfällen umzuschreiben: Justizminister Dermot Ahern etwa forderte eine Wiederholung des Spiels, nur um hinzuzfügen, dass dies nicht zustandekommen werde: „Wir sind halt kleine Fische im Fußball“.

Die Verschwörungstheorie jedenfalls hat jetzt Konjunktur auf der Insel. Man wollte die Fußballzwerge aus Irland nicht bei der WM in Südafrika haben, und deshalb wurde das Spiel zugunsten der Fußballmacht Frankreich manipuliert. So äußerte sich der stellvertretende FAI-Verbandschef unwidersprochen.
Ministerpräsident Brian Cowen, der außer Niederlagen schon lange nichts zu feiern hat, blies sich gar zu einer Geste von nationalem Gewicht auf : „Gratulation zu dieser unglaublich couragierten Leistung“. Und dann sagte er noch: „To a man, they did Ireland proud.“ Bis auf den letzten Mann – stramm stehen zur Hymne. Irland hat seine Rolle als Nation in diesem Fußballspiel perfekt wiedergefunden: Sie sind so gerne die heimlichen Gewinner, die um den Sieg Betrogenen, die großartigen Verlierer.