Der Winter hat Irland erreicht. Orkanartige Stürme ziehen vom Atlantik her über die Insel hinweg, es ist nicht kalt, dafür nass und ungemütlich. Diese Tage kennen keine Farben, die Landschaft präsentiert sich in vielfältigen Grautönen. Auch die haben ihren Reiz.

Die Straßen in den kleinen Dörfern und Städtchen von West Cork sind jetzt leer. Keine Feriengäste, keine Urlauber vom Kontinent. Die Einheimischen bleiben unter sich. Die Pubs und Restaurants – auch sie sind verlassen. Genau das aber ist neu: Wirte, Restaurantbesitzer und Hoteliers blasen mächtig Trübsal in diesen Tagen. Ein Hotelier in der Bantry Bay sagt: “Das sind die schlechtesten Tage, die wir je erlebt haben.” Dem Hotelbesitzer geht es wie vielen seiner Kollegen: In seinem Pub sitzt niemand. Sein Restaurant bleibt geschlossen. Im Hotel übernachtet ein einsamer Handelsreisender.
Stürmische Zeiten können eben auch im Gewand des Mangels daherkommen. Der irische Gaststättenverband teilt heute mit, dass nun 80 Prozent aller Restaurants im Land Verluste schreiben, dass in den vergangenen Monaten mehrere hundert Gaststätten auf der Insel aufgeben mussten und dass sich das Geschäftssterben im Winter verschärfen wird. Dann fordert der Verbandsfunktionär die Regierung auf, endlich tätig zu werden: Runter mit dem irischen Mindestlohn, der mit € 8,65 vergleichsweise hoch ist.
Die Hospitality-Industrie Irlands muss sich über diesen einsamen Winter retten so gut es geht – und auf die Frühjahrs- und Sommer-Gäste aus dem Ausland hoffen. So richtet sich der Blick vieler Hoteliers in diesen Tagen nach Killarney: Dort vergnügen sich gerade mehrere hundert Reisebüromitarbeiter aus Deutschland bei der “DERTour Reiseakademie”. Sie pauken spielerisch Länderinformationen und lernen bei Ausflügen die “Grüne Insel” kennen. Mit ein wenig Phantasie werden die deutschen Reiseverkäufer sich vorstellen können, um wie viel reizvoller dieses Land in Farbe wirkt – und vielleicht wird der eine und der andere seinen Kunden im Jahr 2010 bevorzugt das Reiseland Irland empfehlen.