Es istnicht leicht, ein Schaf zu sein: Grazing, Dipping, Dosing, Shearing, Tagging, Grazing . . . und dann diese drangvolle Enge beim Friseur und im Waschsalon. Es ist aber auch schwer, ein Schaf-Farmer zu sein: Feeding, Dipping, Dosing, Shearing, Tagging. Harte Arbeit — und dazu der ganze öde Verwaltungskram. Der ist vollends kompliziert, seit es für Schafe den doppelten Personalausweis der EU gibt. Nur zögerlich und unter Druck führten Irlands Schafbauern den beidseitigen Ohrschmuck für ihre wolligen Vierbeiner ein. Bauer Seán bereitete das erstmalige beidohrige Tagging, das Anbringen der Ohrmarken an 200 Schafen, nicht nur Muskelkater sondern auch zwei schlaflose Nächte voller Grübelei.

 

Ohrmarken für Schafe

 

Denn korrekterweise muss der runde Ohrstecker ins rechte Ohr des Schafes und der eckige ins linke (siehe Schaubild). Also stellte sich Bauer Seán vor das Schaf, nahm die runde Marke in die rechte Hand und stanzte sie rechts vom Kopf  ins Ohr  des Wolltiers.  Nach mehr als 50 Ohren fiel Bruder Dini allerdings auf, dass da irgendwas nicht stimmte: Auf dem Schaubild vom Bauernverband sah das ganz anders aus, da saß die runde Marke links – links vom Kopf jedenfalls.

Zwei schlaflose Nächte später hatte ein strahlender Seán die Lösung parat: “Du musst um das Schaf rumgehen, die Marke in der rechten Hand halten und sie dann von hinten ins Ohr zwicken.” Man lernt: Die rechte Hand führt  Auge in Auge – nicht zwangsläufig zum rechten Ohr, oder: Rechts ist, wo die Marke links ist — oder wars umgekehrt? Rechts jedenfalls, so viel steht fest, ist eine Frage des Standpunkts. Und das gilt nicht nur bei Schafen und Ohren.

 


Fotos: Markus Baeuchle / Wanderlust [ed091112]

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