Vor 14 Jahren, am 13. November 2008, habe ich dieses Web-Magazin Irlandnews gegründet – ohne es zu wissen. Ich schrieb den ersten Beitrag in einem schnell eingerichteten Blog auf Googles Blogger-Plattform: „Ein Ausflug in die Dritte Welt Irlands„. Es ging um Besuche in irischen Krankenhäusern und Arztpraxen, die wie wenig lustige Zeitreisen anmuteten.

Das Bloggen kam damals gerade in Mode, und meine Partnerin Eliane Zimmermann begann das Schreiben eines Blogs (der heute das wichtigste deutschsprachige Web-Magazin für die Aromatherapie ist). Davon inspiriert, zog ich nach einer Woche spontan nach. Wir wussten damals nicht genau, was ein Blog genau ist, aber es machte Spaß, einen zu schreiben. Es war so herrlich leicht und unkompliziert, in Minutenschnelle eigene Texte und Bilder im Internet zu publizieren. Wir spürten etwas von der neuen Macht des wie man damals noch sagte – World Wide Web. Plötzlich war Jede(r) ein potenzieller Verleger, es brauchte nicht mehr viel, keine Druckerpresse, keine Sendelizenz, keinen Buchverlag, um selber Inhalte in die Welt hinaus zu schicken, um Sender und Verleger zu sein.

Nach fast zehn Jahren Schreibekel, die bösen Folgen einer journalistischen Berufskrankheit, kehrte mit dem Bloggen die Lust am Schreiben zurück. Ich freute mich zutiefst über die Erkenntnis, dass diese Schreiblust tatsächlich ein nachwachsender kreativer Rohstoff ist, und schrieb künftig fast jeden Morgen eine kleine, selbst recherchierte Geschichte über die Wahlheimat Irland. Dass ich dafür eine Stunde früher aufstehen musste, machte mir nichts aus, das Schreiben wurde wieder Teil des Lebens und der Alltags-Routine. Mit der Zeit sammelten sich einige hundert Beiträge über meine Sicht auf Irland an. Die Suchmaschinen begannen, Anfragen zu Irland auf meine Seiten zu leiten. Im März 2011 verließ ich Googles Blog (damals: www.irland-erleben. blogspot. com). Aus Irland. Berichte von der Insel wurde Irlandnews, aus dem Blog allmählich ein Web-Magazin.

Den Lebensunterhalt verdiente ich in jener Zeit schon mit Wanderlust, dem Wanderreiseveranstalter für Irland, den ich gegründet hatte, um nicht mehr reisen und nicht mehr für deutsche Verlage schreiben zu müssen. Irlandnews wurde nun meine journalistische Heimat und mein Hobby. Da ich das Internet mit den Geschichten von der grünen Insel flutete, interessierten sich bald Buchverlage, Radiostationen und Fernsehsender für meine Arbeit. Daraus entstanden zwei Bücher über Irland (mehr dazu hier) und eine 90-minütige Fernsehsendung mit dem WDR (Wunderschön – Irlands grüner Süden), sowie zahlreiche Zeitungsartikel, die viel Aufmerksamkeit für unser Wandergeschäft erzeugten. Ich könnte im Nachhinein behaupten, eine smarte Multichannel- und Crossmedia-Strategie für unser kleines Unternehmen entwickelt zu haben, das wäre aber schlicht geflunkert: Es machte mir einfach wieder Spaß zu schreiben, der Rest fügte sich glücklich – war das schöne Resultat von etwas Fleiß, viel Glück und jeder Menge Zufall.

Irlandnews ist aus Überzeugung werbefrei

Irlandnews war und blieb dabei ein nicht-kommerzielles Hobby, ist heute, nach einigen zaghaften Versuchen, überzeugt werbefrei. Es formte sich ein Stamm regelmäßig schreibender AutorInnen, die ebenfalls ohne Honorar für „Ruhm und Ehre“ schreiben (Hier die Vorstellung der Irlandnews-Autoren). Als dann die unsozialen Medien populär wurden, gerieten auch wir in den Sog von Google, Facebook und Konsorten. Die beiden Online-Monster Facebook und Google zerstörten die ursprünglich kleinteilige, dezentrale Online-Sphäre wie riesige Bulldozer und Vollernter eine idyllische Naturlandschaft.

 


PS: Die Beiträge auf dieser Website sind kostenlos. Auf Irlandnews gibt es keine Paywall. Alle aktuellen und insgesamt 3700 Beiträge aus und über Irland stehen Ihnen hier frei zur Verfügung. Sie können unsere Arbeit wertschätzen, unterstützen und mit einer Spende zur Kostendeckung beitragen. Wir würden uns darüber sehr freuen. Hier geht es zum Spenden-Formular.


 

Zum Jahresende 2020 sagten wir uns endlich von Facebook los, kappten alle Verbindungen und löschten unsere Accounts mit mehreren tausend Mitgliedern. Irlandnews war nun facebook-frei, unabhängig, und es folgte eine schwere Durststrecke. Irlandnews verlor zunächst zwei Drittel seiner Seitenaufrufe und LeserInnen, weil wir nicht mehr auf Facebook auf unsere Beiträge hinwiesen und  warben. Doch peu a peu kämpften wir uns zurück und fanden zu alter, neuer Stärke. In guten Monaten rufen jetzt 15000 Nutzer rund 40.000 Seiten auf – dies, obwohl die Google-Suche mittlerweile völlig kompromittiert ist und man sich die Aufmerksamkeit auf der dominanten Suchmaschine teuer mit Euros erkaufen muss. Wir haben vor Jahren schon für Irlandnews entschieden, keinen Cent an Google zu bezahlen, um die Reichweite zu erhöhen.

 

 

Ich könnte nun lange klagen, wie die Online-Oligopole, allen voran Meta und Alpha das Internet gekapert und zum Nachteil verändert haben, wie sie unsere vor 25 Jahren keimenden Hoffnungen auf mehr Demokratie und Partizipation gnadenlos zerstört haben, wie sie uns süchtig und abhängig gemacht und unseren Alltag okkupiert haben. Ich versuche in meinem Bewusstsein wach zu halten, wir wir alle vor 25 Jahren lebten – um daran zu erkennen, wie weit das Silicon Valley Zugriff auf unser Leben, unsere Privatsphäre, auf unsere Sehnsüchte und Wünsche genommen hat. Klar, früher wurde auf Irlandnews mehr kommentiert und diskutiert, heute erschöpft sich das Engagement Vieler im Abdrücken von „Likes“. Der Ton ist vielerorts im Web ruppig geworden, der Umgang roh und aggressiv. Es nützt allerdings wenig, nur in den Chor der Klagenden einzustimmen und dabei zu vegessen, es besser zu machen.

Irlandnews will auch in Zukunft eine Online-Plattform sein, die wenigstens ein Wenig zum Besseren beiträgt. Die Themenfelder wurden deshalb früh schon erweitert. Neben dem Lieblings-Thema Irland geht es hier immer wieder um das so überlebenswichtige Verhältnis von uns Menschen zur „übrigen“ Natur, sowie um einen verantwortungsvollen zukunftsfähigen Lebensstil; und wir versuchen, dem verhängnisvollen Trend in den Leitmedien zu widerstehen. Wir arbeiten dagegen an, dass sich die Meinungskorridore zunehmend verengen und eine ins Totalitäre neigende veröffentlichte Meinung den öffentlichen Diskurs beherrscht: Hier sind die vielen Meinungen gefragt und erwünscht. Sie sollten respektvoll vorgetragen werden und ohne Beleidigungen, Aggressionen und Verletzungsabsichten auskommen. Bis heute ist das ganz gut gelungen.

Haben wir das Gespür für Wert & Wertschätzung verloren?

Lucy

Das Internet hat fast zwei Jahrzehnte versucht, uns weis zu machen, dass in dieser virtuellen Parallelwelt alles umsonst sei. Lange Zeit gab es die meisten Inhalte kostenlos, wir aber bezahlten mit unseren Daten und der Preisgabe unserer Privatsphäre. Wir meinten, die Nutzer des Internets zu sein, während wir zum Produkt wurden, das hochprofitabel an die Werbewirtschaft verkauft wird. Wir haben uns schnell an diese vermeintliche Kostenloskultur gewöhnt und verloren mehr und mehr das Gespür für Wert und Wertschätzung. Viele von uns wurden zu gierigen Abgreifern, Sammlern und Absaugern von „kostenlosem Content“.

Auch Irlandnews war von Beginn an und ist bis heute komplett kostenlos – trotz eines seit einigen Jahren in mir gärenden Unbehagens über die Abgreif-Unkultur, die wir mit dem Internet geschaffen haben. Ich spielte deshalb eine Zeitlang mit dem Gedanken, das Handtuch zu werfen oder aber eine Paywall einzuführen. Denn letztlich kostet der Betrieb einer ständig aktuellen Website neben Energie und Zeit auch richtig viel Geld. Ich fand für mich heraus, dass das Aufhören genauso wie eine Bezahlschranke (Paywall) die falschen Wege wären. Da ich seit längerem mit der Kultur des Schenkens sympathisiere, entschied ich mich im August 2022, für die Leserinnen und Leser die Möglichkeit freiwilliger Spenden einzuführen. Wer möchte, kann jetzt zur Kostendeckung bei Irlandnews einen selbst gewählten Betrag per Überweisung, Kreditkarte oder Paypal spenden. (Hier geht es zum Spenden-Formular)

Sehr viel mehr als um Geld (was natürlich hilft, die Ausgaben zu begrenzen) geht es mir dabei um die Wertschätzung unserer Arbeit. Und siehe da: Nun gehen Spenden ein von Bekannten, von bekannten Kommentarschreibern und von Menschen, von denen ich noch nie etwas gehört oder gelesen habe. So kommen jetzt jede Woche freiwillige monetäre Reaktionen von LeserInnen, die mich sehr freuen und auch neu motivieren. Denn die Spende drückt aus, dass die Spender unsere Beiträge wert schätzen.

Man sagt, ein Hunde-Jahr entspreche sieben Menschen-Jahren. Ich fragte mich, wie alt ein 14 Jahre altes Web-Magazin in Menschen-Jahren nun sein könnte. Ich fand keine Antwort, denke aber, dass wir die Pubertät hinter uns und noch jede Menge vor uns haben. 14 Jahre Irlandnews – wir sind kein bisschen müde: Ein Dank an alle, die mitgearbeitet haben und heute mitarbeiten. Ein Dank an Sie und Euch, liebe LeserInnen und Leser. Neben einer Spende freuen wir uns künftig vor allem über mehr aktive Teilnahme, über Reaktionen und viele Kommentare zu unseren Beiträgen.

Fotos: Markus Bäuchle; Hund Lucy (10); der Sugarloaf, unser Hausberg, auf den ich jeden Tag mehrere Male schaue und den ich gerne besteige.