Die Deutschen sind bekanntlich die Weltmeister im jammernden Pessimismus. Teils fasziniert, teils angewidert starren sie auf den Hurra-Optimismus der US-Amerikaner (“Yes, we can”, Irisch: “Can do”).  Nun aber wird ihre Spitzenstellung von Irland bedroht: Die Iren glauben einer neuen internationalen Umfrage in 19 Ländern zufolge am wenigsten an die Zukunft ihrer Wirtschaft und ihres Lebens. Die Rezession werde schlimmer sein und länger dauern als irgendwo sonst, denken die vom Institut “Behaviour & Attitudes” befragten Iren. Die Schuld an der Misere geben sie übrigens nicht etwa den Banken oder der “Globalisierung”, sondern vor allem der eigenen Regierung. (Mr Cowen, ziehen Sie sich warm an!)

Vor allem diese Aussage gibt zu denken: Die Mehrheit der knapp 1000 befragten Iren sagte, die aktuelle wirtschaftliche Lage sei “die bislang schlechteste in ihrem Leben”.  Kann das Gedächtnis von so vielen Menschen so kurz sein?  Remember the 80-ies… 

Komisch auch: Noch vor einem  halben Jahr war hier ausgelassenste Party-Stimmung. Irland feierte sich als Master Country of the Universe, oder zumindest of Europe, und nun: Depression pur. Immerhin: Die Umfrage stammt aus dem Februar und hat den positiven  “Grand-Slam-Rugby-Effekt” noch nicht verarbeitet.  
Die Realität ist möglicherweise eine ganz andere: Die Menschen in diesem Land, vor allem die älteren, sind eigentlich krisen-erfahren und wissen, wie man in schwierigen Zeiten halbwegs gut überlebt. 
Und das noch***
Der Titel “Dümmlichste Headline des Jahres 2009 in der Irland-Berichterstattung” geht bislang an die ansonsten geschätzte Süddeutsche Zeitung für diesen gedanklichen Dünnpfiff:
“Die Iren trifft die globale Krise besonders hart – nach den Boom-Jahren fällt ihr Land nun zurück in die Armut” 

In welche Armut denn? Fragen Sie den SZ-Autoren Hans-Peter Kunisch selbst.

Das Foto von den skeptischen Iren entstand 1979 auf der Aran-Insel Inisheer.