Das Wichtigste auf einen Blick: Was in der vergangenen Woche in Irland geschah, lesen Sie heute in unserem Wochenrückblick. Nein, Irland Blog-Autor Dirk Huck berichtet heute nicht aus Dublin über die wichtigsten Ereignisse auf der Insel – Dirk hat Umzugs-Urlaub und meldet sich erst nächste Woche wieder.

 

 

Umzug und Renovierungsarbeiten

Wir nutzen Dirks Umzug innerhalb Dublins, um diese Wochen-Show der Ereignisse in Irland behutsam zu renovieren. Zunächst haben wir einem treuen Leser des Irland Blogs seit langem versprochen, “dieses fürchterliche Foto” endlich auszutauschen. Gemeint ist das Logo für den Wochenrückblick (links oben), das unseren Leser an ein Gefängnis erinnert.  Stimmt eigentlich. Die Überwachungskameras in Irlands Städten haben etwas von Gefängnishof-Atmopshäre. Unser Sujet-Foto zeigt ein Detail des weltweit größten Monuments: Der Spire, eine 123 Meter hohe Metallnadel aus 126 Tonnen poliertem Stahl, steht zentral auf Dublins O`Connel Street, an der Stelle, an der einst der steinerne Admiral Nelson das Britische Empire repräsentierte, bevor ihn die IRA im Jahr 1966 aus dem Stadtbild sprengte. The Spire jedenfalls, den die Dubliner “die Nadel” nennen, heißt offiziell “Monument des Lichts” und sollte eigentlich zur Feier des neuen Millenniums am 1. Januar 2000 eingeweiht werden. Um ihrem Ruf als zeit-tolerante Menschen gerecht zu werden, verschoben die Iren die Eröffnung jedoch um drei Jahre und stellten die “Millennium Needle” erst Ende Januar 2003 fertig. Die am Boden nur drei Meter breite Nadel soll übrigens das Wahrzeichen Dublins sein.

Rock of Cashel von Peter ZoellerEin neues Wahrzeichen

Wir sind nicht so ganz sicher, ob man einem Ort ein Wahrzeichen verordnen kann oder ob Einwohner und Besucher im Lauf der nächsten Jahre darüber heimlich abstimmen werden, ob der Spire tatsächlich in den Rang eines Wahrzeichens erhoben wird. Das Foto des Stahlmonuments mit der öffentlichen Uberwachungskamera jedenfalls entstand in der Henry Street mit Blick auf die Kreuzung O’Connell Street. Dies nur zur Erläuterung, bevor das Gefängnis-Foto aus Dublin endgültig dem Orkus anvertraut und gegen ein echtes Wahrzeichen der Grünen Insel ausgetauscht wird. So erscheint dieser Wochenrückblick künftig mit diesem Emblem: einem im herrlichen Morgennebel von Peter Zoeller fotografierten Rock of Cashel. Das alte Machtzentrum, 65 Meter hoch über der Stadt Cashel im County Tipperary, war Sitz des MacCarthy-Clans und der Könige von Munster; der Ort wird mit dem Heiligen Patrick genauso in Verbindung gebracht wie mit König Aengus und den versammelten Feen und Geistern der Insel. Probieren wir es also einmal damit. Wer meint, das einzig wahre Wahrzeichen für Irland sei . . . : wir sind offen, das Logo wieder auszutauschen, wenn es ein besseres gibt.

Große Politik transparent gemacht, oder: Diese Woche beim Friseur

Unser Familien-Friseurin ist nicht nur beliebt, weil sie im Gegensatz zu manchem ehemaligen Schafscherer, der nun Menschen frisiert, richtig gut Haare schneiden kann. Sie ist es auch, weil sie uns nebenbei mit allerlei kurzweiligen Informationen versorgt und uns die große Welt der irischen Politik erklärt. In dieser Woche war der neue Premier des Landes, Enda Kenny, an der Reihe – und unsere aufgebrachte Frisuerin ließ, um im Jargon zu bleiben, kein gutes Haar an dem Mann. Dies, obwohl sie und ihre Familie, seit jeher “Fine Gael sind”. Den Fine Gael-Chef Enda aber kann unsere Catherine einfach nicht verknusen. Warum? Weil er nichts kann, sagt sie, und legt schon einmal die erste inoffzielle Zwischenbilanz der nun zwei Wochen währenden Regierungszeit von Taoiseach Enda Kenny vor: “Alle Welt lobt Enda in den Himmel. Aber was hat er denn bisher gleistet?  Er hat einen Ausflug in die USA zum Patricks Day unfallfrei überstanden. Sonst nix. Soll man ihn dafür loben?” Recht hat sie, die Catherine. Loben wir Enda erst, wenn er das Land gerettet hat. Eine Bemerkung sei dennoch erlaubt: Wir sind wirklich froh, das depressiv-dumpfe Genuschel von Vorgänger Brian Cowen in den Sechs-Uhr-Nachrichten nicht mehr ertragen zu müssen. Deshalb: Weiter so, Enda Kenny. (So einfach können Politiker punkten.)

Was diese Woche in Irland wirklich geschah

Jetzt aber endlich zur Sache: Was geschah wirklich in dieser Woche in Irland? Grob gesagt: Es ereignete sich viel, aber es passierte wenig. Die Woche nach dem Patrick´s Day war eine eher ruhige. Nun gut, vom ehemaligen Fine-Gael-Minister Michael Lowry wurde berichtet, dass ihm die Entscheidung zur Vergabe der Mobilfunk-Lizenzen vor 15 Jahren durch persönliche Zuwendungen ein wenig leichter gemacht worden sein soll. Der irischen Wirtschaft wurde nachgewiesen, dass sie entgegen aller Beteuerungen auch 2010, im dritten Jahr in Folge, geschrumpft ist. In Nord-Irland hat derweil der alte Hassprediger Ian Paisley Abschied von der Politik genommen. Der in den letzten altersmilden Jahren zum Friedensengel mutierte Reverend wird bei den Neuwahlen zum nord-irischen Parlament Stormont im Mai nicht mehr antreten. Gut so. Die Neue Regierung der Republik rangelte derweil mit den europäischen Partnern um die Zukunft des Landes. Irland will weniger Schulden und weniger Zinsen für die Schulden zurückzahlen, fragt zudem um mehr Bares an, um die milliarden-fressenden Schrottbanken erneut zu retten, und weigert sich immer noch, im Gegenzug den Standortvorteil einer traumhaft niedrigen Unternehmenssteuer von nur 12,5 Prozent aufzugeben. Wie lange noch? Ansonsten wird im Land diskutiert, die vielen niedlichen und pädagogisch durchaus ambitionierten Zwergschulen mit weniger als 100 Schülern dicht zu machen, um Kosten zu sparen. Es wäre schade. Und dann war da noch ein Gerichtsurteil zur Stärkung der Meinungsfreiheit:

Freispruch für den Helden des Bürger-Protests

Die Iren wurden in den letzten Monaten im Ausland über den grünen Klee dafür gelobt, dass sie den brutalen Sparkurs der Regierung im Gegensatz zu den Isländern oder den Griechen geradezu lammfromm über sich ergehen ließen. Ganz böse Zungen wollen in Irland genau zwei Menschen entdeckt haben, die nennenswerten Widerstand gegen die Spar- und Steuerorgie der quasi-bankrotten Regierung und gegen die kriminellen Machenschaften irischer Banker leisteten: Der eine war ein Renter, der im Mai 2009 Manager der AIB-Bank mit faulen Eiern bewarf, der andere Joe McNamara. Der 42-jährige Bauunternehmer aus Galway blockierte mit seinem Zementmixer an einem Septembermorgen im vergangenen Jahr die Einfahrt des irischen Parlaments. Auf die Trommel des LKW hatte er in großen Lettern “Toxic Bank Anglo” geschrieben – und um seinen Protest gegen die Abwälzung der Bankschulden auf Irlands Bürger Nachdruck zu verleihen, kappte McNamara die Bremsleitungen des Lasters, bevor er sich vom Acker machte. Das Bild von Joes Laster-Protest ging um die Welt. Jetzt sprach ihn eine umsichtige Richterin frei. Sie wollte angesichts von 35 Euro Schaden keine  schwer wiegende Sachbeschädigung erkennen und stellte die Aktion des mutigen Mannes unter das Recht auf Meinungsfreiheit. Recht so.

NB: Der Wanderer, der diesen Wochenrückblick geschrieben hat, liest mit Vorliebe die Irish Times. In den beiden letzten Absätzen verarbeitete Primär-Informationen stammen allesamt  aus dem Online-Auftritt der Times. Bis nächste Woche. An dieser Stelle. Mit Dirk Huck.