Dublins Erzbischof Diarmuid Martin, Irlands zweithöchster katholischer Kleriker, sorgt mit seiner Offenheit wieder für Aufsehen: In einem Interview mit der New York Times erzählt Ober-Katholik Martin, wie er als Junge selber Opfer von sexueller Gewalt wurde: Ein “schmutziger alter Mann” drückte den zwölf Jahre alten Diarmuid demnach auf offener Straße gegen eine Hauswand und sagte ihm “absolut schreckliche Dinge”. Martin erläuterte, dass er zur Gegenwehr unfähig war und viel Glück hatte, dass zufällig ein Polizist vorbei kam.

Der immer für ein klares Wort bekannte Bischof Martin (Foto) ließ in dem Interview auch keinen Zweifel daran, dass die Leute schon vor 50 Jahren wussten, dass katholische Pfarrer Kinder sexuell missbrauchten: “Meine Mutter sagte mir als Kind immer: Erledige Deine Pflichten als Messdiener, aber lungere ja nicht mit dem Priester rum”.

Im Interview mit der NYT-Kolumnistin Maureen Dowd geht der Erzbischof – offensichtlich den Tränen nahe – auf den Fall eines Priesters ein, der sich im Garten einen Swimming Pool baute und dorthin nur Jungs eines ganz bestimmten Alters und Aussehens einlud. Die acht anderen Pfarrer im Pfarrbezirk wollen das Treiben ihres Kollegen nicht mitbekommen haben.

Kolumnistin Dowd schildert Diarmuid Martin als einen der letzten katholischen Würdenträger, die in Irland nach den Missbrauchsskandalen der letzten Jahrzehnte noch Ansehen und Respekt genießen.

Das Interwiew ist hier im Original zu lesen: An Archbishop Burns While Rome Fiddles (Ein Erzbischof brennt, während Rom weiter mauschelt)

Foto: Archdiocese Dublin