Das Wichtigste auf einen Blick: Was in der vergangenen Woche in Irland geschah, lesen Sie heute in unserem Wochenrückblick. Irland Blog-Autor Dirk Huck berichtet aus Dublin über die wichtigsten Ereignisse auf der Insel.
Die Versprechen der Wahlkämpfer
Der Wahlkampf ging in seine zweite Woche. Die Politiker aller Parteien zeigten erneut großen Einsatz und reisten quer durchs Land, um an Haustüren, in Shoppingzentren, beim Besuch von Brauereien (Enda Kenny) oder auf dem Acker (Micheal Martin) Hände zu schütteln, sich den Unmut verärgerter Bürger anzuhören und nebenbei über die Konkurrenz zu lästern. Umfragen sehen Fine Gael um Enda Kenny mit 38 Prozent deutlich in Führung, gefolgt von Labour mit 20 Prozent und Fianna Fáil mit 15 Prozent.
Der Autor: Dirk Huck.
Dirk schreibt einen eigenen Blog.
Was diesen Wahlkampf deutlich vom vorherigen unterscheidet ist die Tatsache, dass Irland pleite ist. Bei Wahlversprechen beschränkt man sich deshalb auf Maßnahmen, die kein Geld kosten. Alle Parteien haben sich politische Reformen an ihre Fahnen geschrieben, von der Abschaffung des Senats (des Oberhauses), über die Verkleinerung des Parlaments bis zur deftigen Gehaltskürzung für Abgeordnete und den Regierungschef. Auch soll künftig Schluss sein mit Spesenbetrug und Korruption. Na ja, versprechen kann man viel, denn überprüfen lässt sich davon nachher nichts mehr.
Interessant ist ein Blick auf die Kandidatenstatistik. Insgesamt bewerben sich 567 Kandidaten um die 165 Abgeordnetenplätze. Fianna Fáil schickt 30 Kandidaten weniger ins Rennen als noch 2007. Mit theoretisch 76 Sitzen hat man keine Mehrheit im Parlament, was zeigt, dass man sich bereits auf eine Oppositionsrolle eingestellt hat. Labour schickt 68 Kandidaten (18 mehr als 2007) und Fine Gael 104 (13 mehr als 2007). Die Grünen mit ihren 43 und Sinn Féin mit 41 schicken etwa gleich viele Kandidaten wie noch 2007. Übrigens liegt die Frauenquote bei nur 15 Prozent (85 Kandidatinnen).

Das Fass Anglo Irish leckt noch immer

Für die Noch-Regierungspartei Fianna Fáil ungelegen kam die Meldung des Anglo Irish-Vorsitzendem Alan Dukes, dass Irlands Banken vermutlich noch einmal 15 Milliarden Euro mehr benötigen als bisher veranschlagt. Damit steigt die Summe an Rettungs-Kapital von bisher geschätzten 35 Milliarden Euro auf 50 Milliarden Euro. Es scheint, dass noch immer nicht alle Löcher in den Banken gestopft sind und weiterhin faule Kredite reihenweise abgeschrieben werden müssen. Anglo Irish allein meldete für 2010 einen Verlust von 17,6 Milliarden Euro und wird 8 Milliarden mehr benötigen als veranschlagt.

Fine Gael-Chef Enda Kenny kommentierte die Meldung mit dem kühnen Versprechen, dass die Banken keinen weiteren Cent mehr erhalten würden, wenn er erstmal Regierungschef sei. (Noch-) Finanzminister Brian Lenihan (Fianna Fáil) parierte gekonnt, als er ankündigte, die für Februar vorgesehene Finanzspritze an die Banken bis nach der Wahl zu verschieben. Mit dem Problem der Rekapitalisierung der Banken solle sich die Nachfolgeregierung befassen, so Lenihan. Schließlich habe die jetzige Regierung kein Mandat mehr für derartige Entscheidungen. Zwickmühle für Enda Kenny.
Flugzeugabsturz in Cork
Aus traurigem Anlass ruhte für einen Tag das Wahlkampfgeschehen. Am Donnerstagmorgen kamen beim Absturz eines Flugzeugs auf dem Flughafen von Cork sechs Menschen ums Leben. Sechs weitere wurden verletzt, zum Teil schwer. Eine kleine, zweimotorige Propellermaschine mit zwölf Personen an Bord war beim Versuch, in dichtem Nebel zu landen, verunglückt. Zuvor bereits hatte die Maschine zwei Landeversuche abbrechen müssen, ehe sie es nach einer Warteschleife erneut versuchte.
Die Maschine der Fluggesellschaft Manx2 befand sich auf dem Flug von Belfast nach Cork. An Bord befanden sich zwei Piloten sowie zehn Passagiere. Zwei der Passagiere erlitten bei dem Absturz lediglich leichte Verletzungen und konnten bereits aus dem Krankenhaus entlassen werden. Die Untersuchungen zur Ermittlung der Absturzursache dauern an. Der Flughafen von Cork war zwei Tage lang geschlossen.
Zahl der offenen Stellen im Januar deutlich gestiegen
Eine positive Meldung vom Arbeitsmarkt: Der Januar sah 7.250 offene Stellen, ein Plus von 39 Prozent gegenüber dem Vormonat. Die Meldung wird als Bestätigung dafür angesehen, dass es am Arbeitsmarkt leicht aufwärts geht.
Musiklegende Gary Moore ist tot
Letzte Woche verstarb der irische Musiker Gary Moore. Bekannt wurde er als Gitarrist der irischen Rockgruppe “Thin Lizzy”. Moore erlag im Alter von 58 Jahren einem Herzinfarkt.
Moore stammte aus dem nordirischen Belfast. Bereits mit acht Jahren begann er, Gitarre zu spielen. Im Alter von sechzehn zog er nach Dublin, wo er sich der irischen Band “Skid Row” des späteren Thin-Lizzy-Frontmannes Phil Lynnott (1949-1986) anschloss. Moore arbeitete außerdem mit Musikern wie Ex-Beatle George Harrison, Ozzy Osbourne und den Beach Boys zusammen.
Irlands telefonierende Autofahrer
Iren sind bekanntlich sehr redselig. Dass es ihnen offensichtlich auch beim Autofahren schwerfällt, den Mund zu halten oder auf Kontakt mit der Außenwelt zu verzichten, zeigt eine Statistik der irischen Straßensicherheitsbehörde RSA. Demnach wurden in den zwölf Monaten bis einschließlich Januar 2011 insgesamt 41.737 Fahrer und Fahrerinnen beim Telefonieren oder Simsen im Straßenverkehr erwischt. Das macht im Schnitt etwa 110 Vergehen pro Tag. Für die Benutzung eines Handys (Halten reicht) während der Fahrt gibt es, abgesehen von der Geldstrafe, immerhin zwei Strafpunkte, wenn man sofort zahlt, vier sogar, wenn man vor Gericht verurteilt wird.
Song Contest: Irland schickt Jedward
Europa pumpt Millarden nach Irland. Und wie revanchiert sich Irland? Man schickt Jedward zum Eurovisions Songcontest. Jedward, das sind die Dubliner Zwillinge John und Edward Grimes, die sich als Pop-Duo versuchen. Zu fragwürdigem Ruhm kamen die heute 19-Jährigen 2009 durch die Talentshow “X-Factor”. Dort fielen sie weniger durch gute Stimmen auf als durch wildes Rumgehüpfe, schrilles Outfit und vor allem viel Haargel. Eine Art Daniel Küblböck im Doppelpack.
Jedward gewannen am Freitagabend die nationale Vorentscheidung zum diesjährigen Songcontest, der im Mai in Düsseldorf stattfindet. Damit wiederholte sich mehr oder weniger die Dustin-the-Turkey-Spaßnummer von 2008, als man einen singenden Plüsch-Truthan schickte. Wir entschuldigen uns schon mal im Voraus bei allen Zuschauern. Wenn Deutschland nach dem Songcontest Irland den Geldhahn zudreht, geht das voll in Ordnung.