News aus Irland immer aktuell

Guinness hat trotz Obama-Werbung Probleme, die Iren sollen im eigenen Land Urlaub machen, ein irischer Sportwagen feiert Geburtstag und die muffigen Abtreibungsgesetze treiben Irinnen weiterhin nach England. Das Wichtigste auf einen Blick: Was diese Woche in Irland geschah, lesen Sie heute wieder im Sonntags-Newsüberblick. Irland Blog-Autor Dirk Huck berichtet aus Dublin.

 

Staatsbesuch Nummer 2: Barack Obama erobert Irland im Sturm

Nach dem Besuch der englischen Königin stand am vergangenen Montag der Besuch des amerikanischen Präsidenten an. Obwohl Barack Obama nur wenige Stunden in Irland weilte, lässt sich sein Besuch mit den Worten zusammenfassen: Er kam, sah und eroberte lässig eine ganze Nation. Irland lag ihm zu Füßen und bereitete ihm einen Empfang, als wäre der so lange verschollene Sohn endlich heimgekehrt. Obama musste ein anstrengendes Programm absolvieren: Nach der Ankunft am Morgen Treffen mit Präsidentin Mary McAleese (inklusive Bäumchen pflanzen) und Premierminister Enda Kenny (Fachsimpeln über irische Literatur und Hurling), danach kurzer Kontrollbesuch in der amerikanischen Botschaft (Schwelle am Ausfahrttor für zu niedrig befunden), am Nachmittag Weiterfahrt zu seinen entfernten Verwandten ins kleine Moneygall in der Grafschaft Offally (Hände schütteln, Babys knuddeln, in Ollie Hayes’s Pub ein Pint of Guinness trinken), am frühen Abend Rückflug nach Dublin und Rede halten (und viele Hände schütteln).

Wo Obama auch auftauchte, überall löste er Begeisterungsstürme aus. Die Einwohner des kleinen Örtchens Moneygall mögen dies anders sehen, aber den meisten Iren am nachhaltigsten in Erinnerung bleiben wird sicherlich Obamas zwanzigminütige, im Fernsehen live übertragene Rede am College Green in Dublin vor geschätzten 40.000 Menschen. Es war die Anfeuerungsrede, die Irland so bitter nötig hatte, und die der Profi Obama gekonnt ablieferte. Aufmunternde Worte für Irland, die er mit dem Mantra “Ja, wir können!” beendete, zur allgemeinen Begeisterung sogar in der irischen Übersetzung mit “Is féidir linn!” (wurde Tage später in Tageszeitungen sogar als Aufkleber verteilt).

Aufgrund der heranrückenden Aschewolke und der befürchteten Schließung des Luftraums über Irland, beendete Obama seinen Besuch früher als geplant. Aber das konnte den Erfolg der Stippvisite nicht trüben. In politischer Hinsicht mag Obamas Besuch weniger pikant gewesen sein als der von Queen Elizabeth II, er war deswegen aber nicht weniger spektakulär. Im Gegenteil: Es war ein weiterer Meilenstein in der Geschichte Irlands. Innerhalb weniger Tage hatte Irland die bekannteste Frau und den mächtigsten Mann der Welt zu Gast. Das wird schwer zu toppen sein.

Was bringen die Besuche für Irland?

Es waren zwei sehr aufregende Wochen für Irland, die dem Land einen enormen Auftrieb gaben. Wie sich die Besuche der englischen Königin und des amerikanischen Präsidenten am Ende wirtschaftlich für Irland auszahlen, muss man abwarten. Fest steht aber, dass Irland ein äußerst positives Bild von sich in die Welt transportieren konnte. Und dies nicht nur als ein fröhliches Urlaubsland mit Pubs, Musik und einem reichhaltigen kulturellen Angebot. Irland präsentierte sich vor allem als ein Land, das bereit ist, die Herausforderungen anzunehmen. Potentielle Investoren brauchten nur in die Gesichter der vielen Tausend Menschen zu schauen, die stundenlang am College Green ausgeharrt hatten und am Ende begeistert Obama zujubelten und sein “Yes, we can!” als Mantra aufgriffen. Man vergleiche dies nur mit den Bildern protestierender und randalierender Arbeiter in Griechenland und Portugal. Wer weiß, vielleicht liegen Irlands beste Tage tatsächlich in der Zukunft. Allein Obams Qualitäts-Urteil, “the Guinness in Ireland is much better than the stuff they sell in the US”, dürfte Tausende amerikanischer Touristen nach Irland locken und der Wirtschaft einen kräftigen Schub geben.

Der Senat tagt wieder – doch wie lange noch?

Am Mittwoch kam der neu zusammengestellte Senat, das irische Oberhaus, zu seiner ersten Sitzung zusammen. Allerdings blicken die sechzig Senatoren in eine ungewisse Zukunft. Im Wahlkampf hatte die Regierungspartei Fine Gael nämlich eine Verfassungsänderung mit dem Ziel der Abschaffung des Senats versprochen. Das irische Oberhaus war zuletzt heftig in die Kritik geraten. Der Senat hat nur wenig politische Befugnisse, tagt nur an ein oder zwei Tagen pro Woche, aber die Senatoren lassen sich ihren “Arbeitseifer” mit lukrativen Bezügen versüßen. Längst gilt der Senat als Auffangbecken für gescheiterte Abgeordnete und als Spielwiese für den Politikernachwuchs. Grund genug, den Nutzen dieser Einrichtung zu hinterfragen. Eine Volks-Abstimmung über die Verfassungsänderung soll nächstes Jahr stattfinden. (Quelle: breakingsnews.ie)

Der Guinness-Publicity-Akt hat ein bitteres Nachspiel

Der amerikanische Präsident leert ein Pint of Guinness in vier Zügen, die englische Königin sieht sich das frisch gezapfte Pint, das da so verlockend vor ihr auf den Tresen gestellt wurde, zumindest interessiert an – Bilder, die um die Welt gingen, und die im Vorstand von Guinness-Eigner Diageo für orgasmusähnliche Verzückung gesorgt haben dürften. Es wird geschätzt, dass ein vergleichbarer Publicity-Akt das Unternehmen 23 Millionen Euro (manche schätzen sogar 200 Millionen US-Dollar . . .) gekostet hätte. Doch die Freude über den gelungenen Werbe-Coup konnte nicht darüber hinwegtäuschen, dass es dem Guinness-Konzern gar nicht gut geht. Diageo wartete bis nach der Abreise Obamas, um zu verkünden, dass man die Personalkosten reduzieren muss. Im Guinness-Hauptquartier am St. James’s Gate in Dublin sollen bis zu einhundert Stellen einer Umstrukturierung zum Opfer fallen. Dies wird in erster Linie die Bereiche Vertrieb, Marketing und Support treffen. Die Belegschaft zeigt sich enttäuscht. Sie hätten ihren Teil für Guinness in Irland getan, sagen sie. Nun solle Diageo, und damit Guinness, zeigen, was man für die Mitarbeiter in Irland tun kann. (Quelle: Irish Independent, Foto: Merrion Street)

Kampagne: Iren sollen mehr Urlaub in Irland verbringen

Wie lässt sich aus den Besuchen von der englischen Königin und des amerikanischen Präsidenten Kapital schlagen? Kaum waren die beiden prominenten Irland-Touristen wieder abgereist, startete Tourismusminister Leo Varadkar am Mittwoch die diesjährige Kampagne zur Vermarktung von Irland als Urlaubsziel. Mit Preisnachlässen auf Bahnfahrten an den Wochenenden will man in erster Linie die Einheimischen animieren, ihr eigenes Land neu zu entdecken. Varadkar: “Queen Elizabeth II and President Barack Obama have discovered Ireland for themselves. Now we’re urging everyone who lives in Ireland to follow in their footsteps and re-discover their country.” Mal sehen, ob die Iren der Aufforderung zum “Staycation”, wie der im eigenen Land verbrachte Urlaub genannt wird, auch nachkommen. (Quelle: Merrion Street)

Abtreibungstourismus: Jeden Tag 12 Abtreibungen in England

Eine von der englischen Gesundheitsbehörde vergangene Woche veröffentlichte Statistik richtet das Augenmerk auf ein nach wie vor heißes Thema in Irland: 2010 reisten 4.402 Frauen von Irland nach England, um dort eine Abtreibung vornehmen zu lassen, im Schnitt zwölf Frauen pro Tag. Insgesamt sind seit 1980 geschätzte 150.000 Frauen für eine Abtreibung nach England gefahren. Der irische Staat könne das Problem nicht länger ignorieren, sagte Niall Behan, Geschäftsführer der Irish Family Planning Association (IFPA). Die IFPA fordert eine Lockerung der strengen Abtreibungsgesetze. Erst vergangenen Dezember hatte das Europäische Gericht für Menschenrechte die irischen Abtreibungsgesetze scharf kritisiert. Auch im Wahlkampf war die gesetzliche Regelung von Schwangerschaftsabbrüchen ein Thema. Man darf gespannt sein, ob und wann die Regierung sich dieses heiklen Themas annimmt. (Quelle: Irish Times )

Zurück in die Zukunft: Der DeLorean-Sportwagen feiert 30. Geburtstag

Die Film-Reihe “Zurück in die Zukunft” mit Michael J. Fox machte ihn weltweit berühmt: Den markanten DeLorean-Sportwagen DMC-12 mit den futuristischen Flügeltüren. Nur wenige dürften wissen, dass der Wagen seinerzeit in Nordirland hergestellt wurde, ja dass es bis heute überhaupt der einzige Wagen ist, der auf irischem Boden produziert wurde. 1981 begann die DeLorean Company mit der Produktion des teuren, jedoch qualitativ wenig überzeugenden DMC-12 in Belfast. Das Unterfangen, in Nordirland eine Autoindustrie anzusiedeln, scheiterte. Bis 1983 wurden lediglich 9.000 Exemplare des DMC-12 verkauft. Als die “Back to the Future”-Filme Mitte der 1980er liefen, stand die Firma DeLorean bereits vor dem wirtschaftlichen Aus. Heute hat der Wagen Kultstatus. Anlässlich der Feierlichkeiten zum 30. Geburtstag dieses Sportwagens trafen sich vergangene Woche achtzig stolze Besitzer des DMC-12 und zahlreiche Fans in Belfast. (Quelle: Inside Ireland)

 

Chester Beatty Library zeigt Kunstbücher von Henri Matisse

Kunstliebhaber aufgepasst: In der Chester Beatty Library in Dublin sind seit Donnerstag vier der berühmten Kunstbücher von Henri Matisse zu sehen. Dabei handelt es sich um Alben mit Scherenschnitten, Klebekompositionen und Bildtafeln (Bild rechts), darunter das berühmte Buch “Jazz”. Es ist das erste Mal, dass die Bücher einem Publikum in Europa zugänglich gemacht werden. Die Sonderausstellung läuft über die Sommermonate und ist noch bis zum 25. September 2011 zu sehen. (Quelle: Chester Beatty Library)

Wir wünschen allen Irland-Fans eine schöne Woche!

Der Autor: Dirk Huck. Dirk lebt und abrietet in Dublin. Mehr von ihm gibt es auf seinem eigenen Blog zu lesen.