Deutsche und Iren können prinzipiell gut miteinander. Es muss an den gemeinsamen keltischen Wurzeln liegen. Manchmal auch an dem groben Missverständnis, dass man einen gemeinsamen Feind hatte: Ältere Zeitgenossen loben “die Germans” nach dem zweiten Pint Guinness gerne einmal dafür, dass sie doch damals in WW2 London so richtig eingeheizt haben. Gemeint ist die Bombardierung englischer Städte mit insgesamt über 40.000 Toten. Nicht lustig. Plötzlich sieht man sich genötigt, Lob von der falschen Seite zurückzuweisen.

Die Geschichte von Engländern und Iren ist bekanntermaßen kompliziert. 800 Jahre Verstrickung, Unterdrückung, Hass – und allzu oft auch Liebe. Gerufen von gegeneinander Krieg führenden Iren, gekommen um zu bleiben, zu unterdrücken und die irische Nation bis weit ins 20. Jahrhundert hinein zu spalten, sind die Engländer doch für viele Iren auch Vorbilder geworden. West-Brits werden Kreise in Dublin genannt, die englische Werte perfekt verinnerlicht haben und die eigentlich die besten Engländer hervorbringen, die es je gab. Auch hier in der südwestlichen Provinz lässt sich Vieles nur aus dem komplizierten Verhältnis von Herr und Knecht deuten: Die irische Vorliebe, direkt an der großen Hauptstraße zu wohnen, ist der Tatsache geschuldet, dass das Wohnen und Herrschen in verkehrsgünstiger Lage Jahrhunderte lang den Engländern vorbehalten war und deshalb als erstrebenswertes Privileg galt.

Bei allem Wissen um die eigene historische Verstrickung, trotz aller Last der späten Verantwortung räumen wir in unserer Gegenrede im Pub dann doch gerne ein, dass die östlichen Insel-Nachbarn im Urteil der Geschichte bis heute viel zu gut wegkommen. Wir berufen uns dabei gerne auf einen der ihren: Richard Gott. Der Journalist und Historiker kann zwar nicht als Kronzeuge dienen, gilt er doch als “anti-britisch”, seit er im Kalten Krieg auf Rechnung russischer KGB-Offiziere speiste ( “I took red gold”). Gott führte aber den interessanten Nachweis, dass viele aktuelle Konflikte in der Welt ihren Ursprung im Britischen Kolonialismus haben. Grob gesprochen: Wo es heute auf der Welt kracht und kriselt, haben wahrscheinlich bis zum Zweiten Weltkrieg die Briten mitgemischt, um sich dann zumeist übereilt aus dem Staub zu machen und Chaos zu hinterlassen.

Wir wollen eine Weltkarte in Google Earth mit Fähnchen bestücken: Wir markieren Palästina und den Nahen Osten, Sierra Leone, Zimbabwe, Kenia, Indien, Pakistan und Kashmir, Sri Lanka, Fiji, Zypern, Nigeria, Somalia, Afghanistan, ja, den Irak und schließlich Nord-Irland. Weitere Vorschläge? Aber psst! Don´t mention the Empire.