Grüne Fundstücke. Was sagen Andere über Irland und die Iren? Michael Sauga schreibt in Spiegel Online vom 10. Juli 2023 über die neue irische Milchschwemme und ihre Konsequenzen für Böden und Gewässer:

“Als die EU vor acht Jahren die Milchquoten abschaffte, entdeckten Irlands Bauern den Weltmarkt. Einen Großteil ihrer Produktion lieferten sie fortan nach Asien, die Betriebe expandierten, und die Zahl der Rinder auf der Insel wuchs um fast eine halbe Million. Nur die Umwelt profitierte nicht. Die Belastung des Bodens mit Nitrat hat sich im vergangenen Jahrzehnt mehr als verdoppelt.

Seit Jahren kritisieren Ökologen die Agrarpolitik der Europäischen Union, nun bekommen sie Unterstützung von ungewohnter Seite. Der Europäische Rechnungshof hält die Maßnahmen der EU zum Gewässer- und Bodenschutz in der Gemeinschaft für teuer und ineffizient. Obwohl der Staatenbund nach Schätzungen der Prüfer zwischen 2014 und 2020 rund 85 Milliarden Euro für »nachhaltige Bodenbewirtschaftung« ausgegeben hat, sind die europäischen Wiesen, Weiden und Ackerflächen in schlechtem Zustand. Zwischen 60 und 70 Prozent der EU-Flächen seien »krank«, heißt es in einer Studie, die heute veröffentlicht wird. Die Bodenerosion schreite voran, die Zahl der Pflanzen- und Tierarten schrumpfe, die Belastung mit Stickstoff und Phosphaten sei gefährlich hoch.”

Dazu fällt mir ein: Die Republik Irland beheimatet etwa fünf Millionen Menschen und 7,5 MillIonen Rinder, davon etwa 1,5 Millionen Milchkühe. Durch die politische Diskussion geistert seit Wochen ein Vorschlag, der für große Unruhe unter den irischen Bauern sorgt, von dem aber niemand so recht weiß, wie ernst er eigentlich gemeint ist: dass in den kommenden drei Jahren 200.000 Kühe umgebracht, genauer – im Jargon der Schlächter – “gekeult” werden sollen, um das Klima zu schützen.

Schmutziges Geheimnis

Dabei ist das massenhafte Töten sogenannter “nutzloser” Tiere schon lange Teil des Tagesgeschäfts. Wer einmal mit den Fähren etwa von Stenaline von Irland nach Frankreich gereist ist und nachts die panischen Schreie der gequälten Kreaturen aus den Schlachter-Trucks im Unterdeck der Schiffe gehört hat, der wird vielleicht anfangen, über seinen Milch- und Fleischkonsum nachzudenken. Der TV-Sender RTE hat vor zwei Wochen eine erschütternde Dokumentation über “Dairy´s Dirty Secret”, über das schmutzige Geheimnis der irischen Milchwirtschaft, gezeigt und eindringlich auf die systematische Misshandlung von Rindern hingewiesen. Vor allem das Leid der männlichen Kälber von Milchvieh-Arten lässt mich seitdem nicht mehr los: Sie sind bei der Geburt zum raschen Tod verurteilt (weil sie keine Milch geben und auch nicht genügend Fleisch entwickeln) und werden zu tausenden eng zusammengepfercht und schlecht versorgt zu Schlachthöfen auf dem Kontinent gekarrt.

Die Werbung für irische Molkereiprodukte will uns derweil noch immer Glauben machen, dass glückliche irische Kühe auf saftigen Naturwiesen beste Milch für allerbeste Butter produzieren. Die Wirklichkeit sieht anders aus – und Warentester belegen dies mit Fakten: Die bekannte Butter von Kerrygold, die sich seit Tschernobyl auch in Deutschland gut verkauft, schneidet in Vergleichsuntersuchungen besonders schlecht ab.

Fotos: Markus Bäuchle

Rinder in Irland