Das Leben im hintersten Winkel von West Cork in Irlands Provinz lässt einen die böse Welt da draußen bisweilen fast vergessen. Hier lässt man Haus und Auto noch offen und unverschlossen stehen, hier erwartet man leichtsinnigerweise keine kriminellen Machenschaften.  Und doch nehmen Einbrüche und Diebstähle, Betrügereien, Raub und Erpressung in Irland  in der jüngsten Vergangenheit stark zu (wir wir hier im Irland Blog gerade im Wochenrückblick berichteten). Die anhaltende tiefe Wirtschaftskrise und die sozial aus den Fugen geratene irische Gesellschaft hinterlassen ihre Spuren auch in der Kriminalstatistik. Vor allem in den Städten ist der Umgang rauher geworden. Aber auch an touristischen Hot Spots sollte man Vorsicht und Umsicht walten lassen. Dass das Auto in Offenbach oder in Berlin früher oder später geknackt wird, das erwartet man fast schon. Aber bei den guten Iren in Dublin oder in den Wicklows? Kann das denn sein? Es kann.

Statistiken sind geduldig und tun nicht weh. Schmerzhaft wird es erst, wenn es einen selber, Freunde oder Familienmitglieder trifft. Zwei Beispiele aus den letzten Tagen. Bloggerfreund Dirk lebt in Dublin. Dirk ist ein freundlicher Mensch, der mit Irland und den Iren bestens klar kommt. Vor einigen Tagen allerdings gab er uns starken Tobak in seinem Blog zu lesen:

Niemand ist sicher. Das Leben in Wohnsiedlungen insbesondere gleicht dem in Korallenriffen. Bei Untergang der Sonne ziehen sich die Bewohner in ihre Unterkünfte zurück, schalten die Alarmanlagen ein, verbarrikadieren sich regelrecht. Denn die Nacht ist die Zeit der Raubfische, die durch die Siedlungen streifen und über jeden herfallen, der keinen Unterschlupf gefunden hat. Auf der Straße geparkte Autos sind eine allzu leichte Beute. Kein Wunder, dass insbesondere KFZ-Versicherungen in Irland so teuer sind. Denn es gilt: In Irland ist das Böse immer und überall. Buggers!
Kein Wunder, dass Dirk sauer war: In der Nacht zuvor hatten Unbekannte sein Auto aufgebrochen und versucht es zu stehlen. Das kann einem allerdings auch in den Wicklow Mountains passieren. Gudrun fuhr nach einer traumhaften Ferienwoche im verschlafenen West Cork zum Flughafen nach Dublin. Später berichtete sie:

Wir haben noch einen Abstecher nach Glendalough unternommen. In die Wicklow Mountains…. Was soll ich sagen: ich war enttäuscht…. Wir waren etwas geschockt wegen der vorhanden Menschenmassen und der doch vorhandenen Kriminalität in Irland. Die idyllische Ruhe wurde jäh vom lauten Piepen einer Alarmanlage unterbrochen. Na unser Auto konnte es ja nicht sein, weil wir ja keine Alarmanlage hatten. Am Fahrzeug angekommen stand schon Polizei da und schaute sich um, ich mich dann natürlich auch, aber bei uns war Alles in Ordnung. Der Wagen gegenüber ist aufgebrochen worden (Scheibe eingeschlagen). Wir konnten es kaum fassen, so viele Menschen vor Ort und keiner will etwas gesehen haben??? Na, wie lieben wir doch da die Einsamkeit in Glengarriff.

Hoffen wir das Beste, dass uns diese Sumpfblüten der Zivilisation auch in Zukunft erspart bleiben. Und fragen wir besser nicht allzu viel nach, was in West Cork an Europas westlicher Cocaine Coast hinter den Kulissen so alles passiert.