Warum ist die Welt in dem erbärmlichen Zustand, in dem sie ist? Warum werden täglich Arten ausgerottet, Tiere gequält und getötet, Wälder gerodet, die Luft, Flüsse und Seen vergiftet? Warum schreitet die Umweltzerstörung unvermindert und ungehindert voran und warum können wir (trotz aller Symbol-Handlungen wie Mülltrennen oder Eier von freilaufenden Hühnern kaufen) stur so tun, als ob gar nichts sei — solange wir nur unser komfortables Konsumentenleben mit garantierten Wachstumsraten in vermeintlicher Sicherheit weiter führen können? Alles normal? Der Gang der Dinge? Für uns reichts noch? Was können wir schon ausrichten? Sch…egal, solange es mir gut geht? Nach mir die Sintflut?
Ich will heute morgen nicht mit einem neuen Buch beginnen, nur soviel: Wir könnten über die große Kluft zwischen uns selbst und der Natur nachdenken. Menschengenerationen vor uns standen in enger respektvoller Verbindung mit der Erde. Sie hielten die Natur für beseelt, sie wähnten die Götter in den Flüssen und die Geistwesen an den Bächen, sie sahen in den Bergen die Brüste der fruchtbaren Göttin, sie ehrten die Bäume als Heimstätten der Anderswesen.
In einer aufgeklärten Welt fehlen uns diese Sichtweisen. Wir glauben, ohne die Natur klar zu kommen, wir haben uns von ihr weit entfernt und verstehen sie, ihre Zeichen und ihre Sprache, nicht. Wir haben sie uns im biblischen Auftrag vermeintlich untertan gemacht. Im besten Falle ist sie die wärmende Kulisse für unser Freizeitvergnügen.
Natur ist, wenn die Sonne scheint? Wenn wir am Strand träumen? Wenn wir entlang der neuen S-Bahntrasse ein „Streifenbiotop“ einrichten?
Aus welchen Quellen könnten Respekt, Rücksicht und tiefes Verständnis für die Natur künftig genährt werden?
Wann hast Du zuletzt in einem Fluss gebadet? Wann bist Du zuletzt barfuß auf einen Berg gegangen? Wann hast Du zuletzt in einem Wald eine lange innere Einkehr gehalten? Wann tropfte der Regen zuletzt auf Deine nackte Haut? Wann warst Du eins mit dem Wind, dem Regen, dem Sturm?
Unser Nachdenken beginnt mit Demut ( . . . welch ein alt-modisches Wort . . . )
Erstmals veröffentllicht: 16. Mai 2014
Im Sommer 2014 habe ich das letzte Mal in einem Fluss gebadet, am letzten Wochenende habe ich auf meiner „Opa-Bank“ im Wald gesessen und mit meinem Lupus „geredet“ – also innere Einkehr gehalten, der Regen ist vor einer halben Stunde zumindest über nackte Arme und Füße getropft – ich liebe es bei Regen barfuß über unseren Moosrasen zu gehen, auf einen Berg bin ich lange Zeit (12 Jahre) nicht gestiegen – schaff ich körperlich nicht mehr, im Mai 2014 habe ich das letzte Mal mit einem Wolf gekuschelt, ich genieße jeden Morgen beim Kaffee das Privileg, den unterschiedlichsten Vögeln beim Fressen in meinem Garten zu zuschauen, ich liebe meinen riesen Silberahorn im Garten, mit dem Rücken an seinem Stamm zu stehen und durch seine Äste und Zweige in den Himmel zu schauen. All das kann ich noch und ich hoffe, mein Sohn kann es auch noch. Die Liebe zur Natur und den Respekt vor ihr hat er jedenfalls mitbekommen.
Du hast wunderschön geschrieben Markus und auch Elisabeth’s Kommentar liest sich traumhaft – drücken wir uns und den folgenden Generationen die Daumen, dass es viele Menschen wie uns gibt, die den Respekt und die Demut weitertragen und weiterleben.
Natur ist, wenn die Pflanzen blühen :) Leider ist vielen Menschen nicht bewusst, was wir der Natur eigentlich antun. Zwar hat unsere Erde schon schlimmeres durchgemacht, aber dass muss ja kein Dauerzustand sein. Finde es toll, dass du einige Punkte zum Thema Natur aufgegriffen hast, die mal wieder aufgegriffen werden sollten.
Grüße aus Meran
Danke, liebe Elisabeth, für Deinen schönen Beitrag. Er kann gar nicht lang genug sein.
Der Preis, den wir bezahlen ist hoch. Unser Körper besteht aus denselben Elementen wie alles Natürliche, was wir auf unserer Erde vorfinden. Wir sind also ein Teil von ihr, haben dieses „Wissen“ aber weitgehend verloren. Es fehlt uns, es ist, als müsste ein großer Baum ohne Wurzeln oder mit nur ganz wenigen auskommen. Menschen jagen sovielen DIngen hinterher um glücklich zu werden, in Wirklichkeit sind viele auf der Suche nach diesen Wurzeln ohne es auch nur im geringsten zu realisieren. Ich habe so oft erlebt und Markus du noch viel viel öfter, wie Menschen näher zu sich selbst, mehr zu ihrer Mitte und in eine qualitativ hochwertige Entspannung gekommen sind, WEIL sie intensiv Verbindung mit der Natur aufgenommen haben, über mehrere Tage unter vielfältigen Bedingungen. Da reichte es, einfach sich in der Natur zu bewegen, sogar ohne Hautkontakt. Wenn der Kontakt intensiver wird, kann der Eindruck davon, was fehlt noch stärker werden. Wie wir damit in der Folge in unserem alltäglichen Leben umgehen ist ein Thema. Schaffen wir es, etwas zu verändern, sodass unsere Wurzeln wachsen können oder resignieren wir und rennen weiterhin falschen Glücksverheißungen nach. Falsch im Sinne von uneffizient. Was ich als Konsequenz verändert habe? Ich bewege mich mehrmals die Woche einige Stunden unter Bäumen, nehme bewussten Kontakt mit Pflanzen auf, lasse die Vielfalt und Fülle auf mich wirken, nehme es in mich ein, wie eine nährende Speise. Das ist nicht viel, aber auch das schon macht einen großen Unterschied zu früher. Im Lebensgefühl, für einen zufriedeneren Alltag. In Zufrieden steckt auch das Wort Frieden. In Frieden miteinander leben ist untrennbar damit verbunden auch in Frieden mit unserer Erde zu leben. Wir alle können/müssen dazu einen Beitrag leisten, um Veränderungen auf den Weg zu bringen. Es ist also die umgekehrte Richtung, die ich hier anspreche. Es geht nicht nur darum Gesetze zu machen, die besser sind, sondern darum dass jeder bei sich beginnt herauszufinden wie er/sie besser leben kann und was dazu notwendig ist und das dann auch umzusetzen.
In Irland habe ich beim wandern schon jedes mögliche Wetter erlebt. Alles hat seine Qualität und seine Schönheit!
Danke für den Anstoß Markus, sorry wenn das hier etwas lange geraten ist ;-), ich finde das ist ein wichtiges Thema, es sind wichtige Fragen!
Liebe Grüße und eine schöne Wandersaison
Elisabeth