St_Francis_Abbey_Brauerei_Kilkenny_Irland

Vor der Schließung: Die St.-Francis-Abbey-Brauerei in Kilkenny

Wird  2012 das Jahr, in dem sich die Rezession in Irland noch einmal spürbar verschärft? Zumindest wird die schlechte wirtschaftliche Situation auf der Insel mehr und mehr sichtbar. In den Städten und Gemeinden verschwinden Tag für Tag alt eingesessene Geschäfte. Der Bioladen, die Buchhandlung, das Restaurant, die Boutique, der Makler, das Hostel: gestern noch hier, heute schon weg. Auch internationale Einzelhandelsketten erwägen, Irland ganz den Rücken zu kehren. Die großen Shopping-Malls des Landes wirken in den ersten Wochen des neuen Jahres wie ausgestorben, Geisterburgen des Konsums.

Die Arbeitslostenquote liegt bei 14,3 Prozent und wird beschönigt durch die massive Auswanderung von arbeitssuchenden Iren ins Ausland. 435.000 Menschen waren Ende Dezember laut Statistikamt CSO in der Republik Irland offiziell ohne Arbeit oder geringfügig beschäftigt — und die groß angekündigten Job-Initiativen der Regierung werden konterkariert von den täglichen Meldungen über Job-Verluste. Alleine gestern wurde der Abbau von 1.100 Arbeitsplätzen bekannt: Der Getränkemulti Diageo, dem große Teile des irischen Bier- und Whiskey-Marktes gehören (Guinness, Smithwicks, Kilkenny), optimiert Kosten und Profite und macht dabei auch vor alten Traditionen nicht halt: Die 300 Jahre alte und damit älteste produzierende Brauerei des Landes, die St.-Francis-Abbey-Brauerei in Kilkenny (Foto), wird zugunsten des zentralen Standorts Dublin geschlossen, 100 Arbeitsplätze fallen weg. Die Ulster Bank lässt 600 Jobs verschwinden und läutet mutmaßlich einen massiven Schrumpfungs-Prozess im irischen Bankengewerbe ein.

Da wirkt die Ankündigung von 200 neuen Arbeitsplätzen durch die Regierung wie ein Tropfen auf den heißen Stein. Hoffnung verbreitet dagegen die Tourismus-Branche: Das Jahr 2011 sah nach dem schweren Absturz seit 2007 erstmals wieder einen Anstieg der Besucherzahlen: 7,4 Millionen Irland-Besucher zählte Fáilte Ireland im Jahr 2010, sieben Prozent mehr als im Vorjahr. Durch die Erholung des Urlaubsgeschäfts sollen laut äußerst optimistischer Schätzung der Tourismus-Lobby 6000 neue Arbeitsplätze entstanden sein.

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