In der übersichtlichen Fernsehlandschaft Irlands rangiert eine Sendung seit 47 Jahren über allen anderen: Die “Late Late Show”. Am Freitagabend um 21.30 Uhr versammelt sich Irland (immer von September bis Mai) vor dem Fernsehgerät und hält die Quoten für die zweistündige Talkshow in “RTÉ One” hoch. Die “Late Late Show” könnte man von der Popularität her als wöchentliches “Wetten-Dass” des irischen Fernsehens bezeichnen, sie erzielt seit bald 50 Jahren die Spitzenquoten im irischen Fernsehen, sie präsentiert und macht Stars, sie gilt als die Institution in der irischen Fernsehlandschaft – und sie ist für deutsche Fernsehmuffel wie den Wanderer meist gähnend langweilig. Aber was zählt das?

Gay Byrne hatte die Talkshow – übrigens die am längsten laufende weltweit – von den Anfängen 1962 bis 1999 37 Jahre lang moderiert und gilt heute in Irland als Kultfigur und Legende. In den vergangenen Monaten erlebten wir den viel diskutierten Wechsel vom zweiten Late-Late-Moderator Pat Kenny zum dritten, Ryan Tubridy. Es war eine Angelegenheit von nationaler Bedeutung – und dementsprechend bedeutungsvoll präsentierte der Neue am vergangenen Freitag zum Auftakt den gewichtigsten Politiker des Landes, Taoiseach Brian Cowen”. Die Tubridy-Premiere mit dem angeschlagenen Ministerpräsidenten brachte RTÉ 1,6 Millionen Zuschauer ein, das war die beste Quote seit dem Jahr 1998 – 62 Prozent; was bedeutet: Jeder zweite Einwohner der Insel, vom Säugling bis zum Greis, war live “dabei”.