Wenn aufgebrachte Griechen in Athen die Fetzen fliegen lassen, rufen sie manchmal “Wir sind nicht Irland”. Das irische Volk gilt derzeit als vorbildlich im Ertragen und Akzeptieren der ihm auferlegten Lasten. Gerne wird Irland derzeit als Musterknabe unter den Finanzschurkenstaaten der PIIGS-Gruppe gelobt und gehätschelt. Tatsächlich aber klingt es wie Pfeifen im Walde, wenn die Vernunft der Irinnen und Iren überschwänglich beschworen wird.

Gestern nacht nun platzte auch einigen Inselbürgern der Kragen. Aus einer Demonstration gegen die bankenfreundliche Regierungspolitik heraus starteten sie eine Attacke auf das irische Parlament in Dublin und versuchten das große Tor zum Leinster House (Foto: Wikipedia) zu stürmen. Es kam zu Schlägereien mit der Polizei, einige Beteiligte wurden offensichtlich verletzt (Foto unten: RTE)

Der Gewaltausbruch vor dem Parlament wird von den irischen Medien bislang auffallend klein gespielt. Ist es verantwortungsvolle Berichterstattung oder die Angst vor einer Eskalation der Gewalt? Wie groß die Wut der Menschen auf die Banken und auf eine Regierung ist, die nutzlose und tatsächlich system-irrelevante Banken wie die Anglo Irish Bank mit etlichen Milliarden füttert, um gleichzeitig für 2011 weitere drei Milliarden Euro EInsparungen im Staatshaushalt anzukündigen –  wie große diese Wut ist, lässt sich schwer einschätzen. Schon jetzt geht wenig im Staate Irland, wenn man vom Staat redet. Wieviel mehr lassen sich die geduldigen Insulaner noch aufbürden und abknöpfen? Die Stimmung ist schlecht, manche sagen, sie ist gereizt.