Buch-Tipp: Der Ruf der wilden Seele

 

“Wir Menschen wurden schließlich nicht auf die Erde gebracht: Wir sind aus ihr entstanden. Jeden Tag nähren wir uns von einem Teil der Erde, um am Leben zu bleiben. Die herrlichen Landschaften der Erde sind unsere Urahnen; sie traten wie wir aus der Erde hervor, und ihre Kräfte rufen tiefe Gefühle in uns wach – sowie Potentiale auf der bewussten wie auf der unbewussten Ebene.”

Dieser Text ist ein Auszug aus dem Buch Der Ruf der wilden Seele von Mary Reynolds Thompson. Untertitel: “Wie uns die Landschaften der Erde unsere Ganzheit zurückgeben”. Die deutsche Übersetzung ist gerade im Verlag Neue Erde erschienen. Die Autorin hat auf tiefe Weise erkannt und beschrieben, dass wir den Frieden mit der Natur finden können, wenn wir ihn in uns selbst, in unserer inneren Natur begründen. Mary Reynolds Thompson beschreibt die Wechselwirkung der fünf großen Landschafts-Typen Wüste, Wald, Meer und Flüsse, Berge und Grasland mit der Seele des Menschen.  Die Natur – Spiegel unserer Seele. Das Buch ist im besten Sinne ein Ratgeber, das Auswege aus unserer tiefen ökologischen und existentiellen Krise aufzeigt. Lesenswert. Es kann hier beim sozialen Online-Buchhändler Buch 7 bestellt werden: Buch 7.

 

“Jede spirituelle Reise ist im Grunde die Suche nach Ganzheit.  Wir sehnen uns danach, uns als Teil des großen Geheimnisses des Lebens zu fühlen. Wir wollen uns lebendig und zugehörig fühlen. Wir suchen unseren Platz und einen Sinn im Leben. Aber wie gehen wir vor? Wie erinnern wir uns daran, wer wir sind? Welcher Weg bringt uns nach Hause?

[…]

Wie wir hierhergekommen sind

Für Hunderte von Generationen war die wichtigste Beziehung der Menschen die zur Erde. Unsere Vorfahren befassten sich auf unmittelbare und eng verbundene Weise mit dem Land, dem Wasser und den Lebewesen um sie herum. Nachts blickten sie zu den Sternen auf und erzählten sich Geschichten über ihren Platz im großen Ganzen. Das Leben war hart und manchmal brutal, doch sie stellten ihr Grundgefühl, einer Lebensgemeinschaft anzugehören, mit der sie unauflöslich verwoben waren, niemals infrage.

Vor ungefähr 10.000 Jahren fingen wir an, uns von Sammlern und ]ägern zu Bauern zu entwickeln, und so änderte sich unsere gesellschaftliche Ordnung. Wir wurden im Bepflanzen der Erde immer besser und waren keine Nomaden mehr. Stattdessen errichteten wir feste Siedlungen und begannen, Zivilisationen aufzubauen. Wachsende Städte ermöglichten immer komplexere politische Strukturen sowie Kunst, Musik und Theater. Als die Sprache nicht mehr nur das gesprochene Wort war, sondern in Schriftform festgehalten wurde, begannen wir, Weisheit in Büchern zu suchen anstatt in den sich wandelnden Gestirnen, im Wispern der Blätter oder in den Pfotenabdrücken auf dem Weg.

Ab dem siebzehnten Jahrhundert mit seiner starken Betonung von Verstand und Wissenschaft wurde die Erde nicht länger als Quell geistiger Nahrung und Weisheit, sondern als Rohstofflieferant gesehen. Wir hielten uns für von der Erde getrennte und ihr überlegene Wesen, die weder ihren Gesetzen unterlagen noch ihren Reichtum erkannten. Also begannen wir damit, den Planeten auf immer zerstörerischere Weise auszubeuten. Und unsere Religionen förderten das noch. Das Heilige war nicht länger in der Weite der Prärien, Wälder und Meere zu finden, sondern in ein himmlisches Reich verbannt worden, das Paradies genannt wurde.

Nichtsdestotrotz lebten wir im neunzehnten und Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts noch immer in einer einigermaßen wilden Welt. Es gab noch Gegenden, an denen es von Wildtieren wimmelte und an denen sich keine Menschen angesiedelt hatten. Die Meere waren noch voller großer Fische und nicht durch Plastik verseucht. Große Flüsse strömten noch ungezähmt, und dichte Waldgebiete bedeckten riesige Areale der Erde. Die meisten Menschen lebten auf dem Land, nicht in der Stadt, und das war bis dahin immer so.


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In unserem jetzigen Jahrhundert tut sich ein ganz anderes Bild auf. Flüsse und Grasland, Berggipfel und Meere — jeder Teil der Erde ist bedroht. Die unberührte wilde Natur verschwindet um uns herum. Es wird immer schwerer, sich als Teil dessen‚ was Gary Snyder das ganze Berg—und—Fluss—Mandala-Universum nennt, zu fühlen. Auch wenn es notwendig ist, die Trauer über diesen Verlust bewusst anzunehmen, dient es weder uns noch der Welt als Ganzem, wenn wir uns von diesem Schmerz lähmen lassen.

Von den Herausforderungen, denen wir uns stellen müssen, können wir uns leicht überwältigt fühlen. Doch was wäre, wenn die Erde wieder verwildern zu lassen damit beginnen würde, unsere Seele wieder verwildern zu lassen? Wenn wir die wechselseitige Verbundenheit aller Lebewesen wirklich begreifen, folgt daraus nicht, dass sich jede Veränderung in unserem Inneren im großen Ganzen widerspiegeln wird? Wenn wir uns wieder in den Rhythmen, in der Weisheit und in den Mustern verwurzeln, die diesen Planeten ebenso erschaffen haben wie unser eigenes Fleisch und Blut und unsere Gefühle, was ist dann für die Erde und all ihre Bewohner möglich? Was ist, wenn die Heilung der Welt tatsächlich in unserem Inneren beginnt?

 

Die Weisheit der wilden Seele

Auf unserer Reise durch die Seelenlandschaften entwickeln wir uns weiter. Wir verwandeln uns von dem kleinen, egozentrischen Selbst‚ das von der Erde und anderen Wesen getrennt ist, in das wilde und umfassendere ökozentrische Selbst, zu einem Teil eines beseelten Planeten. Tun wir also den ersten Schritt und begeben wir uns auf die Reise tief hinein ins Herz der Seelenlandschaften.

Indem wir den Weg nach innen gehen, betreten wir die Stille der Wüsten und das Geheimnis der Wälder, gehen wir in das Strömen der Flüsse und Meere, in die Kraft der Berge und in die offene Weite des Graslandes, die alle in uns wohnen. Das führt uns zu einer Wahrheit, die die Macht hat, die Art, wie wir leben, handeln und träumen, zu ändern: Wenn wir unser Einssein mit der Erde bewusst spüren, zapfen wir eine Vielzahl von Ressourcen und Quellen der Weisheit an, welche es uns ermöglichen, ein erfülltes und leidenschaftliches Leben als Mitschöpfer der großartigen und sich weiterentwickelnden Geschichte dieses Planeten zu führen.

Indem wir unsere wilde Seele wiedergewinnen‚ entdecken wir einen Weg, wie alles Leben blühen und gedeihen kann, auch unser eigenes.

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Was nun?

Auch wir sind Übergangswesen. Grenzgänger, die auf dem schmalen Grat zwischen Wildnis und modernem Leben balancieren. Beide Kräfte treffen in uns Menschen des einundzwanzigsten Jahrhunderts, die Computer benutzen und Auto fahren, die jedoch auch Geschöpfe der Erde sind, aufeinander.

Wie können wir das Gleichgewicht halten?

In dieser Mischung aus modernem Hightech-Leben und Wildnis steckt eine tiefe und seltsame Kraft, die zu erforschen und zu begreifen wir erst beginnen. Wir können nicht zur Lebensweise der Urvölker zurückkehren und wollen es auch nicht. Wir müssen lernen, uns hier zurechtzufinden, wo das Alte und das Neue aufeinanderprallen. […] Wichtig ist es, kleine Schritte zu tun, um das Ungleichgewicht, das sich immer mehr zum Linearen und Mechanischen verschiebt, wieder ins Lot zu bringen. Lege einen Garten an, schicke Deine Kinder zum Spielen nach draußen, teile deine Geschichten von Vögeln oder Flüssen oder dem sanften Wiegen eines geliebten Baums mit anderen. Feiere es, wenn die Sonne durchs Fensters scheint und Lichtstrahlen in dein Zimmer wirft.

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Wir müssen von der natürlichen Welt etwas nehmen, um unsere Seele zu nähren, und ihr dann wieder etwas zurückgeben. Wir tanzen einen wechselseitigen Tanz mit der Erde. Wir atmen dieselbe wilde Luft ein, trinken dasselbe Wasser und saugen dieselben Sonnenstrahlen auf. Wenn wir nicht unsere innere Wildheit zurückfordern und sie lieben lernen, wie viele der wilden Orte der Erde wollen wir dann noch zerstören?

Unsere Arbeit fängst erst an.”

 

Das Buch kann hier beim sozialen Online-Buchhändler Buch 7 bestellt werden: Buch 7.

Besprochen: Der Ruf der wilden Seele von Mary Reynolds Thompson, 2018, Verlag Neue Erde, 221 Seiten, 22 €

 

Hier ein Video zum Buch: