Algenalarm an Irlands Stränden. Eine wuchernde Grünalge macht den Küstenbewohnern im Süden Irlands zunehmend zu schaffen: Der Meersalat (Ulva lactuca)* überzieht die Strände zwischen Clonakilty und Cork mit einem glitschigen grünen Teppich, der schließlich abstirbt und schwer erträgliche Geruchswolken freisetzt. Badegäste und Bootsbesitzer klagten in diesem Jahr ganz besonders über das offensichtlich rapide zunehmende Problem mit dem Meeres-Salat. Der essbare grüne Schmodder kann bis zu einem Meter tief wachsen, überzieht mittlerweile ganze Küstenabschnitte, lässt Sandstrände verschwinden und legt Motorboote lahm. Nun haben sich in Clonakilty, wo man auf die lokalen Sandstrände immer ganz besonders stolz war, 100 Betroffene versammelt und die Behörden aufgefordert, die grüne Pest schnellstmöglich zurückzudrängen. Das Cork County Council zeigte sich willig, aber mittelos. Man weiß einfach nicht, wie der Kampf gegen die Algen Erfolg haben kann. Ein Zusammenhang mit landwirtschaftlicher Überdüngung und mit der Einleitung von ungeklärten Abwässern mangels Kläranlagen darf vermutet werden.
* Meersalat (Ulva lactuca), auch Meerlattich genannt, ist eine mehrzellige Grünalge. Meersalat enthält besonders viel Magnesium, Kalzium sowie Vitamin A, Vitamin B12 und Vitamin C. An fast allen Meeresküsten wurde oder wird er auch gegessen; roh als Salat oder zermahlen im Brot, um dieses länger feucht zu halten. Der Meersalat kann getrocknet in Biogasanlagen zur Abwasserreinigung verwendet werden (Quelle: Wikipedia).

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Guinness feiert die berühmteste Droge Irlands. Pünktlich zum Münchner Oktoberfest, was manche als den größten Drogenumschlagsplatz der Welt bezeichnen, hat der Getränke-Gigant Diageo seine Marketingmaschine zum 250. Geburtstag der Guinness Brauerei angeworfen und gestern den frisch erfundenen “Arthur´s Day” zu Ehren des Gründervaters mit Events in Dublin, New York, Lagos und Kuala Lumpur (“Selbst der Muselmann stößt mit Onkel Arthur an”) exerziert. Die weltweiten Drink-ins mit Irlands berühmter brauner Sauce dürften den Absatz des im Heimatland zuletzt schwächelnden Dunkelbieres weltweit auf neue Rekordhöhen treiben. 50 Millionen Mittrinkern will Diageo gestern auf dem gesamten Globus einen eingeschenkt haben. Wir stoßen mit einem Glas “Bulmers” auf “Arthur and the Stout” an.
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Der Kampf um Europa tobt. Eine Woche vor dem erneuten EU-Referendum auf der Insel wird der Wahlampf um den EU-Reformvertrag von Lissabon mit allen Mitteln geführt (Foto oben). Vor allem die katholischen und linken Fundamentalisten machen mit millionenschweren Desinformations-Kampagnen Stimmung für eine Ablehnung des Vertrags, mit der die Europäische Union neu strukturiert und organisiert werden soll. Interessante Behauptungen der Treaty-Gegner: “Soll Irland wieder eine Provinz werden?” “Woll Ihr noch viel mehr Einwanderung?”, “EUthanasie droht” oder “Der EU-Vertrag untergräbt Irlands wirtschaftliche Zukunft”. Die irische Regierung stemmt sich nach Kräften gegen die Nein-Kampagnen, und das scheint Teil des Problems. Sie ist bei der Bevölkerung derart unten durch, dass offensichtlich viele Iren ein Nein zum EU-Vertrag mit einem Nein zur Fianna Fáil-Grünen-Regierung verw
echseln.
Laut aktueller Irish-Times-Umfrage hat sich die Zustimmung zum Vertrag dennoch auf 48 Prozent (plus 2) stabilisiert, die Reformgegner legten um vier Prozent auf 33 Prozent zu, während die Zahl der Unentschiedenen um 6 auf 19 Prozent sank.
Der Wanderer hält das Referendum vom 2. Oktober aus dreierlei Gründen für eine fragwürdige Veranstaltung:

1. Hier wedelt der Schwanz mit dem Hund. Vier Millionen Iren (und davon nur die Wahlberechtigten) bestimmen am kommenden Freitag wesentlich über die Existenz von einer halben Milliarde Menschen in Europa, wenn sie abermals über eine EU-Verfassung, die nicht so genannt werden darf, abstimmen. Die Aufmerksamkeit, die unserer kleinen Insel an der Peripherie Europas durch die erneute Volksbefragung zuteil wird, erscheint unangemessen.

2. Demokratische Entscheidungsfindung wird ad absurdum geführt, wenn man das Volk solange abstimmen lässt, bis das Ergebnis passt. Das irische Wahlvolk hatte den EU-Vertrag im vergangenen Jahr bereits abgelehnt.

3. Die EU ist bis heute eine elitäre, volksferne Veranstaltung, die sich bei den Bürgern nur unzureichend legitimieren konnte. Umso gravierender, dass ein kleiner Teil der EU-Bevölkerung vergleichsweise große Partizipationsrechte in Form eines Referendums genießt,während diese der großen Mehrheit bislang vorenthalten wurden. Man hätte als deutscher Wähler hier und da auch mal gerne direkt “Ja” oder “Nein” gesagt. Das schafft Verdruss, wo eigentlich zunächst viel Sympathie für das Projekt Europa vorhanden war.

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Comeback der Cork-Swansea-Ferry im März 2010. Heute wird die Julia ihre Reise von Finnland nach Irland beenden und in Cork anlegen. Das 27 Jahre alte Fährschiff gehört jetzt einer Kooperative aus West Cork, der Kaufpreis betrug 7,8 Millionen Euro. Mit der Übernahme des Schiffs, das auf zehn Decks 1860 Passagiere, 440 Autos und 30 Frachtfahrzeuge aufnehmen kann, gilt der Neustart der Fähre zwischen Irland und Wales als gesichert. Die Julia soll den Dienst auf der “Fastnet Line” zwischen Swansea und Cork im März kommenden Jahres wieder aufnehmen. Der Betrieb war im Jahr 2006 eingestellt worden – ob die Wiederbelebung mitten in einer schweren Rezession klappt, muss sich zeigen. Die Fastnet-Kooperative, eine Tochter von West Cork Tourism, muss jedenfalls in den kommenden Monaten weitere 2,5 Millionen Euro an Spendengeldern für den Betrieb auftreiben, nachdem im vergangenen Jahr in West Cork und Cork bereits 2,5 Millionen Euro von Tourismusbetrieben und Unterstützern über Anteilsscheine eingesammelt worden waren.