Wirklich. Diesem Braunen geht es gut. Er steht auf einer saftigen Weide in Irland und denkt sich weiter nichts dabei. Neben ihm (nicht im Bild) noch einer. Also zwei Pferde im Idyll. Wir schreiben deshalb die Überschrift: Den Pferden in Irland geht es gut. Stimmt genauso wie all die Schlagzeilen der vergangenen Monate.
Pferde in Irland, das war zuletzt ein Dauerbrenner in deutschen Medien. 20.000 Gäule, so schrieben Zeitungen, Magazine und Online-News ungeprüft und unbewiesen voneinander ab, würden in Irland unter dem pferdischen Existenzminimum vegetieren: Einst Status-Symbol in der wohlhabend-gestopften Celtic-Tiger-Gesellschaft, würden sie nun in der abgrundtiefen Rezession ein elendes Dasein fristen; Ausgesetzt, ohne Futter, auf sich allein gestellt, dem Tod geweiht. Stimmt, die Pferde-Schicksale gab es und gibt es. Doch wie viele? Genaue Zahlen gibt es nicht. Tierschützer von der ISPCA sprechen vage davon, „es könnte 10.000 bis 20.000 überflüssige Pferde“ in Irland geben, andere halten diese Zahl für maßlos übertrieben.
Schließlich haben sogar Tierschützer unter norddeutschem öffentlich-rechtlichem Kameraschutz als „Pferderetter“ auf die Grüne Insel gemacht, um die ausgesetzten Pferde Irlands zu retten. Eine Transferstation wurde eingerichtet, um „Horrrses“ von Irland unter Höchstaufwand nach Deutschland zu transportieren. Das nenne ich Gutmenschen. Menschen-gut-zu-Tieren-Menschen zumindest.
In diesen Tagen treiben die Medien eine neue Sau durchs Dorf: Von armen Menschen in Irland ist die Rede, die aufgrund von horrenden Immobilienkrediten nichts mehr zu essen hätten. Und nein, die armen Kinder in Irland müssen noch keinen Karton essen, um zu überleben. Bitte nicht schon wieder eine Kampagne für das arme, arme Irland.
Einsatz für das Pferd: „Pro Animale“. Für das Tier? Für die Menschen? Für das Ego? Für die Story?
also ich mag Pferde…
Bevor wir hier zu Statler und Waldorf dieses Blogs mutieren, schliesse ich mich an. Lassen wir’s gut sein. Wenn es auch noch viel zu sagen gäbe.
Okay, okay, wenn ich schon dazu aufgefordert werde, dann hier noch schnell ein paar Gedanken zum Thema, ohne weiter Oel ins lodernde Feuer gießen zu wollen:
@ Bernd: DU hast geschrieben:
„Und was ist nun schlimmer – ein Pferd auszusetzen oder es zu töten? Beides furchtbar, sagt der Pferdefreund – erschiess mich, das sagt das verhungernde Pferd auf der Müllhalde.“
Ich denke mal, wenn das Pferd noch bei allen Sinnen ist, wird es zuerst einmal „Fütter mich“ sagen, bevor es um den Gnadenschuss winselt.
@ Wanderer:
Zuerst eines vorweg: Ja, ich habe überreagiert in meinem ersten Kommentar, und einen Artikel, der mich – auch heute noch – wahnsinnig aufregt, weil ich ihn schlicht und einfach für so nicht gerechtfertigt halte – mit einem so nicht gerechtfertigten scharfen Kommentar und Unterstellungen hinsichtlich der Motive entgegengeschrieben, und das bedaure ich.
Aber: Du hattest ja die Müglichkeit, und hast diese auch genutzt, in den Folgekommentaren Gleiches mit Gleichem zu vergelten.
Im Grundsatz hat uns aber diese sinnlose Debatte vom eigentlichen Thema entfernt, und hat ja nebenbei dankenswerterweise in den ersten Tagen der Artikel auch einiges an Schärfe verloren.
Noch kurz zum Thema: Schauen wir uns einmal die Zahlen an:
Zitat aus dem Originalartikel: „Tierschützer von der ISPCA sprechen vage davon, “es könnte 10.000 bis 20.000 überflüssige Pferde” in Irland geben,andere halten diese Zahl für maßlos übertrieben.“
Nun ich habe weiter oben schon erwähnt, dass es mir eigentlich relativ egal ist, ob die Zahl 5000, 20.000 oder 100.000 beträgt, es ist ein riesiges Problem. Und ich bin froh, dass es viele Leute gibt, die engagiert etwas dagegen unternehmen.
Ich berufe mich jetzt einmal auf einen Artikel der NY Times von Ende 2010: http://www.nytimes.com/2010/12/21/world/europe/21ireland.html
Darin heisst es:“With the economic downturn, many found that they could no longer afford to feed or stable the animals at costs that can run to $40 a day and more and abandoned them to wander untended around construction sites, through towns and villages and along rural roads. One common estimate, put forward by Joe Collins, president of the Veterinary Council of Ireland, is that there are 10,000 to 20,000 “surplus horses” across the country. Another leading expert on horses, Ted Walsh, the father of one of the country’s most famous steeplechase jockeys, Ruby Walsh, has said that the number could be as high as 100,000. “
Da wird also die Nummer sogar auf 100.000 hochgeschraubt. Welche Zahl wirklich stimmt, vermag wohl niemand wirklich zu sagen, zumal ja die Registrierung von Pferden hier auf der Insel schon von jeher ein großes Problem war.
Und, auch da gehen wir konträr: Ich verstehe Eure Argumente von wegen „Tierschutz daheim ist sinnvoller“ – Bernd hatte das Thema ja schon vor Unzeiten in seinem Blog. Dennoch ist es dem geretteten Pferd wohl relativ herzlich egal, von wem es wann und wohin gerettet wird, solange es eben gerettet wird. Keiner vermag zu sagen, ob die absolute Minderheit der Pferderetter in Irland, die aus dem Ausland kommt, nicht auch zuhause Tag für Tag großartiges im Tierschutz verbringt. Und wenn jemand seine guten Taten ins Licht der Oeffentlichkeit stellen will, um für das Thema noch mehr zu sensibilisieren, oder um sich selbst gut vorzukommen, oder was auch immer – so be it. Gute Tat bleibt gute Tat, ob der Wohltäter ein Blender, „Gutmensch“ oder einfach nur beherzter Tierfreund ist, ist – imho – sekundär.
Abschließend zu den letzten Kommentaren: Wenn das als „Wortverdreherei“ verstanden wird (und zwar auch von unbeeinflussten Leser), so war das weder meine Absicht noch habe ich es so verstanden. Mich freut aber die abschließende Reduktion vom Verfasser auf „Diese, einige, manche Tierschützer“, die er persönlich kennt. Weil das eine Reduktion ist, die ich zumindest vorher nicht wirklich erkennen konnte.
Und zu guter Letzt: Ja, ich bin bei diesem Thema voreingenommen. Weil es mir – auf österreichisch“ einfach „nicht wurscht“ ist. Und ich viel im Laufe der Jahre in diesem Segment gearbeitet habe, wenn auch leider noch viel zu wenig. Und weil ich viele MitarbeiterInnen des DSPCA und anderer Tierschutzorganisationen in meinem Bekanntenkreis habe, und deren Arbeit aufs Allerhöchste wertschätze.
Wie gesagt: Ja, ich habe überreagiert, wenn auch nicht als Einziger. Aber dass wir in der Sache meilenweit auseinander sind (so zumindest mein Anschein), das bleibt uns ja beiden unbenommen.
Und an alle Unbeteiligten: Sorry für den langen Kommentar
Freut mich, Harald. Wir liegen wahrscheinlich in unserem Wunsch und Bestreben, Tiere zu schützen nicht weit auseinander. Wir unterscheiden uns im „Wie“, und ja: Für mich spielt nicht nur das Ergebnis sondern immer auch die Motivation der „Schützer“ eine Rolle. Lassen wir es hiermit gut sein.
Harald, ich schrieb von Tierschützern, nicht von d e n Tierschützern. Diese, einige, manche Tierschützer kenne ich persönlich. Was Du als Voreingenommenheit zu erkennen glaubst, ist deshalb keine. Allenfalls Deine eigene Voreingenommenheit meinem Text gegenüber.
Doch, doch, Harald – wenn Markus schreibt „… Menschen, die …“, dann meint er eine bestimmte Gruppe. Die Du dann als „Tierschützer“ allgemein interpretierst. Was da aber nicht steht.
Tierschutz ist eben ein emotionales Thema, da bleibt keine Zeit für linguistische Details. ;)
Ich denke durchaus, dass ich korrekt zitiert habe oder?
Du hast in deinem Kommentar geschrieben:
„Gutmensch, hier ironisch benutzt als Begriff für Menschen, die ihre Tierliebe wie eine Monstranz vor sich hertragen und sie gerne auch schon mal über die Liebe zum Menschen stellen.“
Meine Frage darauf:
„Wo kommt eigentlich diese Voreingenommenheit her, dass Tierschützer “gerne schon mal” ihre Liebe zum Tier (respektive ihren Einsatz für die ebensolchen) über die Liebe zum Menschen stellen?“
Insofern: Wo ist das Zitat respektive die Frage inkorrekt? Ich kann hier keine Wortverdreherei erkennen.
@Gutmensch: Du solltest lesen und dann korrekt zitieren. Wortverdrehereien sind doch hoffentlich unter Deinem Niveau. Also, lies noch mal drüber, was ich geschrieben habe.
Wo kommt eigentlich diese Voreingenommenheit her, dass Tierschützer „gerne schon mal“ ihre Liebe zum Tier (respektive ihren Einsatz für die ebensolchen) über die Liebe zum Menschen stellen? Macht das die Mitarbeiter von Peta, dem WWF und vielen anderen Organisationen dann zu Menschenfeinden?
@Martin: In meiner Mundart, dem Alemannischen, ist der Begriff „Gaul“ ein gängiges und keineswegs geringschätziges Wort, es gleicht zudem dem irischen „Capall“ ein wenig.
@Bernd: Hysterisch-dogmatische Tierschützer, eine Klasse für sich.
@Gutmensch: Sei gut und schweige darüber.
Gutmensch, hier ironisch benutzt als Begriff für Menschen, die ihre Tierliebe wie eine Monstranz vor sich hertragen und sie gerne auch schon mal über die Liebe zum Menschen stellen.
Inhaltlich bin ich in diesem Fall ausnahmsweise einmal ganz bei Bernd: Diese Rettungs-Aktionen sind großer Unsinn, weil massig Resourcen verschwendet werden. Mit dem Geld könnte viel mehr im Tierschutz erreicht werden, wenn man es besser einsetze würde. Pferde von IRL nach D retten – mehr als fragwürdig.
Markus,
mal abgesehen davon, dass das in diesem Artikel entgegen der sonstigen Gepflogenheiten hier relativ polemischer Schwachfug ist (sorry) – wo ist denn der genaue Unterschied, ob es nun 5000 Pferde sind, die post-tigerisch dem Hungertod preisgegeben sind, oder 20.000? Und warum muss man Leute schlecht machen, die sich in den Dienst der Sache stellen? Ich denke, kein einziger dieser Helfer hat dich irgendwie persoenlich eingeschraenkt, oder? Also verstehe ich die Angriffigkeit nicht ganz.
Ist da irgendwo eine Anhebung der Clickrate oder des Kommentarschnitts Grundantrieb dieses Artikels? Undifferenzierte Angriffigkeit als neue Scheibensart?
Ich moechte aber auch noch ein anderes Problem kurz anschneiden. Die in letzter Zeit extrem inflationaere Verwendung des Begriffes „Gutmensch“. Warum kann man nicht einfach Menschen, die sich in den Dienst irgendeiner Sache (egal of Mitmenschen, Tiere, oder suedkoreanische Plastikkristallvasen) stellen, ihren Frieden lassen, solange sie keine Grenzen ueberschreiten, und muss sie gleich reflexartig mit dem zum Schimpfwort der Neuzeit hochstilisierten „Gutmensch“ brandmarken?
Klingt schon sehr verbittert, dieser Artikel. Aus mir unbekannter Gruenden.
PS.: Du bist natuerlich herzlich eingeladen, dir hier bei uns im „reichen“ County WIcklow ein Bild zu machen, wieviele Pferde unversorgt herumstehen und -laufen. Und welch grossartige Arbeit im Rahmen sehr bescheidener Moeglichkeiten ISPCA, Dublin SPCA und viele andere, unbezahlte aber hochmotivierte „Gutmenschen“ (um bei deiner Diktion zu bleiben) tagtaeglich leisten um das Leid ein wenig zu mildern. Und ich befuerchte in Unkenntnis der Situation, das Ganze wird bei Euch in Westcork nicht viel anders ausschauen, oder?
Na ja, es passieren aber schon recht häufig Unfälle mit „freigelassenen“ Pferden, die auf den Strassen nachts unterwegs sind und wegen Mauern auch schon mal nicht mehr ausweichen können. Deshalb sind viele Iren nicht sonderlich gut auf diese tiere zu sprechen.
In Abwandlung eines bekannten Spruches:
„Why does the horse look under the wall? Because it wasn’t fast enough…!
Ah, der Wanderer in der Pferdewurst-Falle – schon bei der ersten flüchtigen Lektüre wusste ich, dat jibt Ärjer! Und brauchte ja auch nicht lange dazu, Mittlerweile ruderst Du selber heftig zurück … leider.
Das Udo-Lindenberg-Zitat passte durchaus, denn nach der Berichterstattung seriöser Medien ist eines der Probleme, dass es in Irland schlicht keinen Markt für Pferdefleisch gibt und es Leuten auch nicht bekannt ist, dass Schlachthöfe auch Pferde nehmen. Also kickt man sie raus (wird tatsächlich gemacht, aber wohl nicht in kolportierter Zahlenhöhe). Und was ist nun schlimmer – ein Pferd auszusetzen oder es zu töten? Beides furchtbar, sagt der Pferdefreund – erschiess mich, das sagt das verhungernde Pferd auf der Müllhalde.
Das es Leuten nicht in den Kopf will, dass mit demselben finanziellen und weitaus weniger zeitlichem Aufwand auch Pferde in Deutschland gerettet werden können … beweist für mich nur deutlich, dass es weniger um „die gequälte Kreatur“ an sich geht. Entweder sind irische Pferde wichtiger als deutsche Pferde … oder es ist einfach schick, sich seinen Neuzugang möglichst dramatisch von der Insel zu holen.
Bevor jetzt nachgefragt wird – ich mag Irland, aber mit Pferden habe ich tatsächlich noch nie ein inniges Verhältnis aufbauen können, selbst Kühe finde ich oft attraktiver. „Nicht leiden können“ wäre falsch gesagt, das passt eher auf Fliegen.
Gäule? Hab ich noch nicht in der Zeitung hier gelesen…und jedem, dem ich das zu lesen gebe ist der Meinung, Du kannst Pferde und auch Irland nicht leiden…*denk*
Ey Leute, ich habe gar nichts gegen Pferde, warum auch – und ich habe keine Pferde beschimpft. Was ich kritisiere, sind: 1. Kampagnen von voneinander abschreibenden Medien, 2. Medienkampagnen a la Pferderetter und 3. den Maximalaufwand zur Rettung einiger Pferde durch Überführung nach Deutschland. Die Probleme sollten vor Ort gelöst werden – und ohne Druck auf die Tränendrüsen von Fernsehzuschauern. Ich habe die Aussage im Text jetzt präzisiert. Und nein, ich habe überhaupt nichts gegen Touristen, die zum Reiten nach Irland kommen. Ich reite selber gelegentlich gerne, und Touristen mag ich sowieso. PS: Das assoziierte Udo-Zitat war fehl am Platz. Das fehlt nun auch.
Ey Wanderer..zu tief wohin geguckt?
Wenn Du keine Pferde magst, ist das Deine Sache, aber Irland ist auch wegen seiner Pferde beaknnt geworden und zig Tausende von Leuten fliegen jedes Jahr zum Reiten dort hin. Hast Du was gegen Touristen?
Du lebst doch auch davon,oder?
Warum beschimpfst Du dann die Pferde und die Leute?
Schade, das hier war auf der Seite und im FB echt überflüssig und hinterlässt einen sehr schalen Geschmack, ich werde diese Seite in Zukunft dann doch meiden und mich Seiten zuwenden, die wenigstens neutral berichten!
Also entweder ist hier wer zynisch oder nur schlecht gelaunt…warum wird da so schlecht über die Pferde geredet?? Schimpfwörter benutzt und Pferdefreunde schlecht gemacht? Auch ein irischer Springreiter, der immerhin Irland international vertritt und das erfolgreich, hat für die Pferde gesammelt, die einfach ausgesetzt wurden.
Hat man Dich schon mal einfach von deinem Tisch und Bett weggerissen und auf der Strasse ausgesetzt so nach dem Motto: Friss Würmer oder stirb?
Also bis jetzt war ich immer sehr angetan von dieser Seite, aber das geht hier doch wohl zu weit!