News aus Irland immer aktuellIrlands Regierung legt sich mit dem Vatikan an, Irlands Regierungschef Enda Kenny ist beliebt wie nie zuvor. Das unterscheidet ihn von den Ärzten des Landes. Die Woche in Irland war wieder turbulent. Was diese Woche geschah, lesen Sie heute im schnellen Sonntags-Newsüberblick. Irland Blog-Autor Dirk Huck berichtet aus Dublin. Übrigens: Die staatliche Wetterbehörde entschuldigt sich neuerdings für schlechte Wetter-Prognosen . . . 

 

Cloyne-Report: Premierminister Kenny kritisiert Vatikan scharf

Wie vergangene Woche an dieser Stelle bereits angedeutet, führten die Enthüllungen des Cloyne-Berichts über den sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche zum Zerwürfnis zwischen der irischen Regierung und dem Vatikan. Premierminister Enda Kenny wählte in einer Rede vor dem Parlament ungewohnt deutliche Worte, die man so bislang noch nicht von einem Oberhaupt der irischen Regierung gegenüber der Kirche vernommen hatte. Der Cloyne-Bericht lege offen, so Kenny, “wie gestört, abgehoben, elitär und narzisstisch die Kultur des Vatikans bis in die heutige Zeit hinein” sei (“… the Cloyne report excavates the dysfunction, disconnection, elitism, the narcissism that dominate the culture of the Vatican to this day”). Kenny beschuldigte den den Papst-Staat offen, den Missbrauch und die Folter an Kindern herunterzuspielen und Untersuchungen zu behindern, um die eigene Machtposition zu behaupten.

Die Beziehungen zwischen Vatikan und Regierung sind nun auf einem historischen Tiefpunkt angelangt. Irland erwägt sogar, seine Botschaft im Vatikan abzuziehen und das Gebäude zu verkaufen. Der Untergang der katholischen Kirche in Irland schreitet mit mächtigen Schritten voran. Der vergangene Woche veröffentlichte Cloyne-Report war die vierte große Veröffentlichung innerhalb von sechs Jahren über das Vertuschen von Missbrauch in der katholischen Kirche in Irland. Er beschäftigte sich mit den Vorfällen in der Diözese Cloyne (Co. Cork) in den Jahren 1996 bis 2009 und weist zahlreichen Priestern den Missbrauch von Schutzbefohlenen sowie der Kirchenführung völliges Versagen nach. (Quelle: Irish Times)

Enda Kenny, unser 800-Millionen-Euro-Mann

Nun hat Enda Kenny doch noch sein Ziel erreicht: Auf dem Euro-Krisengipfel am Donnerstag in Brüssel wurden die Konditionen für die schuldengeplagten Länder neu festgelegt. Irlands Zinsbelastung für den Milliarden-Rettungskredit wurde um ganze zwei Prozent gesenkt, auf nun 3,5 Prozent. Dies bedeutet etwa 800 Millionen Euro weniger, die Irland jedes Jahr an Zinsen zahlen muss. Zudem wurde die Laufzeit für die Rückzahlung des Kredits von sieben auf fünfzehn Jahre verlängert. “We have a long way to go, we still have a massive budget deficit to bridge. But for now this was a good day for Ireland.” kommentierte Enda Kenny den erfolgreichen Abschluss seiner Mission in Brüssel. Besonders dürfte ihn freuen, dass Irland den Zinsnachlass erhielt, ohne Zugeständnisse bei der Unternehmenssteuer machen zu müssen, auf die es Deutschlands Angela Merkel und Frankreichs Nicolas Sarkozy abgesehen hatten. (Quelle: Irish Independent)

 Enda Kenny IrlandEnda Kenny beliebtester politischer Führer

Überhaupt scheint sich Enda Kenny derzeit auf einem Höhenflug zu befinden. Einer Irish Times-Umfrage zufolge sind 53 Prozent der Befragten mit seiner Führungsarbeit zufrieden, ein Plus von 16 Prozent seit der letzten Umfrage im Februar. Damit erreichte Enda Kenny seinen höchsten Popularitätswert, seit er vor neun Jahren die Führung von Fine Gael übernahm. Allerdings kommt die Regierungs-Koalition insgesamt nur auf 37 Prozent Zustimmung. 55 Prozent der Befragten sind sogar unzufrieden mit der Regierung. Vor allem ein Großteil der Anhänger der Labour Party, Fine Gaels Koalitionspartner, ist mit ihrer Partei unzufrieden. (Quelle: Irish Times)

Gesundheitssystem: Zahl der Beschwerden gegen Ärzte nimmt zu

Im vergangenen Jahr gingen 361 Beschwerden gegen Ärzte beim Medical Council ein – ein Anstieg um 22 Prozent gegenüber 2009. In dieses Bild passt die Meldung über die rumänische Ärztin Asia Ndaga, die bei der Arbeit im Krankenhaus dadurch auffiel, dass sie nicht einmal den Puls richtig messen konnte. Sind dies die Symptome eines Systems, das an seiner Grenze angelangt ist? Um Kosten zu sparen, werden bevorzugt Ärzte und medizinisches Personal aus dem Ausland eingestellt. In vielen Fällen wird dabei aber nicht einmal die fachliche Qualifikation nachgefragt. Wahrscheinlich spart man sich das, da es bei den meisten ausländischen Ärzten auch mit dem Englischen hapert – sie würden schon die Fragen nicht verstehen. Irland ist wahrlich kein Land, in dem man krank werden sollte. (Quelle: Irish Independent ). Allerdings gelobte die Regierung nun Besserung: Einige hundert frisch eingeflogene Ärzte aus dem Ausland, die eilends zur Behebung massiver Engpässe rekrutiert wurden, müssen in den kommenden zwei Wochen erst eine Einweisungs- und Prüfungsprozedur durchlaufen, bevor sie auf die Patienten losgelassen werden.

“Superquinn” geht in Konkurs

In wirtschaftlich harten Zeiten bleiben auch die größeren, die bekannteren Ladenketten nicht vom Bankrott verschont. Letzte Woche meldete die Supermarktkette “Superquinn” Konkurs an. 400 Millionen Euro Schulden hatten sich angehäuft. “Superquinn” war eine der wenigen irischen Supermarktketten, die im Haifischbecken der englischen Marken um Tesco, Marks & Spencer, Debenhams und Co. mitmischten. Man trug die Nase hoch und schwenkte stolz die Irland-Fahne (Slogan: “Proud to buy Irish”). Doch mit stets deutlich höheren Preisen als die der neuen Konkurrenz von Lidl und Aldi, war es eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis “Superquinn” in Schwierigkeiten geraten würde. Die Kette hat 24 Filialen vorrangig im Raum Dublin, und beschäftigt 2800 Mitarbeiter. Nun will der irische Lebensmittelgroßhandelskonzern Musgrave (“SuperValu”, “Centra”, “Londis”) die “Superquinn”-Kette übernehmen. (Quelle: Irish Times)

“Es reicht!” – Irland protestiert gegen die Sparmaßnahmen von EU und IWF

Protest_OConnell_Street_DublinIm Vergleich zu ihren Leidensgenossen in Griechenland gaben sich die Iren bislang wenig aufmüpfig. Aber vielleicht ändert sich dies bald. Die Kampagne “Enough” (“Es reicht”), getragen von Gewerkschaften und politischen Gruppen, hat sich zum Ziel gesetzt, die Massen zum Widerstand gegen die Regierung zu bewegen, ganz im Sinne der Proteste in Griechenland, Spanien und sogar Ägypten. Für das vergangene Wochenende hatte man in Dublin zum großen Protest gegen die von EU und Internationalem Währungsfonds (IWF) auferlegten Sparmaßnahmen aufgerufen – geschätzte 300 Menschen kamen. Mit Slogans wie “Bail out people not banks” und “Scrap the EU-IMF deal” marschierte die Gruppe die O’Connell Street hinunter bis zum Gebäude der Bank of Ireland, dann die O’Connell Street wieder hinauf, um vor dem GPO ein Sit-In abzuhalten und einige Reden zu schwingen. “Rise!” ” Wehrt euch!” forderte Sprecher Richard Boyd Barrett, Abgeordneter der politischen Organisation “People Before Profit”. Die Reaktionen der leicht irritiert wirkenden Passanten verrieten aber eher, wie die meisten Iren zu derartigen Aktionen stehen: So hart und ungerecht die Kürzungen und Streichungen auch sind, wenn die Kasse leer ist, helfen auch keine Proteste. In einem Land, in dem Auswanderung seit je her eine Option ist, helfen sich die Menschen auf andere Weise. Man geht, oder man fügt sich. Die Protestkundgebung endete übrigens nach nur knapp neunzig Minuten, als heftiger Regen einsetzte und die Protestler, von denen viele ihre kleinen Kinder dabei hatten, in alle Richtungen davonstoben. Vielleicht wird nur deshalb in Griechenland, Spanien und Ägypten so viel protestiert, weil dort die Sonne häufiger scheint. (siehe auch: Irish Times)

 Met Éireann entschuldigt sich für schlechte Wetter-Prognose

In Irland redet man gern über das Wetter. Manchmal ist sogar das Wetter vom Vortag Gesprächsthema. Für vergangenen Donnerstag hatte Met Éireann für den Raum Dublin einen Tag mit vereinzelten Schauern angekündigt. Tatsächlich aber brach am Donnerstag ein Monsun über Dublin los. Es regnete nicht, es schüttete, und das den ganzen Tag über. Met Éireann sah sich am Freitag genötigt, den Patzer vom Donnerstag nicht unkommentiert zu lassen. Man entschuldigte sich in aller Form. Und versprach gleich Besserung: In der kommenden Woche soll der Sommer wieder zurückkehren. (Quelle: Irish Independent)

Kleines Land, groß im Golf

Mal wieder eine Meldung vom Sport. Und ja, schon wieder Golf: Nordirlands Golfer setzen ihre Siegesserie fort. Nach Rory McIlroy, der vergangenen Monat sensationell die US Open gewann, siegte nun am  vergangenen Wochenende Darren Clarke bei den British Open. Es war der dritte Sieg eines nordirischen Golfers bei einem der Major-Turniere in den letzten dreizehn Monaten. Letztes Jahr hatte Graeme McDowell ebenfalls die US Open gewonnen. Für den 42-jährigen Clarke aus dem kleinen Örtchen Portballintrae in der Grafschaft Antrim war es der erste Sieg bei einem Open-Turnier. (Quelle: Irish Times)

Und was bringt die kommende Woche?

Die Augen des Pferderennsports sind ab Montag auf Galway gerichtet. Denn dort finden vom 25. bis zum 31. Juli die berühmten Galway Races statt, das irische Gegenstück zum englischen Ascot. Ein Spektakel, nicht nur für Wettbegeisterte. “… With your whack-fa-the-da-for-the-diddle-ee-iddle-day …”

Wir wünschen allen Lesern und Irland-Fans eine gute Woche.

Der Autor: Dirk Huck. Dirk lebt und arbeitet in Dublin. Mehr von ihm gibt es auf seinem eigenen Blog zu lesen.