Am 12. April ist Ostersonntag. Letztes Jahr fiel der höchste christliche Feiertag auf den 23. März, in zwei Jahren wird es der 24. April sein. Das ist eine Spanne von 32 Tagen. Immer wieder einmal meinen selbsternannte Kalender-Reformatoren deshalb, sie müssten dem frei marodierenden Christenfest die Zügel anlegen und fordern deshalb einen festen Termin für Ostern.

In der diesjährigen Fastenzeit will ein irischer Politiker für Ordnung im Kalender sorgen: Der Supermarkt-Pionier Feargal Quinn hat sich in seiner Eigenschaft als Mitglied des Senats zu Wort gemeldet und rief die Europäische Union auf, die Fixierung des Feiertags zu betreiben. Der unabhängige Politiker Quinn findet es unerträglich, dass Ostern die Jahresplanung für Schulen, Firmen, Familien und vor allem für die Tourismusindustrie erschwert – und dies seit 1684 Jahren!

Super-Quinn glaubt auch die Bevölkerung auf seiner Seite. Er unterstellt, dass das terminlich varriierende Ostern die Leute eigentlich ärgert, dass die meisten es aber im Irrglauben akzeptieren, die Terminsetzung habe zutiefst religiöse Gründe. Hat es natürlich nicht. Es handelt sich lediglich um eine Regelung aus der Zeit, als noch nicht alles der Linearität unterworfen wurde.

Ostern wird immer am ersten Sonntag nach dem Frühlingsvollmond gefeiert. Der kalendarische Frühlingsanfang ist der 21. März, deshalb kann Ostern frühestens am 22. März und spätestens am 25. April stattfinden*. Festgelegt haben dies die Versammlungen früher Kirchenführer, allen voran das von Kaiser Konstantin im Jahr 325 einberufene Konzil von Nicäa (was in der heutigen Tükei liegt).

Die heutige Kirche hat eigentlich keine Probleme mit einem fixen Osterdatum, bereits 1975 hatte Papst Paul VI (“Pillen-Paul”) den zweiten Sonntag im April vorgeschlagen. Auch die orthodoxen Christen haben eigentlich nichts dagegen, sie wollten sich aber nicht damit anfreunden, dass die Vorschläge vom Boss des Konkurrenzvereins im Vatikan stammten. Senator Feargal Quinn denkt nun, dass die Europäische Union – die im Normieren und Standardisieren viel Erfahrung mitbringt – ideologisch neutral genug ist, um den großen Osterkonsens zu schaffen.

Wir meinen: Hände weg von Ostern. Warum muss alles linear, ins letzte Detail planbar, höchst effektiv und voll effizient, komplett ausschlachtbar und total vermarktbar sein? Warum sollen wir uns ohne Not von einer alten Tradition trennen, die uns mit unseren Vorfahren über fast 1700 Jahre verbindet?

PS: Wir gehören dem Christen-Verein nicht an.


* Wer es ganz genau wissen will: Wikipedia hilft.