Irland im Buch: Heute habe ich mein Buch über Irland, „Irland ein Länderporträt„, noch einmal quer gelesen — nicht um mich am eigenen Werk zu berauschen, sondern um Fehler zu finden. Die erste Auflage des im August 2013 erschienen Sachbuches ist nämlich fast ausverkauft. Das ist die gute Nachricht, und die noch bessere: Der Ch. Links Verlag in Berlin legt nach und druckt bis Juli eine erste dezent aktualisierte Nachauflage — und in dieser wird auch dieser und jener Fehler korrigiert werden. Da habe ich doch tatsächlich aus Torfstechen ein Torstechen gemacht, aus der lieben Tanja wurde eine Tatjana und den Kartoffelbrei habe ich als Kartoffelsalat bezeichnet.
Beim erneuten Lesen blieb ich am Kapitel über die Kultur Irlands hängen und staunte wieder einmal über die unbändige kulturelle Prägekraft des kleinen Volkes von der Insel. Hier ein Auszug:
„Bevor die Iren damit begannen, Mauerstein und Baumaterial zum Maß aller Dinge zu machen, waren sie durchaus den einst von Eamon de Valera postulierten romantischen Idealen gefolgt und hatten sich vorrangig um die geistigen Dimensionen des Daseins gekümmert. Sie entwickelten bekanntlich frühes kulturelles Sendungsbewusstsein und schickten ihre Mönche nach Mitteleuropa, um den Heiden das Christentum zu bringen. Eher notgedrungen brachten sie den Amerikanern im 19. Jahrhundert Feste wie Halloween und Irish Music & Dance mit; und schließlich bescherten sie der Welt das keltische Folk Revival und ihre Version von Rockmusik. Das kleine Volk von nur viereinhalb Millionen Menschen hat eine reichhaltige und vielfältige Kultur entwickelt und verstand es, sie gewinnbringend über die eigenen Grenzen hinaus bekannt zu machen. Welche kulturelle Wirkung haben etwa gleich große Länder entfaltet? Was etwa hat die Schweiz der Welt geschenkt außer Heidi, Max Frisch und der Kultur der Steuerhinterziehung?
Zumindest wenn es um Musik und Literatur geht, wirkt der Beitrag Irlands zur Kultur dieser Welt überproportional groß. Gleich vier Nobelpreisträger der Literatur waren Iren – auch wenn einige von ihnen die Herkunft eher als Bürde verstanden und sich bevorzugt fern der Heimat aufhielten: William Butler Yeats (»The Wild Swans at Coole«), George Bernard Shaw (»Pygmalion«), Samuel Beckett (»Warten auf Godot«) und zuletzt Seamus Heany (»Death of a Naturalist«) nahmen die ruhmvolle Auszeichnung entgegen. Andere Schriftsteller von der Insel bekamen den Preis nicht, ihre Bücher werden dennoch weltweit gelesen. Belassen wir es bei ein wenig »name dropping« und fragen: Kennen Sie Jonathan Swift (»Gullivers Reisen«), Bram Stoker (»Dracula«), Oscar Wilde (»Das Bildnis des Dorian Gray«), James Joyce (»Ulysses«), Brendan Behan (»Borstal Boy«), Flann O’Brien (»At Swim-two-Birds«) oder etwa Patrick Kavanagh, Frank O’Connor, William Trevor, Sean O’Faolain, und – Hilfe, wo bleiben die Frauen – Elisabeth Bowen oder Edna O’Brien? Ganz sicher aber kennen Sie Roddy Doyle, Joseph O’Connor, Eoin Colfer, Cecilia Ahern und Maeve Binchy, zeitgenössische Bestsellerautoren der etwas leichteren Muse, deren Bücher auch in Deutschland gerne gelesen werden.“
Und hier geht´s zum ganzen Kapitel über Irlands Kultur und ja, zum ganzen Buch: Kaufen? Hier Kaufen. (Kostet nur 16,90 €) Übrigens: Die Buchreihe Länderporträts im Ch. Links Verlag wurde im Frühjahr mit dem ITB-Book-Award 2014 augezeichnet.
Glückwunsch zur verkauften 1. Auflage! Und viel Spaß beim Aktualisieren! Es ist die nervigste Aufgabe als Buchautor, die es gibt – und oft auch die peinlichste, wenn absolut dämliche Fehler entdeckt werden. Jetzt siehste mal selbst … :-)
Manchmal sind es aber auch nur Tippfehler, die allerdings ein Lektorat und anschließendes Korrektorat entdecken sollten.
Eine kleine Anekdote zu W.B. Yeats: Als er erfuhr, dass er den Literaturpreis gewonnen hatte, war angeblich seine erste Reaktion: „How much?“ – ein Ire durch und durch: Inishfree bedichten und Geld zählen.
Und zu James Joyces Ulysses erklärte mir mal ein irischer Freund, dass man das Buch erst dann richtig versteht, wenn man exakt zwei Pints (Bier) getrunken hat. Bei der Länge des Buchs diesen zwei-Pint-Pegel aufrecht zu erhalten, verlangt allerdings eine gewisse Trinkfestigkeit.
Tipp: At Swim-two-Birds gibt’s auch auf Deutsch: In Schwimmen-zwei-Vögel. Wunderbar übersetzt von Harry Rowohlt.
Der Titel ist übrigens eine Übersetzung aus dem Irischen: Snamh da Ean – wörtlich: schwimmen zwei Vögel, eine legendäre Furt, über die der heilige Patrick den Shannon überquert hatte, und zwar in zwei Schritten (!) über eine Flussinsel.
Ich stelle mir vor, dass Paddy, römischer Brite, der er war, sich nach dem Namen der Furt erkundigte, die gälische Antwort erhielt und sagte, aha, we are at swim two birds!
Vielleicht sagte er es auch auf Latein: Aha, sumus ad natare duo aves.
Und seine Anhänger lauschten andächtig, kritzelten es auf und hielten es für Worte der Weisheit.
So setzen sich Übersetzungsfehler fort und werden zur Legende. Gibt’s auch heute noch, wenn man so manche Übersetzung liest …
Ich weiß, ich bin mal wieder oberschlau und redefreudig. Grund: Ich prokrastiniere (bzgl. einer Übersetzung).
Mist, du hast keinen Korrekturmodus.
Mir fiel (selbst im Übersetzermodus) noch ein, dass Snamh da Ean, wörtlich: schwimmen zwei Vögel, auch als „der Vogel schwimmt zweimal“ übertragen werden könnte, angesichts einer Furt im Shannon mit einer Insel dazwischen, also zweimal durch den Fluss waten.
Grüße aus dem „Ministry for useless information“
Petra, du läufst offensichtlich zu großer Form auf, wenn Du prokrastinierst. Du solltest im Prokrastinations-Modus ein Buch schreiben, es würde wahrscheinlich Dein Unerreichbares werden ;-)
Ach ja: ἐξίσταται γὰρ πάντ’ ἀπ’ ἀλλήλων δίχα
Ein bisschen was über irische Literatur gibt es auch hier auf Irlandnews:
https://www.irlandnews.com/tag/gewinnspiel/
Have a great day!