Pflanzengrab bei Lidl

Irland genießt den Indian Summer. Der Sommer ist noch einmal mit Verve auf die Insel zurück gekehrt. Weil der Jetstream, der mächtige West-Ost-Windstrom zehn Kilometer hoch oben in der Troposphäre, weiter nach Norden gewandert ist und damit den Weg für warme Luft aus dem Süden frei gemacht hat, erleben wir einen sehr warmen und sonnigen September mit Temperaturen bis 28 Grad. Das ohnedies unbeständige Wetter am Atlantik hält in Zeiten des Klimawandels ständig neue Überraschungen bereit: Dem heißesten Juni seit Beginn der Wetteraufzeichnungen folgten der nasseste Juli und ein ungemütlich stürmischer August.

Die irischen Medien überschlagen sich derzeit mit alarmierend dümmlichen Warnmeldungen: Wir sollten uns demnach vor diesem Spätsommerwetter gebührend schützen. Schulen und Kindergärten wird geraten, die Kinder in den Pausen im schützenden Schatten zu lassen und sie nicht dieser Mördersonne auszusetzen. Und trinken müsst ihr Leute, trinken . . .  Man könnte den Eindruck gewinnen, wir hätten es mit 40 Grad in griechischer Gluthitze zu tun . . .

Sterben bei LidlViele Lebewesen leiden derzeit tatsächlich unter Wärme und Trockenheit, weil sie nichts zu trinken bekommen: Die Zierpflanzen vor den Lidl-Supermärkten der Insel. Immer wenn es ein paar Tage warm wird in Irland, beginnt vor den Märkten des deutschen Discounters das große Zierpflanzen-Sterben. Lidl verkauft fast alles, eben auch Pflanzen – hat allerdings keine Ahnung, was Pflanzen zum Leben und Überleben benötigen: Wasser. Hauptsache die Kasse stimmt. In den Lidl-Märkten unserer Umgebung im Südwesten der Insel gibt es durchaus mitfühlende Mitarbeiter, die sich gerne um die darbenden Alpenveilchen, Geranien, Purpurglöckchen und Herbstastern (Foto) kümmern würden. Es ist ihnen allerdings von höherer Ebene untersagt, die Pflanzen zu gießen. Dafür stehen offensichtlich weder Zeit noch Geld zur Verfügung.

 

“Von wegen strohdummes Grünzeug – Pflanzen erbringen erstaunliche Sinnesleistungen. Zwar besitzen Bäume und Pflanzen keine Nervenzellen. Aber sie produzieren Hormone, mit denen sie Sinnesreize durch ein feines Adergeflecht zu ihren eigenen Organen übermitteln – auf diese Weise fühlen, sehen, hören und kommunizieren sie.” (National Geographic)

 

Fotos: Eliane Zimmermann; Markus Baeuchle