Irland Klimaschutz

Schüler streiken für eine ernsthaftere Klimaschutz-Politik

 

Fehlanzeige Klimaschutz. Auch Irland wird die Klimaziele 2020 sicher und 2030 klar verfehlen, wenn sich nichts ändert. Ein aktueller Zwischenbericht für die EU aus Brüssel bestätigt Irland, was hier jeder weiß: Der nationale Klimaplan ist wenig ehrgeizig und bleibt deshalb weit hinter den Zielen von Paris zurück, die Entstehung von Treibhausgasen wie CO² kontinuierlich zu senken. Es wird weder Energie eingespart, noch genug erneuerbare Energie produziert, es fehlt an politischen Konzepten, Aktionsplänen und Messmethoden. Irlands Ministerpräsident Leo Varadkar hat sein Land in Sachen Klimaschutz kürzlich selber als Laggard bezeichnet, als Bummler und Zauderer. Motivation geht anders . . .

Die heißen Emissions-Eisen für Irland, die es endlich anzupacken gilt, sind der fast komplett auf Verbrennungsmotoren basierende Verkehr, die ungezähmte Bauindustrie, die nicht gelöste Abfallbeseitigung und die einseitig Milch und Fleisch produzierende Landwirtschaft. Mutig hat die frühere Präsidentin des Landes, Mary Robinson, gerade neue Wege in der Landwirtschaft gefordert. Sie kritisierte, dass Irland einseitig auf die energieintensive Milch- und Rindfleischproduktion setzt und plädierte für eine schonendere Landwirtschaft, Das kommt bei der mächtigen Bauern-Lobby natürlich nicht gut an. Sie stemmt sich mit aller Macht gegen klimafreundlichere Ernährungsformen, die eine Reduzierung von tierischen Produkten im Speiseplan vorschlagen.

Allerdings gibt es Hoffnung: Ein überparteiliches Parlaments-Komitee hat der Regierung gerade den Schlußbericht mit wesentlich amibitionierteren Zielen für den Klimaschutz vorgelegt. Daraus soll ein neuer Nationaler Energie- und Klima-Plan entstehen, mit dem das große Ziel erreicht werden soll: CO²-Neutralität bis 2045 oder 2050 durch Verzicht auf fossile Brennstoffe. Ein wesentlicher Bestandteil des Aktionsplans soll eine auf alle Konsumbereiche ausgedehnte CO²-Steuer mit sozialer Abfederung sein. Bislang erhebt die Regierung eine Steuer von 20 Euro pro Tonne CO² auf fossile Energieträger. Der Wandel kommt in der dynamischen Gesellschaft Irlands manchmal überraschend schnell. So könnte aus dem Klimaschutz-Bummler bald schon ein Vorbild werden.

Der Mut der Regierenden wird ein Stück weit auch davon abhängen, wie gut die künftige Klimapolitik der Bevölkerung erklärt werden kann. Der Widerstand gegen eine CO²-Steuer ist unüberhörbar, und das meist gehörte Argument gegen eigene Anstrengungen wirkt durchaus kokett: “Wir sind so ein kleines Land, sollen doch erst einmal die großen Verschmutzer  China und USA vorangehen.” Ja, die anderen, die werden auch in Irland immer gerne mal bemüht, wenn im eigenen Laden alles so schön gemütlich bleiben soll, wie es gerade ist . . .

 

PS: Die Mär vom klimaneutralen Wachstum wird indes auch in Irland kompromisslos gepflegt. Die staatliche Energiebehörde ESB gab gerade Pläne für den Ausbau der Kapazitäten im Raum Dublin bekannt: Um den massiv steigenden Energiebedarf neuer Daten-Center zu stillen, will die ESB bis 2023 vier neue gasgetriebene Großkraftwerke mit einer Kapazität von 450 Megawatt bauen, dazu drei Batterspeicherwerke, um 135 Megawatt Strom zu speichern. Vor Dublins Küste planen ausländische Investoren zudem, ein riesiges Windkraftwerk für 1 Milliarde Euro in die Irische See pflanzen. Man sieht: Sparen kommt in den Klimaschutz-Konzepten Irlands bislang nicht vor.

 

Foto: Greenpeace / Kristian Buus