Der Wanderer meldet sich zurück mit Meldungen aus dem Land der Krise.

Die Regierung irrlichtert. Der Rückhalt in der Bevölkerung für die “Fianna Fail-plus-Grüne- plus-gekaufte-Unabhängige-Regierung” war schon größer. Es gärt mächtig bei den Leuten, die nun die maroden irischen Banken und den Staat mit heftigen finanziellen Opfern retten sollen. Die Arbeitslosigkeit steigt unaufhörlich, während die Regierung mit wenig Überzeugunskraft versucht, das Land aus der tiefsten Krise seit Bestehen der Republik zu steuern, indem es die Menschen heftigst besteuert und den Binnenmarkt möglicherweise komplett matt setzt.
Der UCD Professor Ray Kinsella rechnete heute in der Irish Times in einem grandiosen Rundumschlag mit der Regierung ab. Unter der Headline “Die Wahrheit ist: Wir haben es vermasselt” analysiert Kinsella das totale Versagen der macht-besessenen Cowen-Regierung und die Fehler ihrer Politik, inklusive des desaströsen Not-Budgets vom April. Kinsella fordert eine ethische Begründung aller Politik, das Ende des paternalistischen Filzes, der politischen Erbfolgen nach geografischen und familiären Aspekten. “Wir brauchen eine völlig neue politische Ethik und eine auf Werten ruhende Führung, wir brauchen einen Sinn dafür, was richtig und was falsch ist”.
Wohl war, Mister Kinsella. Nur: Woher kommt der Sinn, woher kommen die Werte? Wo sind die politischen Alternativen, wo die kompetenten Leute, die das Wohl der Allgemeinheit vor die Selbstbedienung und den Erhalt der eigenen Macht stellen? Ob sie vom Himmel fallen werden? So lasset sie beten. Die politische Führung Irlands hat ethisch abgewirtschaftet – und dies ist der wahre Kern, warum es Irland zur Zeit noch schlechter geht als fast allen anderen Ländern Europas.
Deutschland soll es richten: Bei Fáilte Ireland, dem nationalen Tourismusvermarkter der Insel, richtet man sich seit Monaten schon auf ein desaströses Jahr ein. Amerika und England sind für 2009 abgeschrieben, die Tourismusbranche hofft auf ein aus der Not entstehendes Revival des Inlands-Tourismus: Die Iren sollen daheim Urlaub machen und das Geld im Land ausgeben. Die Chancen stehen nicht schlecht: Mary ist Lehrerin und weiß seit einigen Wochen, dass sie in diesem Jahr aufgrund der regierungsamtlichen Wegelagerer 4000 Euro weniger in der Tasche wird. Erste Aktion: Sie und ihr Mann haben den geplanten Spanienurlaub mangels Euros gestrichen. Padraig tat dasselbe. Er ist Polizist und durfte bis vor kurzem Überstunden bis zum Umfallen fahren. Mit dem zusätzlichen Einkommen finanzierte er einen Hausbau und die jährlichen Auslands-Ferien. Jetzt ist Schluss mit dem Mehrverdienst. Die Ferien sind passé, das Haus kann wohl nicht gehalten werden und muss weg.
Bei Fáilte Ireland hofft man derweil auf einen wichtigen und verlässlichen Dauerpartner: Die Deutschen sollen es richten und die Insel mit Sommergästen überziehen. Tourism Ireland in Frankfurt trägt nun die große Bürde und muss in Dublin gehegte Höscht-Erwartungen erfüllen. Ob dies angesichts der steil nach unten zeigenden Konjunkturprognosen für Deutschland berechtigt ist?
Rätsel um die Widerauferstehung einer Fähre. Kommt sie nun oder kommt sie nicht, die Swansea-Cork-Fähre? Nach drei Jahren Pause soll die Autofährverbindung zwischen Wales und Cork bekanntlich reanimiert werden. Eine beeindruckende Basis-Kooperative in West-Cork hat mehrere Millionen Euro aufgebracht, um ein Fährschiff in Finnland zu kaufen. Die Verhandlungen sind allerdings noch immer nicht abgeschlossen und die Zeit verrinnt. Die Tourismus-Saison hat längst begonnen, noch allerdings ist das Schiff nicht in Irland eingetroffen, auch gibt gibt es kein Reservierungsssystem und keine tragfähige Administration für die künftige “Fastnet Line”.
So mehren sich hinter den Kulissen die Stimmen, die von einem Start der Fähre in einem fortgeschrittenen und wirtschaftlich äußerst schwierigen Jahr 2009 abraten und einen Wiederbeginn im Jahr 2010 bevorzugen würden. Die Zeit läuft, das Tauziehen hat begonnen.