Was wir gerne unbedacht als “Natur” bezeichnen, ist zum größten Teil Kulturlandschaft – vom Menschen bearbeitete, frisierte, genutzte und oft missbrauchte Natur. Die typischen Bilder von der “Grünen Insel” – grüne Wiesen mit Schafen, saftige Weiden, offenes, baumloses Land – sie sind weitgehend das kollektive Werk der Bauern Irlands.

Die Bauern – so umweltsäuisch und tierquälerisch sie im Einzelfall sein mögen – haben das bekannte Gesicht Irlands, die liebliche Landschaft mit den 40 Shades of Green, durch landwirtschaftliche Nutzung in täglicher harter Arbeit geschaffen und gepflegt. Dass die Landwirtschaft auch auf der Insel in den letzten zehn, fünfzehn Jahren schwer in die Defensive geraten ist, kann man in der Landschaft lesen: Der “Look” Irlands wandelt sich rapide: Die schön gepflegte Landschaft verwahrlost zunehmend. Die Fläche der genutzten Weiden nimmt Jahr um Jahr ab. Die Landschaft wächst zu. Wo gestern noch Grasland war, wachsen heute Ginster, Farne und Brombeeren, gefolgt von Gagelsträuchern, Birken und Weiden.
Dass Irland unaufhaltsam zuwächst, ist für die Natur in Ordnung. Tiere und Pflanzen holen sich Tag für Tag Lebensraum zurück. Wir werden uns allerdings daran gewöhnen müssen, dass das Bild von Irland, wie wir es kennen, bald nur noch in unseren Köpfen existieren wird.
Einen Stich ins Herz der irischen Bauernschaft setzte die klamme Regierung in dieser Woche, als sie das Ende des REPS-Programmes verkündete. 62.000 irische Farmer nehmen an diesem Förderprogramm teil, das bäuerliche Umweltschutz-Maßnahmen jedes Jahr mit durchschnittlich 6.200 Euro pro Farm entlohnt. Rund 8000 Kilometer neue Einfriedungs-Hecken wurden durch dieses Programm zum Beispiel gepflanzt – eine ästhetische und ökologisch wertvolle Alternative zum Drahtzaun.
Das mit EU-Mitteln gepolsterte REPS-Programm war ein zögerlicher und nur unzureichender Versuch, die Bauern verstärkt als Landschaftspfleger einzusetzen. Auch damit ist nun Schluss. Kritiker meinen, die Fianna-Fail- Regierung hätte den Kontakt zur Basis jetzt vollends verloren. Für viele kleine Bauern bedeutet die Entscheidung, dass sie vollends in die Armut abrutschen.
Die Renaturierung der Insel nimmt ihren Lauf. Die Tourismus-Vermarkter von Fáilte Ireland können schon einmal neue Konzepte entwickeln. Welcome to the Jungle?