Irish Beef

Leere Fleischtheken: Ist Irland auf dem Weg in die vegetarische Gesellschaft?

 

No Steak Today. Schwere Zeiten für Fleischesser in Irland: In zahlreichen Supermärkten des Landes sind die Fleischtheken seit Tagen leer geräumt. Es gibt kein Rindfleisch zu kaufen. Was aussieht wie Ladenregale auf Kuba oder der gelungene Einstieg in die vegetarische Gesellschaft, hat seinen Grund in einem schweren Konflikt, der Irlands Fleischindustrie seit sieben Wochen lahm legt: Irish Beef, das irische Rindfleisch, ist wegen seines guten Rufes weltweit gefragt. Die heimischen Farmer können allerdings von ihrer Arbeit nicht mehr leben. Die Rinderfarmen sind in ihrer Existenz bedroht, die Bauern überleben aufgrund der niedrigen Fleischpreise nur mit den Subventionen von EU und Staat und mit Zweitjobs.

Die Fleischbauern sind deshalb vor sieben Wochen in den Ausstand getreten und blockieren überall auf der Insel Schlachthöfe und Fleischfabriken. Die Streikposten halten auch lieferwillige Farmer davon ab, Tiere zur Schlachtung anzuliefern. Die Bauern beklagen vor allem, dass die Fleischverarbeitungs-Firmen einen zu großen Teil des blutigen Kuchens einstreichen. Die Schnitzel-, Gulasch, Wurst- und Steak-Fabriken schieben die Verantwortung für die geringen Erlöse der Bauern dagegen auf die niedrigen Weltmarktpreise. Es wird einmal mehr deutlich, wie schlecht die Mechanismen freier Märkte funktionieren. Die Blockaden haben dazu geführt, dass Schlachthöfe schließen und tausende Beschäftigte keine Arbeit haben.

Eine Einigung zwischen Bauern und Fleischverarbeitern vom vergangenen Wochenende sieht vor allem erhöhte Bonuszahlungen für Rindfleisch vor, allerdings keine Anhebung der Basispreise. Während die Verhandlungsführer den Deal verabschiedeten, distanzieren sich zahlreiche streikende Farmer vom Ergebnis und setzen die Blockaden der Fabriken fort. Mitte der Woche wurden etwa 20 Groß-Schlachthöfe und Fleischfabriken blockiert.

Irlands Fleischindustrie steht unter zusätzlichem Druck, weil die klima- und umweltschädliche Rinderhaltung auf der Insel dramatische Ausmaße angenommen hat. Die Zahl der Milchkühe und Fleischrinder muss laut Wissenschaft dringend gekappt werden, um Überdüngung, Landschaftsverbrauch und Methan-Ausstoß zu reduzieren.

Irish Beef

Fleischlose Zeiten: Irlands Rinder-Farmer streiken seit sieben Wochen

Fotos: Fleischtheke bei Lidl / Eliane Zimmermann