Liebe LeserInnen von Irlandnews, hier ist wieder Nadine* aus Dublin. Heute berichte ich für Euch von den Festlichkeiten der letzten Tage und vor allem von der Patrick´s Parade, die am Donnerstag in der Innenstadt gefeiert wurde.
Ein buntes Zebra schmückte den Festwagen des “Dublin Zoo” und war besonders bei den Kindern sehr beliebt
Dublin erstrahlt schon am Morgen des 17. März in den Farben grün, weiß und orange. Das Festival konnte beginnen. Es waren nur noch wenige Stunden bis zum offiziellen Start des St. Patrick´s Day, der jedes Jahr feierlich mit einer großen Parade eröffnet wird. Schon in den frühen Morgenstunden war Dublin auf den Beinen. Die passende Kleidung musste angelegt, die Schminke rausgeholt und die Verkleidung angepasst werden – teilweise auch mitten auf der Straße. Bereits am Vorabend wurden in den irischen Familien wichtige Vorbereitungen getroffen, sodass am “großen Tag” auch alles perfekt wird. Die meisten Einwohner Dublins gehen spätestens um 10:00 Uhr aus dem Haus.
In zwei Stunden wird die große “Patrick´s Parade Dublin” das Festival eröffnen und man möchte natürlich einen guten Stehplatz erwischen, am besten direkt an der Absperrung, um die bestmögliche Sicht zu erhalten. Wagte man sich nur eine Stunde später aus dem Haus, ist ganz Dublin sprichwörtlich “aus dem Häuschen”. Die Straßen in der Innenstadt waren großräumig abgesperrt, denn die Parade folgt einem fest vorgeschriebenen Weg: Sie startet im nördlichen Teil der Stadt, am Parnell Square, und verläuft über die O´Connell Street über den Fluss Liffey hinüber zum südlichen Stadtteil Dublins. Hier folgt sie dann der Dame Street bis das Ziel, natürlich die Patrick Street, erreicht ist. Doch was feiern die Iren denn jedes Jahr am 17. März eigentlich genau?
17. März, Dublin. Der irische Nationalfeiertag ist ein Gedenktag für den irischen Bischofs Patrick. Er lebte mit großer Wahrscheinlichkeit im 5. Jahrhundert und gilt als erster christlicher Missionar in Irland. Sein genaues Geburts- und Sterbedatum ist nicht weiter bekannt, doch in Schriften des 7. Jahrunderts taucht erstmals der 17. März als sein Todestag auf. In der katholischen Kirche wird Patrick als Heiliger verehrt.
Unter dem Motto “Laura is travelling to Mars” präsentierte diese Gruppe mit ihrer riesigen Darstellung des Planeten Mars ein Highlight der Parade
Der Heilige St. Patrick gilt als Schutzpatron Irlands und deshalb ist der 17. März jedes Jahr ein Hochfest. Die Bedeutung dieser Festlichkeit erlebt man am intensivstens, wenn man in Dublin bei der großen Parade dabei sein kann. Hat man im besten Falle einen Platz direkt an der Absperrung erreicht, hat man den besten Blick auf das gesamte Geschehen und ist sozusagen Mittendrin, statt nur dabei.
Als Besucher ließen sich innerhalb des Festumzugs immer wieder interessante Kleinigkeiten feststellen, die zum Schmunzeln einluden. Mitten in der Menschenmenge waren viele Leitern zu entdecken. Diese dienten den kleinsten Besuchern als Podest, um alles besser überblicken zu können. Die meist silberfarbenen Trittstufen wurden immer wieder aufgeregt hin und her geschoben, um auch wirklich die beste Position mit dem schönsten Blick zu erhaschen.
Auch Denkmäler und Statuen am Straßenrand wurden zu beliebten Sitzplätzen umfunktioniert. Egal ob jung oder alt, klein oder groß, viele Menschen nutzten diese außergewöhnlichen Aussichtspunkte. Am besten hatten es allerdings diejenigen, die in einem der vielen Hotels oder privaten Appartements direkt an der Route des Umzuges leben. Nach dem Frühstück wurde einfach das Fenster aufgemacht, im letzten Moment noch die Girlande mit der irischen Flagge herausgehangen und mit einem Kaffee in der Hand ließ sich dann alles wunderbar gelassen beobachten. Manche übertrieben es dann auch mit der Gelassenheit und stellten sich waghalsig auf die schmalen Fensterbänke. Das erfordert Mut, aber warum sollte man an einem solch´ besonderen Tag nicht auch einmal etwas Verrücktes ausprobieren?
Mit vielen knallbunten Luftballons zeigte diese Gruppe, dass Irland in Zukunft “hoch hinaus” soll
Auch der Heilige St. Patrick war – inklusiver riesiger und roter Schlange – vertreten und wurde von der Menge gebührend gefeiert. Man sagt, dass St. Patrick die Schlangen aus Irland vertrieben haben soll.
Neben den üblichen “Goodies” wie irischen Fahnen, Haarschleifen, Stirnbändern, Hüten und ganzen Anzügen in grün und mit Kleeblatt bedruckt, war vor allem auch eines ein wichtiger Begleiter vieler Familien: ein großer Rucksack voller Proviant.
Da viele Besucher schon seit Stunden auf den Beginn des Festumzugs warteten, musste natürlich auch die Versorgung der Kinder gewährleistet sein. Das liebste Proviant der Iren: Chips und verschiedenste Softdrinks. Schon bevor die ersten Gruppen an den vielen Schaulustigen vorbeizogen, waren die Straßen übersät von leeren Chipstüten, Getränkedosen und Plastikboxen.
Die Mitarbeiter des “Waste Service Dublin” hatten wirklich alle Hände voll zu tun und waren selbst innerhalb der Parade vertreten, um den Müll schnellstmöglich aufzusammeln. Man feierte sie sogar als wahre Helden und die Mitarbeiter erhielten immer wieder einen gesonderten Applaus. Das ist auch mehr als gerechtfertigt. Irische Zeitungen erläutern in aktuellen Nachberichten, dass die Aufräumarbeiten in diesem Jahr unglaublich großzügig ausfallen mussten. Das ist eine der vielen Schattenseiten des Festivals.
Endlich war es 12:00 Uhr: Das Geschreie, Gekreische und Getröte wurde immer lauter. Das war ein sicheres Zeichen: Die Parade nimmt nun ihren Weg durch die Innenstadt in Angriff. Die Sonne strahlte – ein besseres Wetter hätte sich Dublin in diesem Jahr für den St. Patrick´s Day nicht wünschen können. Plötzlich klickten tausende von Kameras, Handys wurden in die Luft gestreckt und die Menschen versuchten, mehr oder weniger erfolgreich, die vielen Eindrücke mit ihren technischen Geräten festzuhalten.
Ein großer, aufblasbarer pinker Elefant war ein Hingucker und eine Attraktion der Parade
Ein Meer aus den Farben grün und weiß bildeten die knapp 500.000 Besucher des Festivals – immer dabei die vielen Handys und Kameras
Der Anblick des “Technikmeeres” war wirklich beeindruckend. Aber verpasst man als Besucher so nicht auch den eigentlichen Moment, indem man nur damit beschäftigt ist, ein tolles Foto zu kreieren und durch die Linse zu starren? Ein großes Aufgebot von Polizisten, Freiwilligen und Ersthelfern machten sich nun auch auf den Weg und garantierten die Sicherheit der Festivalteilnehmer. Verschiedenste Fernsehteams und Fotografen versuchten ebenfalls die besten Kameraeinstellungen zu finden und besondere Momente festzuhalten.
Das Hauptthema des diesjährigen Festumzugs lautete: “Imagine if…”. Unter verschiedenen Einzelthemen haben irische Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene ihre Träume und Zukunftsvorstellungen für die “Grüne Insel” zusammengefasst. Das war wirklich sehr beeindruckend. Insgesamt waren knapp 40 verschiedene Gruppen beteiligt und alle zeigten auf außergewöhnliche Art und Weise ihr Können.
Vom irischen Militär, über Brass Bands aus aller Welt, bis hin zu Teilnehmern der “Dublin Cycling Campaign” war einfach alles dabei und die Besucher konnten sich satt sehen an all´ den bunten Farben, der Musik und den aufwändig gestalteten Kostümen und Festwagen. “Marching Corps” aus Florida, Indiana oder Michigan zeigten ihr musikalisches Talent.
Die ganze Welt war in diesen Stunden in Dublins Straßen vertreten. Besonders ins Auge vielen die Kostüme und Ideen des “Dublin Zoo”. Wilde Elefanten, bunte Zebras, brüllende Gorillas und zarte Einhörner waren ein Publikumsliebling. Zwischendrin waren immer wieder Kinder zu sehen, die verschiedenste Luftballons in die Höhe hielten. Auf den großen weißen Ballons standen ihre Zukunftswünsche: Opportunities, Equality, oder Happiness waren darauf zu lesen. Unter dem Motto The Future is the Present, is the Past präsentierte das Dublin Institute of Technology knallbunte Festwagen, die an einen Besuch ins Weltall erinnerten.
Eine Marching Band aus Florida präsentierte in prächtigen Uniformen ihr musikalisches Können
Nach zwei Stunden war das große Spektakel dann vorbei. Tausende Menschen verließen auf einmal die Absperrungen, doch zum Glück herrschte kein großes Chaos. Es dauerte eine Weile, bis sich die Massen aufgelöst hatten und die meisten wahrscheinlich in Richtung der Feierhochburg “Temple Bar” pilgerten. Die ersten Stunden des St. Patrick´s Days waren ein voller Erfolg und Dublin konnte mit Stolz sagen: Die Welt war heute zu Gast bei uns. Bis spät in die Nacht wurde gefeiert – und zwar in den Farben grün, orange und weiß.
Bis zum nächsten Jahr, das hoffentlich ein neues buntes “St. Patrick´s Festival” bereithalten wird!
* Die Autorin: Nadine Eckmann hat Theologie und Medienwissenschaften studiert. Sie lebt seit September 2015 in Dublin und absolviert einen Europäischen Freiwilligendienst bei der Organisation “Friends of the Elderly Ireland”. Mit ihrem plüschigen Reisebegleiter “Zoe” erkundet sie die Insel und vor allem die Hauptstadt Dublin.
Alle Fotos: Nadine Eckmann
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