Wandern in Irland mit Wanderlust 2012Wieviele tausend Kilometer Zäune wurden wohl in den vergangenen zehn Jahren im ländlichen Irland neu gezogen? Wieviele Gemeinden wurden durch Maschen- und Stacheldraht von ihrem Hinterland abgetrennt? Wieviele Hügel und Berge wurden aus der Reichweite und bald aus dem Bewusstsein der Menschen gezäunt? Wieviele Spaziergänger aus der Landschaft vertrieben?

Irland ist im Prinzip eines der schönsten Wanderländer weltweit. Die Leidenschaft der Landwirte, ihre Farmflächen einzuzäunen und mit noch mehr Zäunen zu parzellieren, scheint allerdings ungebrochen. Angefacht von Förderprogrammen wie dem REPS sahen die Berge Irlands in den vergangenen Jahren ungeahnte Einzäungsexzesse – und erst allmählich wehren sich die Institutionen der irischen Freizeitgesellschaft gegen noch mehr Hindernisse und Blockaden. Es ist was faul im Staate Irland, und die Regierung hat sich bis heute nicht zu einer schlüssigen Politik des Interessenausgleichs zwischen Landwirtschaft und Freizeitgesellschaft durchringen können.

Wer genug Zeit hat, um sich einen Weg in die freie Landschaft, an die Klippen oder hoch hinauf in die Berge zu suchen, wird diesen meistens auch finden –  und erfreulicherweise sind dieselben Farmer, die die Zäune bauen, um in den Genuss von Fördermitteln zu kommen, zu allermeist freundliche Menschen, die fragenden Wanderern den Gang über ihr Land gerne erlauben.

Viel Zeit verwende ich jedes Jahr, um nach diesen Wegen hinauf in die herrlichen Berge Südwest-Irlands zu suchen, um mit Landbesitzern zu reden und neue Wanderrouten vorzubereiten. Gestern sprach ich mit Christy O´Súilleabháin, einem alten Farmer in Rougham am Fuße der Caha Mountains. Der freundliche Mann gab uns grünes Licht und wies den Weg hinauf  am Fluß und am Wasserfall entlang hinauf auf das Hochplateau der Cahas  – einen leicht zu gehenden Weg aufwärts bis in 500 Meter Höhe, in eine Landschaft, die zu den letzten Naturlandschaften Europas zählt. Die Landschaft unten im Tal ist mit Dutzenden Zäunen zugestellt und versperrt – und doch gibt es einen kleinen Schleichweg hindurch und hinauf in die Freiheit der Berge. Traumhaft schön der Blick über Gebirge und Atlantik.

Wandern in Irland 2012