Ob Ire, ob Deutscher, ob Österreicherin: Wer in Irland lebt, bekommt die tiefe Wirtschaftskrise nach den Boomjahren an allen Ecken und Enden zu spüren. Sei es, dass der Job weg ist, dass das Finanzamt das Gehalt schröpft wie noch nie oder dass die Straßen nicht mehr richtig gewartet werden – die Auswirkungen sind meist unerfreulich.

Wie aber sind Irland-Urlauber, die in diesem Sommer für zwei oder drei Wochen die Insel bereisen, von der Mega-Rezession betroffen? Bekommen sie die Veränderungen überhaupt mit, leiden sie darunter? Hier einige Beobachtungen mit der Bitte an Leserinnen und Leser, die eigenen Erfahrungen zu beschreiben.

—>> Wer keine Vergleichsbasis hat, sieht keine Veränderungen. Alle Ersturlauber sehen die Insel in der Momentaufnahme Sommer 2009 – und spielen vor allen dieses beliebte Vergleichsspiel: Das ist ja viel (teuer, billliger, schöner, grüner, bunter, unpünktlicher, voller…) als bei uns (daheim). Versuchen wir also einen Vergleich Irland 2007 zu Irland 2009 und betonen. Dies sind persönliche, von keiner Statistik getrübten Eindrücke:
–>> Mehr Platz: Die Baufahrzeuge sind verschwunden, der Schwerverkehr ist stark zurückgegangen. Rezession bedeutet weniger Verkehr, Immobiliencrash heißt: Es wird kaum noch gebaut. Deshalb gibt es auch…
— >> Weniger Lärm: Es ist wieder ruhiger geworden im Land. Kaum Baulärm, keine Steinbrecher, keine Betonmischer, keine kreischenden Sägen.
–>> Die Preise sinken: Mit der Nachfrage sinken auch die Preise. Lebensmittel sind deutlich billiger geworden, auch die Preise für B&B und Hotelzimmer tendieren deutlich nach unten. Eine B&B-Übernachtung gibt es schon wieder ab 25 Euro pro Person. Verhandeln lohnt sich wieder. Und Vorsicht: Manche Shops, Vermieter und Serviceunternehmen versuchen derzeit noch, fehlendes Geschäft mit überhöhten Preisen zu kompensieren. Vergleichen lohnt sich. Am wenigsten sinken die Preise bislang noch in den Restaurants. Grund sind deren hohe Fixkosten.
–>> Das Angebot nimmt ab: Die Rezession fordert Opfer. Gerade in den Städten in den großen Shoppingmalls haben bereits etliche Shops dicht gemacht. Auch die Infrastruktur auf dem Land hat begonnen zu leiden: Schönheitssalons, Modeläden, Einrichtungshäuser, auch Restaurants und Hotels haben den Betrieb eingestellt. Für den Urlauber spielt das bislang keine entscheidende Rolle, weil es sich meist um den Abbau von Überkapazitäten handelt.
–>> Die Pubs sind wieder voller: Wer Sorgen hat, hat auch Likör, und wer keine Arbeit hat, hat Zeit zum Feiern. Die Pubs dürften von der Wirtschaftsmisere profitieren.
–>> Mehr Iren an der Front: Die nette, vermeintlich irische Bedienung stellte sich meist nach dem zweiten Satz als genauso nettes Polenmädel aus Wroclaw heraus. Weil viele Osteuropäer die Insel seit dem Ende des Booms verlassen haben, trifft der Urlauber tatsächlich wieder mehr Iren auf der Insel. Er kann nun an der Ladenkasse, im Restaurant oder an der Mautstelle selber nachprüfen, wie es um die hoch gerühmte irische Gastfreundschaft und Freundlichkeit steht.
–>> Die Immobilienpreise sinken drastisch: Wer die Mittel hat und aus dem Urlaub ein Ferienhäuschen mitbringen will, hat in Irland bald wieder Grund sich umzuschauen. Noch sind die Preise wohl zu hoch, doch sie werden weiter fallen – und einzelne Schnäppchen gibt es schon.
Es scheint also, dass Irland-Urlauber von der Krise eher profitieren. Wer weiß mehr?