Der irische Katholizismus steht heute für ein rigides unterdrückerisches, autoritäres und anti-liberales Glaubenssystem, das von einer ausländischen Diktatur, der vatikanischen Autokratie der alten Männer gesteuert wird.  Diese faktisch fundierte Sichtweise ist relativ neuen Datums, in vergangenen Jahrhunderten galt der Katholizismus in Irland als bunte, vereinnahmende, flexible und liberale Religion.

Die Christen auf der Insel hatten keinerlei Probleme, Wesen und Wunder anderer Glaubenssysteme mit der offiziellen katholischen Lehre in Einklang zu bringen. Der weitläufige Poly- und Pantheismus, der die Natur als beseelt anerkannte, ließ neben den Christen-Geistern auch zahlreiche andere Gottheiten und Geistwesen gelten: von den Mitglidern des alt-irischen Götterhimmels bis zu den Feen, Elfen, den Hexen oder den Banshees.

Irische Ortsnamen erinnern auch an die Beklemmungen, unter denen phantasie-geplagte Inselbewohner früher gelitten haben müssen: The Hag´s Glen (Das Tal der Hexe), The Hag´s Tooth (der Zahn derselben), Tighe na Sidhe (das Feen-Haus), The Devil´s Elbow (Ellbogen des Teufels) oder The Devil´s Punch Bowl (Foto unten, die Bowle-Schüssel des Leibhaftigen) sind bekannte Orte im ländlichen Irland.  Die irische Landschaft mit ihren vielfältigen bizarren Formen regt bis heute die Phantasie des Menschen an, um in Bäumen und Felsen verborgene Wesen zu entdecken.  Der Steinkopf (Foto oben), mit kurzer, auf die Schädelplatte reduzierter Kampffrisur, blickt vom Hügel herunter auf die andere Seite. Was er wohl sieht? Was wir wohl sehen?