Seit gestern gilt hier in West Cork ein Gartenschlauch-Verbot. Viele Wasserspeicher im Südwesten Irlands sind schlecht gefüllt, die Pegel auf einem historischen Tiefstand. 30 Speicher haben bedrohlich geringe Reserven. Klimawandel und Trockenheit fordern ihren Tribut. Die Wasserbehörde Irish Water hat deshalb für West Cork eine Wasserspar-Verordnung aktiviert. Betroffen sind zunächst 38.000 Menschen in 14.000 Haushalten. Es ist bis zum 26. September verboten, den Garten mit einem Gartenschlauch zu gießen und Wasser zu verschwenden.
Wer mit dem Wasserschlauch erwischt wird, zahlt 125 Euro Strafe. Das allerdings ist äußerst unwahrscheinlich, weil es so etwas wie eine Wasserspar-Polizei nicht gibt und sich die Garda im ländlichen West Cork ziemlich rar macht. Das Gartenschlauch-Verbot ist zudem ein ziemlich vages Instrument, das nirgendwo ausführlich erklärt wird.
Was ist Wasserverschwendung? Die Medien werden nicht konkret. Man muss sich einige Mühe machen und die technischen Berichte von Irish Water lesen, um das zu verstehen. Demnach ist wohl verboten, mit einem Gartenschlauch den Garten zu wässern, ein Privat-Auto oder ein privates Freizeitboot zu putzen, einen privaten Swimmingpool, einen Gartenteich, künstliche Teiche und Seen, sowie Zierbrunnen zu füllen.
Die Wasserspar-Verordnung für den Südwesten Irlands ist möglicherweise nur der Anfang. Sie könnte auf ganz Irland ausgedehnt werden. Das trockene Wetter wird vielerorts auf der Insel in den nächsten zwei Wochen anhalten, Trockenheit und Dürre werden sich also verschärfen, dies bei deutlich gestiegenem Wasserverbrauch. Hier in West Cork erleben wir den trockensten und längsten Sommer mit den meisten Sonnenstunden seit unserer Ankunft vor 22 Jahren – und dies nach einem mäßig nassen Winter und einem trockenen Frühjahr. Alle Bäche sind seit Wochen schon ausgetrocknet, die Oberflächen der Seen haben sich sichtbar verkleinert. Auch für September rechnen die Meteorologen mit unterdurchschnittlichen Regenmengen.
Bereits jetzt müssen drei Wasserversorgungs-Speicher in Clonakilty, Coppeen und Drinagh mit Wasser aus Tankfahrzeugen aufgefüllt werden. Es werden weitere hinzu kommen. Irish Water hat zudem die Wasserzufuhr nachts regional gedrosselt. Auch Trinkwasser muss vereinzelt geliefert werden, beispielsweise auf Whiddy Island, wo die Fähre Trinkwasserkanister auf die Insel transportiert.
Noch ist die Lage nicht so dramatisch wie andernorts in Europa. Die Meteorologen sagen, dass sechs bis acht Wochen starker Regen genügen würden, um die Wasserspeicher wieder aufzufüllen.
Von der Wasserknappheit betroffen sind aktuell die Orte Adrigole, Allihies, Bantry, Bayview, Caheragh, Cahermore, Cape Clear, Castletownbere, Clonakilty, Cluain Court Allihies, Coppeen Crookhaven, Crosterra, Drinagh, Dromore Bantry, Dunmanway, Durrus, Dursey Island, Glengarriff, Goleen, Johnstown, Kealkill, Kilcrohane, Lyre Clonakilty, Reenmeen West, Skibbereen, Tarelton, Toormore und Whiddy Island.
PS: Wir betreiben einen eigenen Tiefbrunnen und sind deshalb vom Schlauch-Verbot ausgenommen.
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Fotos: Markus Bäuchle
Irland ist umgeben vom Meer, warum also werden keine Entsalzungsanlagen gebaut? In Spanien das unter extrem hohen Wassermangel leidet wurde an manchen Orten dieses Problem somit gelöst. Auch der Wasserverbrauch wird mit Wasseruhren pro m3 Registriert und verrechnet. Die Preise steigen mit dem Mehrverbrauch (Scala von 40m3 70m3 und 100m3) deutlich an somit werden Leute zum Sparen von Wasser animiert.
Als vor einigen Jahren auch Schlauchverbot herrschte, war ich doch überrascht, dass man mich im Hotel, in dem wir immer unsere zahlreichen Gäste untergebracht hatten, verständnislos anschaute, als ich fragte, ob es wirklich nötig sei, jeden Tag deren Bettwäsche neu zu beziehen und zu waschen. Schließlich blieben sie ausnahmslos eine Woche dort. Welcher Privatmensch wäscht jeden Tag seine Bettwäsche….
Kleiner Nachtrag: Ich sah diese Woche eine Dokumentation über die Dürre und Wasserknappheit in Deutschland. Eine Großstadt wie Frankfurt am Main kann ihren Wasserbedarf nicht mehr decken, ohne andere Quellregionen, in diesem Fall den Vogelsberg, massiv zu schädigen, weil das nach Frankfurt abfließende Wasser dort schon jetzt fehlt. Die Verteilungskämpfe um das Wasser haben auch in Deutschland längst begonnen.
Viel schockierender noch: Der große Frankfurter Stadtwald stirbt wegen fehlendem Grundwasser innerhalb weniger Jahre total ab. Selbst die alten Eichen sterben jetzt. In der Doku stand Frankfurts Umweltdezernentin heulend und hilflos im sterbenden Wald – und sagt den Satz: „Erst stirbt der Wald, und dann der Mensch“.
Hier in Irland wird einstweilen nur über „Versorgunsssicherheit“ diskutiert, darüber, ob die Bewohner, die Touristen, die Wirtschaft und die Bauern bei steigendem Bedarf und sinkenden Grundwasserspiegeln genug Wasser haben. Ob die Natur noch genug Wasser hat, wird nicht gefragt.
Dieser „Egoismus“ ist wohl überall auf der Welt gleich…
Wir betrachten mit Sorge die Entwicklung der Niederschläge in Irland in den letzten 10 Jahren. Nach unserem subjektiven Eindruck ist das Land permanent trockener geworden. Da wir auch einen eigenen Brunnen haben, fragen wir uns, wie lange der wohl noch Wasser gibt.
Gute Frage, Dieter.