Irish Ferries

 

“Weißt Du, wie Du Gott zum Lachen bringen kannst? Erzähl ihm Deine Pläne.”
Blaise Pascal

 

Karin und Paul reisen regelmäßig nach Irland. Sie wohnen in der Schweiz und bauen ihr künftiges Domizil in Kerry um. Auf der Rückreise im März erlebten die Beiden Abenteuerliches. Frei nach Wilhelm Busch: Erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt . . .  Hier berichten sie:

“Irland ist immer wieder eine Reise wert – so viel ist sicher. Damit wir für drei Wochen genug Reisegepäck transportieren und relativ unabhängig reisen konnten, hatten wir für die Überfahrt nach Irland wieder einmal eine Fähre von Cherbourg nach Rosslare gebucht. Der Hinweg mit Stenaline war relativ unspektakulär.

Für die Rückreise erhielten wir drei Tage vor Abfahrt die Nachricht, dass die Fähre von Irland zurück nach Cherbourg “aufgrund ungünstiger Wettervorhersage” von Samstag auf Sonntag verschoben wurde; noch dazu wurden wir informiert, dass die Rückreise 21 Stunden statt ansonsten 18 Stunden dauern würde. Da kam Freude auf. Wir  vermuteten, dass hinter der Verschiebung in Wahrheit die Zusammenführung verschiedener Fährverbindungen mit wenig Kundschaft stecken könnte und hinter der verlängerten Fahrzeit mit geringem Tempo der Wunsch nach Kosteneinsparung aufgrund der plötzlich erhöhten Ölpreise.

Der drohende Termindruck ließ uns nach Alternativen suchen – und wir wurden fündig. Die W.B. Yeats,  ein deutlich größeres Schiff der Irish Ferries (Foto), würde zur ursprünglich geplanten Abfahrtszeit fahren, allerdings von Dublin aus. Bei Irish Ferries hatte man hinsichtlich des drohenden Sturmtiefs offenbar keine Bedenken. Wir buchten und machten uns auf den Weg nach Dublin, wo die Riesenfähre für über 1200 Autos bereit stand und pünktlich los fuhr.

Beim Abendessen am weiß gedeckten Tisch war schon spürbar, dass die Stabilisatoren des Kahns auf Hochtouren liefen. Was sollte schon passieren auf einer derart großen Fähre, die locker zehn Meter hohe Wellen verkraften kann? Daher schenkten wir auch den wiederholten Informationen zu möglichen Evakuierungsmaßnahmen und dem Hinweis auf etwas verlangsamte Fahrt bei höherem Wellengang keine weitere Beachtung.

in der Nacht wurde es dann wirklich ungemütlich. An Schlaf war nicht zu denken. Die Irische See tobte. An unserer Kabine im 8. Stock peitschte die Gischt ans Fenster. Die Wellen müssen 15 bis 20 Meter hoch gewesen sein. Als dann die Wasserflaschen durchs Zimmer flogen und wir im Bett hin und her geschaukelt wurden wie auf einem Rollercoaster, wurde uns klar: Wir waren in schwerem Wetter unterwegs.

Uns wurde nun etwas mulmig, wir sahen unser Auto im Car Deck vor unserem inneren 3D-Kino schon zu einem Blechhaufen zusammen geknüllt, während die Fähre wiederholt laut und hart auf den Brechern aufsetzte, als wären sie aus Beton. Irgendwann wurde es wieder ruhiger, und wir konnten etwas schlafen.

Der Morgen zeigte sich sonnig bei ruhiger See, und das Handy hatte sogar Empfang: von Vodafone Ireland. Wie konnte das sein – wir sollten doch bald in Frankreich sein? Die erste SMS des Tages kam von der Fährgesellschaft. Aufgrund der Wetterverhältnisse auf hoher See sei die Fähre erheblich beschädigt worden. Man habe deshalb aus Sicherheitsgründen entschieden, zu wenden und nach Dublin zurück zu kehren. Beim Blick aus dem Fenster war schon Land in Sicht. Hurra – wir waren wieder zurück in Irland – und wir lebten noch! Wir bekamen zum Trost einen kostenlosen Kaffee und wurden sehr freundlich behandelt, wobei wir bis zum Schluss im Ungewissen darüber blieben, was mit der Fähre und auch mit unserem Auto passiert war.

Der Offizier sagte uns lediglich, dass diese Fähre “in den nächsten Tagen sicher nicht mehr fahren kann”. Nach und nach wurden die Halter von Fahrzeugen aufgerufen, die nahe der Tür geparkt hatten und deren Autos offenbar beschädigt worden waren. Banges Warten – unsere Autonummer wurde nicht aufgerufen. Wir hatten Glück.

Tatsächlich konnten wir nach 21 Stunden wohlbehalten von der W.B. Yeats herunter fahren – und direkt weiter zur ursprünglich gebuchten Stenaline-Fähre nach Rosslare im County Wexford, die pünktlich ablegte und uns sicher über das Wasser brachte.”

 

Irlandnews fragte bei Irish Ferries nach, was sich auf der Überfahrt der W.B. Yeats am 11. März von Dublin Richtung Cherbourg ereignet hat. Hier die nüchterne Antwort mit der Erkenntnis, dass sich die Fähre immerhin zehn Tage von der wilden Reise “erholen” musste:

“Irish Ferries kann bestätigen, dass die Fahrt der W.B. Yeats am Samstag, den 11. März 2022, von Dublin nach Cherbourg durch schwereres Wetter als vorhergesagt beeinträchtigt wurde, was einige kleinere Schäden auf dem oberen Autodeck verursachte. Das Schiff kehrte nach Dublin zurück, was das normale Protokoll bei solchen Ereignissen ist. Irish Ferries hat die betroffenen Passagiere umgeleitet und entschuldigt sich für die wetterbedingten Unterbrechungen. Die W.B. Yeats kehrte am Dienstag, den 22. März, in den Dienst zurück.”