In einem Land, in dem das Klima bisweilen unberechenbar ist, werden zuverlässige Wetter-Propheten in Ehren gehalten. Umso mehr, wenn ihre Erkenntnisse nicht modernen wissenschaftlichen Methoden geschuldet sind sondern dem uralten Geheimwissen, das nur jahrzehntelange Naturbeobachtung erschließen kann. Michael Gallagher, ein 61jähriger Briefträger aus dem Nord-County Donegal, ist einer dieser irischen Wetterpropheten, die es sogar in die seriösen Tageszeitungen und ins Fernsehen schaffen, weil sie den Menschen etwas über die Zukunft “verraten”.

Michael Gallagher jedenfalls hat die Natur ausgiebig gelesen in den letzten Wochen und kommt zum Schluss:  Es wird in Irland weiße Weihnachten geben. Die Chance, dass am 25. Dezember Schnee auf der Insel liegt, ist dem Briefträger zufolge “sehr, sehr groß. 90 Prozent.” Woher der Mann aus dem Glenfin Valley das weiß?

Ganz einfach: Die Sonne über den Blue Stack Mountain wirft ein rötlich-braunes Licht in die Ebene. Schafe und Rinder drängen aus den Bergen und wollen in die Ställe. Der Fuchs verstärkt seine Bemühungen, an saftige Hühner zu gelangen und heult um zwei Uhr in der Nacht laut. Alle Wildtiere zeigen großen Hunger, denn sie wissen, was auf sie zukommt. Seine letzte Gewissheit zieht der “Postman” aus dem Wuchs des Grases im Oktober und aus der Menge der roten Beeren am Weißdorn.

Michael Gallagher hatte es vor zwei Jahren zu nationaler Berühmtheit gebracht, als er verzweifelten Inselbewohnern das Ende des anhaltenden Sommerregens versprach – und Recht behielt. Also: Schaumermal, ob der Sugarloaf in West Cork (Foto) am 1. Weihnachtstag eine weiße Mütze trägt.