Die wahre Konkurrenz der ehrbaren Kaufleute in Irlands Einkaufsstraßen betreibt ihr kostensparendes Geschäft im Internet und liefert die Ware aus unscheinbaren Hochregallagern in preiswerten Gewerbeimmobilien. Seit einiger Zeit wirbt “Pro Musica” auf Corks “Oliver Plunkett Street”, einer der größten stationären Musikalienhändler des Landes, mit diesem Plakat:

Das renommierte Geschäft für Musikinstrumente im Herzen von Cork City muss weniger die Konkurrenz auf der anderen Seite des River Lee fürchten als einen Musikalienhändler aus dem bayerischen Bamberg. Hans Thomann, der das von seinem Vater im Jahr 1954 gegründete traditionelle Musikgeschäft mit großem Erfolg ins Internet führte, regiert heute über eine europaweite Kundendatei mit 2,4 Millionen aktiven Adressen. Bestellt wird im Internet, geliefert meist kostenlos in alle Ecken und Enden Europas – und das zu äußerst konkurrenzfähigen Preisen.

Was bei Thomann fehlt, ist allein das Flair des Ortes, der Geruch der Instrumente, ihr Klang, wenn fingerfertige Profis sie probespielen, das einladende Wesen der Kassiererin, die Fach-Chats mit den Verkäufern, das Ausprobieren-Können, auch die Möglichkeit, Gleichgesinnte zu treffen.
Vor wenigen Tagen starb der legendäre Gitarrenbauer Les Paul mit 94 Jahren – ein Gottvater des Rock&Roll. Im “Pro Musica” in der Plunkett stehen sie aufgereiht zum Verkauf und zum Betrachten, all seine wunderbaren Gitarrenkreationen – die Gibson Les Paul, die Epiphone. Les Paul, eine Legende, sinnlich, fühlbar, hörbar, betastbar (auch wenn man das bei Pro Musica gar nicht mag…)

Ob all die sinnlichen Vorzüge aber zum Überleben in Corks Einkaufsstraßen reichen, wenn der Thomann aus Bayern das Band-Equipment pfeilschnell und zuverlässig zum Kampfpreis auf die Insel schickt? Wir werden sehen und hören.